Gaza: Tote und Verletzte bei Angriff auf katholische Pfarrei
Das teilten Vertreter der katholischen Kirche mit. Nach ihren Angaben ist unter den Verletzten auch der Pfarrer, Gabriel Romanelli; er habe eine Verwundung am Bein davongetragen. Der aus Argentinien stammende Ordensgeistliche stand dem verstorbenen Papst Franziskus sehr nahe, und die beiden hatten während des Krieges im Gazastreifen oft miteinander gesprochen. Die Kirche wurde bei dem Angriff beschädigt, wie weiter mitgeteilt wurde. Zeugen sprachen von der Explosion einer Granate oder vom Beschuss durch einen Panzer.
Pizzaballa: ?Wir werden sie nicht im Stich lassen“
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem gab an, die Toten seien ein junger Mann und eine ältere Frau. Die gezielte Tötung von Zivilisten sei durch nichts zu rechtfertigen. Der Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, reagierte gegenüber Radio Vatikan kurz nach dem Bekanntwerden der Nachrichten aus Gaza bestürzt. ?Unsere Informationen sind noch bruchstückhaft, weil die Kommunikation mit Gaza schwierig ist – besonders heute. Es heißt, dass es sich um einen Irrtum eines israelischen Panzers gehandelt habe, aber wir wissen nichts Genaues. Sie haben direkt die Kirche getroffen.“
Die israelische Armee äußerte Bedauern und kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Das Außenministerium beteuerte, die Armee nehme kirchliche Gebäude nicht gezielt ins Visier.
Schon im Dezember 2023 war das Gelände der Pfarrei im Stadtviertel Zeitoun von Gaza-Stadt bei einem israelischen Luftangriff getroffen worden; zwei Frauen starben. ?Wir versuchen ständig, Gaza auf jede erdenkliche Weise zu erreichen, direkt oder indirekt. Jetzt wird man erst einmal verstehen müssen, was genau geschehen ist und was man jetzt tun kann, um unsere Leute zu beschützen. So etwas darf sich niemals wiederholen! Wir werden sie sicher niemals im Stich lassen.“
Einzige katholische Pfarrei im Gazastreifen
Die Pfarrei der ?Heiligen Familie“ ist die einzige katholische Pfarrei im Gazastreifen. Sie bietet auf ihrem Gelände sowohl Christen als auch Muslimen Schutz, darunter auch einer Reihe von Kindern mit Behinderungen. Das sagte Fadel Naem, der stellvertretende Direktor des Al-Ahli-Krankenhauses, das die Verletzten aufgenommen hat, der Nachrichtenagentur AP. Nach kirchlichen Angaben haben etwa 500 Menschen auf dem Gelände der Pfarrei Zuflucht gesucht.
Meloni verurteilt Angriffe auf Zivilbevölkerung in Gaza
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni machte Israel für den Angriff auf die Kirche verantwortlich. ?Die Angriffe auf die Zivilbevölkerung, die Israel seit Monaten verübt, sind inakzeptabel. Keine militärische Aktion kann eine solche Haltung rechtfertigen“, sagte sie. Auch der Verband europäischer Bischofskonferenzen (Comece), der Souveräne Malteserorden, die italienische Bischofskonferenz und weitere Akteure verurteilten den Angriff.
Die Kirche liege nur einen Steinwurf vom Al-Ahli-Krankenhaus entfernt, sagte Naem. Er wies darauf hin, dass das Gebiet um die Kirche und das Krankenhaus seit über einer Woche wiederholt angegriffen worden sei. Bei Angriffen auf Gaza am Donnerstag wurden laut Angaben lokaler Krankenhäuser mindestens drei Menschen getötet, darunter einer in Gaza-Stadt und einer im Flüchtlingslager Bureij im Zentrum von Gaza.
Bisher drei Todesopfer bestätigt
Bei dem dritten Opfer handelt es sich um eine etwa 70-jährige Frau, bestätigte Caritas Jerusalem am Donnerstag auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Zum Zeitpunkt des Angriffs habe sie in einem Caritas-Zelt auf dem Pfarreigelände psychosoziale Unterstützung gesucht. Zuvor waren der Tod des 60-jährigen Hausmeisters der Pfarrei sowie einer 84-Jährigen bestätigt worden, die sich ebenfalls in dem Caritas-Zelt aufgehalten hat. Alle drei starben nach Kirchenangaben an ihren schweren Verletzungen.
Franziskus rief häufig in der Pfarrei an
In den letzten 18 Monaten seines Lebens hat Papst Franziskus oft in der einzigen katholischen Kirche im Gazastreifen angerufen, um zu erfahren, wie die Menschen, die dort Zuflucht suchen, mit der Lage zurechtkamen.
Laut dem Bericht des US-Außenministeriums über internationale Religionsfreiheit für das Jahr 2024 leben nur ungefähr tausend Christen in Gaza, einem überwiegend muslimischen Gebiet. Dem Bericht zufolge sind die meisten palästinensischen Christen griechisch-orthodox, aber es gibt auch andere Christen, darunter römisch-katholische.
Krieg begann mit Terrorangriff der Hamas auf Israel
Der Krieg begann mit dem grenzüberschreitenden Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023. An diesem Tag töteten Extremisten etwa 1.200 Menschen, überwiegend Zivilisten, und entführten 251 Menschen, von denen die meisten inzwischen im Rahmen von Waffenstillstandsabkommen oder anderen Vereinbarungen freigelassen wurden. Fünfzig israelische Geiseln werden noch immer festgehalten, weniger als die Hälfte von ihnen sind vermutlich noch am Leben.
Bei der Vergeltungsoffensive Israels wurden laut Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza über 58.000 Palästinenser getötet, wobei Frauen und Kinder mehr als die Hälfte der Todesopfer ausmachen. In der Zählung wird nicht zwischen Zivilisten und Militanten unterschieden. Das Ministerium ist Teil der von der Hamas geführten Regierung, wird jedoch von Medizinern geleitet. Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen betrachten seine Zahlen als die zuverlässigste Zählung der Kriegsopfer.
(ap/vatican news/kna – sk)
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