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Schlammbedeckte Trümmer nach einem Erdrutsch in Tarasin, Region Jebel Marra im Sudan (Agenturbild) Schlammbedeckte Trümmer nach einem Erdrutsch in Tarasin, Region Jebel Marra im Sudan (Agenturbild)  (AFP or licensors)

Darfur: Caritas prangert vergessene Krise im Sudan an

Der Chef von Caritas Afrika, Pierre Cibambo, berichtet im Interview mit Vatican News, dass die Lage nach dem Erdrutsch in Darfur für die katholische Kirche und das Bistum El Obeid so dramatisch sei wie nie zuvor. Der schwere Erdrutsch vor gut einer Woche hat die Situation in dem Bürgerkriegsland weiter verschärft - über die Krise werde aber kaum berichtet und Hilfe fehle, klagt der Kirchenmann.

Paul Samasumo und Stefanie Stahlhofen  – Vatikanstadt

Anfang dieses Monats hat Papst Leo XIV. ein Ende des Bürgerkriegs im Sudan gefordert. Er drängte die internationale Gemeinschaft, mehr zu tun, um das Land angesichts der weit verbreiteten Hungersnot, der Cholera-Ausbrüche und der verheerenden Erdrutsche in der Region Darfur zu unterstützen. Der Papst forderte humanitäre Korridore und koordinierte internationale Maßnahmen zur Bewältigung der Krise. Getan hat sich fast zehn Tage später in Darfur wenig. Das beklagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Präsident von Caritas-Afrika, Pierre Cibambo:

Darfur: Eine vergessene Krise

„Ich muss sagen, dass die Worte des Heiligen Vaters sehr treffend sind. Sie zielen darauf ab, die weltweite Aufmerksamkeit darauf zu lenken, denn die Krise in Darfur kann als vergessene Krise bezeichnet werden. Sie ist vergessen, weil nicht viel unternommen wird, um das Leid dieser Menschen zu lindern. Caritas Internationalis versucht gemeinsam mit der ACT Alliance – einer globalen, auf Glauben basierenden Koalition protestantischer Organisationen – das Leid zu lindern. Wir haben einige Gelder gesammelt, die helfen können, aber es gibt weiterhin operative Herausforderungen, insbesondere Zugangsprobleme aufgrund von Sicherheitsbedenken.“

Der Präsident von Caritas-Afrika, Pierre Cibambo
Der Präsident von Caritas-Afrika, Pierre Cibambo
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„Die Worte des Heiligen Vaters sind sehr treffend. Die Krise in Darfur kann als vergessene Krise bezeichnet werden. Sie ist vergessen, weil nicht viel unternommen wird, um das Leid dieser Menschen zu lindern“

Katholiken in der Minderheit - Mittel begrenzt

El-Obeid, Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Kordofan, ist ein strategischer Knotenpunkt, der Khartum mit Darfur verbindet. Laut Statistiken aus dem Jahr 2023 umfasst die Diözese El Obeid knapp 14 Millionen Menschen - als katholisch bezeichnen sich nur etwa 0,8 Prozent von ihnen.

„Wir haben einige Gelder gesammelt, die helfen können, aber es gibt weiterhin operative Herausforderungen, insbesondere Zugangsprobleme aufgrund von Sicherheitsbedenken“

Bischof von El Obeid will nach Genf reisen

Der Erdrutsch ereignete sich Ende August - inmitten eines seit April 2023 andauernden Krieges, der bereits mehr als 40.000 Todesopfer gefordert und mindestens 13 Millionen Menschen vertrieben hat. Die Kämpfe behindern die Lieferung humanitärer Güter, was die Lage für die Zivilbevölkerung zusätzlich verschlechtert. Cibambo berichtet, dass die Caritas bei Krisen immer mit lokalen Partnern zusammenarbeite. Die Kapazitäten des Bistums El Obeid seien allerdings sehr begrenzt und die Helfer der Kirche vor Ort „extrem gefährdet“:&²Ô²ú²õ±è;

„Die Kirche vor Ort in Darfur ist wirklich sehr verletzbar in diesem Kontext. Weil sie an vorderster Front steht. Die Leute leben dort. Sie sterben dort. Und manchmal bemerkt das niemand. Diese Realität ist wirklich dramatisch“

„Die Kirche vor Ort in Darfur ist wirklich sehr verletzbar in diesem Kontext. Weil sie an vorderster Front steht. Die Leute leben dort. Sie sterben dort. Und manchmal bemerkt das niemand. Diese Realität ist wirklich dramatisch“, sagt uns Caritas-Afrika Chef Cibambo.

Damit die Caritas und die Ortskirche mehr Hilfe bekommen, will der Bischof von El Obeid, Yunan Tombe Trille Kuku, nach Genf in der Schweiz reisen. Er möchte vor einigen UN-Organisationen und humanitären Organisationen sprechen, um auf die prekäre Lage in Darfur und im gesamten Sudan aufmerksam zu machen.

Ein Land in Trümmern

Ähnlich äußert sich auch Cibambo im Interview mit uns:  „Wir sprechen über Darfur, aber die Krise betrifft den gesamten Sudan“, betont der Caritas-Afrika-Präsident. „In Khartum zum Beispiel ist fast nichts mehr übrig – keine funktionierenden Gesundheitsdienste, keine Stromversorgung, keine grundlegende Infrastruktur. Die Menschen leben in Elend. Diese Situation unterstreicht, dass Frieden dringend nötig ist – und wir glauben, dass Frieden noch möglich ist.“

„Die Menschen leben in Elend. Diese Situation unterstreicht, dass Frieden dringend nötig ist – und wir glauben, dass Frieden noch möglich ist“

Seit im April 2023 der Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Nationalarmee und ihren ehemaligen Verbündeten, den Rapid Support Forces (RSF), im Sudan ausgebrochen ist, liegen weite Teile des Landes in Trümmern. Die Angriffe auf Minderheiten gehen auch in den sudanesischen Bundesstaaten Darfur und Kordofan weiter -  und sie sind dokumentiert. Die Rapid Support Forces (RSF) und die sudanesischen Streitkräfte (SAF) haben sich an weit verbreiteter Gewalt, Vertreibung und Menschenrechtsverletzungen beteiligt. Internationale Gremien wie die Vereinten Nationen (UNO) und der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) haben gezielte Angriffe auf Zivilisten verurteilt und dabei systematische sexuelle Gewalt, ethnische Verfolgung und Behinderung humanitärer Hilfe angeprangert.

Caritas-Afrika*

In der Caritas-Afrika sind 46 nationale Caritas-Organisationen unter einem Dach vereint. Cibambo steht seit Mai 2023 an der Spitze dieses Netzwerks, das alle afrikanischen Subsahara-Staaten sowie einige Länder im Indischen Ozean und Atlantik umfasst. 

* Informationen von Kathpress, Stand 2024

(vatican news - sst)

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12. September 2025, 11:08