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P. Nikodemus (rechts) mit dem orthodoxen Theologen Stefanos Athanasiou P. Nikodemus (rechts) mit dem orthodoxen Theologen Stefanos Athanasiou 

Fünf Minuten mit Abt Nikodemus (4)

Er lebt und betet an einem der heißesten Punkte des Nahen Ostens: Der Benediktiner Nikodemus Schnabel, Abt in Jerusalem. Unsere Mini-Serie.

Wir wollten von Pater Nikodemus wissen, was er als Ostkirchen-Experte vom Thema Synodalität hält. Kann die katholische Kirche da etwas von den Orthodoxen lernen? Katholische und orthodoxe Kirche haben ja in den letzten Jahren zwei Dialogdokumente zu diesem Themenfeld veröffentlicht, die Dokumente von und …

„Das große Thema Synodalität beschäftigt uns als katholische Kirche jetzt schon seit ein paar Jahren; ich finde es auch wichtig. Es ist eine Hausaufgabe, die wir uns als katholische Kirche sehr klar gegeben haben… Die katholische und die orthodoxe Kirche haben in den letzten Jahren die Reizthemen angesprochen, bei denen es ökumenisch Misstrauen gibt, nämlich Primatialität und Synodalität. Dabei wurde klar, dass es auf lokaler Ebene, sprich auf der Diözesanebene, da keinen Bedarf gibt; da gibt es sehr klar einen Bischof, der auch sein Beratungsgremium hat, da müssen wir jetzt gar nicht groß herumwerkeln.

„Auf regionaler Ebene ist die orthodoxe Kirche hervorragend aufgestellt - die katholische nicht“

Auf regionaler Ebene haben wir festgestellt: Oh, da ist die orthodoxe Kirche hervorragend aufgestellt. Man denke an die autokephalen Kirchen Patriarchat von Rumänien, von Bulgarien, von Georgien oder das orthodoxe Patriarchat von Jerusalem – da gibt es eine sehr klare Identität, sehr klare Struktur. In der katholischen Kirche gibt es Bischofskonferenzen… ja, aber was ist das, und was können die kirchenrechtlich? Also, letztendlich haben wir nichts Vergleichbares. Das heißt hier die klare Hausaufgabe: Wir müssen regional als katholische Kirche ganz klar Hausaufgaben machen. Umgekehrt sieht es bei der universalen Ebene auf, wo wir als katholische Kirche mit dem Heiligen Stuhl, der Kurie, sehr gut aufgestellt sind und wo die orthodoxe Kirche Hausaufgaben zu machen hat.

Orthodoxer Mönch auf dem Berg Athos - Aufnahme von 2021
Orthodoxer Mönch auf dem Berg Athos - Aufnahme von 2021

Der Protos darf nichts tun ohne die Zustimmung aller

So – das war die eine Stoßrichtung, und die andere ist genau diese Frage der Primatialität und Synodalität, ganz allgemein. Da kann man natürlich sagen: Ja, von der Primatialität her sind wir als katholische Kirche stark (man denke an den Papst), von der Synodalität hingegen die orthodoxe Kirche. Aber es ist ein bisschen komplexer, denn man hat in diesen Dokumenten gefragt: Was ist eigentlich der Weg, den wir gehen wollen? Und da hat man gemeinsam den Apostolischen Kanon 34 entdeckt, der sagt: Es muss einen Protos, es muss einen Ersten geben, der aber nichts tun darf ohne die Zustimmung aller. Und natürlich haben das dann beide Seiten je nach Gusto für sich ausgeschlachtet. Die einen haben erklärt: Der Papst kann gar nichts mehr entscheiden, sondern braucht immer mehr Rückversicherung, und die Katholiken haben erklärt: Ja, die Orthodoxen haben endlich erkannt, sie brauchen einen Papst.

In Wirklichkeit ist es eigentlich eine gemeinsame Hausaufgabe auf dem Weg: Wie können wir glaubwürdiger Kirche sein? Für die katholische Kirche lautet die Hausaufgabe: die regionale Ebene entdecken. Und für die orthodoxe: die universale Ebene entdecken. Für uns als katholische Kirche das Synodale, für die orthodoxe Kirche das Primatiale – aber eben nicht als ‚copy and paste‘. Denn letztendlich geht es um eine gemeinsame Hausaufgabe.

„Es gibt ja das Vorurteil, der Papst könne quasi einmal husten, und gleich würde die ganze katholische Welt mit über 1,4 Milliarden Katholiken zittern“

Ein Interview mit Abt Nikodemus Schnabel, Jerusalem - Radio Vatikan

Es gibt ja das Vorurteil, der Papst könne quasi einmal husten, und gleich würde die ganze katholische Welt mit über 1,4 Milliarden Katholiken zittern. In Wirklichkeit sagen die letzten Päpste (und ich prognostiziere, dass Papst Leo diesen Weg weitergehen wird): Ja, ich brauche Beratung, ich brauche Foren, wo es Austausch gibt, wo es Rückversicherung gibt. Die Welt wird immer komplexer; da ist es wichtig, zu hören, was die Peripherie, was das Zentrum sagt: aber letztendlich braucht es auch jemanden, der dann sagt: So machen wir das, so ist der Weg.

Was in der orthodoxen Kirche die Synodalität betrifft – ich sehe in Jerusalem, dass der griechisch-orthodoxe Patriarch eine Vollmacht hat, die den Papst in Rom neidisch machen könnte. Man muss also immer genau hinschauen, was Anspruch ist und was Realität… Ich glaube, wir als katholische Kirchen müssen auch unsere Primatialität noch mal durchleuchten…“

In der nächsten – der letzten – Folge fragen wir Abt Nikodemus, ob man als Christ fanatisch wird, wenn man im Hl. Land lebt. Oder abgestumpft. Oder gläubiger...

(vatican news – sk)
 

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18. Juli 2025, 15:58