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Nicht für alle idyllisch: Blasphemie-Prozesse gegen Christen sind in Pakistan an der Tagesordnung Nicht für alle idyllisch: Blasphemie-Prozesse gegen Christen sind in Pakistan an der Tagesordnung  (AFP or licensors)

Pakistan: Angeklagter in Blasphemiefall freigesprochen

In Pakistan wurde nach sechs Monaten Haft ein geistig beeinträchtiger Jugendlicher freigesprochen, der wegen angeblicher Blasphemie einsaß. In seiner mehrheitlich muslimischen Heimat hat er aber keinen Platz mehr. Das ist nicht der erste Fall.

Ein Anti-Terror-Gericht in Pakistan hat am Donnerstag den geistig behinderten christlichen Jugendlichen Farhan Masih freigesprochen. Er war im Januar in seinem Haus verhaftet, nachdem ihn ein örtlicher Bauer wegen Blasphemie angezeigt hatte. Man bezichtigte ihn abfälliger Bemerkungen über Persönlichkeiten des Islam und der Anstachelung zu konfessioneller Gewalt, was in Pakistan als Terrorismus gilt.

Masihs Anwalt, Kashif Nemat, erklärte der Nachrichtenagentur ucanews zufolge, dass Blasphemiefälle seit letztem Jahr ohne gesetzliche Grundlage mit Terrorismus in Verbindung gebracht werden. Die Polizei habe „kein explosives Material gefunden, und er hat auch keine Hassreden gehalten oder beleidigende Flugblätter verteilt“, erklärte er am vergangenen Freitag. Dem Freigesprochenen sei demnach geraten worden, nicht in sein Dorf zurückzukehren, sondern anderswo ein neues Leben zu beginnen, da sein Leben in dem mehrheitlich muslimischen Gebiet in Gefahr sei.

Fünf Monate ohne Verfahren in Haft

Kein Grund zum Feiern sei der Freispruch, sondern „eine deutliche Erinnerung an die Ungerechtigkeit der pakistanischen Blasphemiegesetze“, beklagt unterdessen der Minderheitenaktivist Joseph Janssen: Ein psychisch kranker und verarmter Christ sei „fälschlicherweise beschuldigt, als Terrorist abgestempelt und fast fünf Monate lang ohne ordentliches Verfahren inhaftiert“ worden, so Jansen.

Der Staat habe seine Erkrankung ignoriert und sich auf die Seite der extremistischen Ankläger gestellt: „Farhan hätte nie mit Terrorismusvorwürfen konfrontiert werden dürfen, er hätte nie das Trauma ertragen müssen, das ihm und seiner Familie zugefügt wurde“, so Jansen. Man habe ihn schlicht dafür bestraft, ein Christ in einer feindseligen Umgebung zu sein.

Mobgewalt und Lynchen der Regelfall

Der Aktivist fordert dringende rechtliche Reformen. „Farhans Leidensweg ist keine Ausnahme“, so Jansen, sondern die düstere Realität für Christen in ganz Pakistan. „Wir bitten nicht um Gerechtigkeit, wir fordern sie. Ohne wirkliche Rechenschaftspflicht werden noch mehr unschuldige Leben zerstört werden.“

Die pakistanischen Blasphemiegesetze sehen die Todesstrafe für die Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed vor. Bislang wurde noch niemand wegen Blasphemie hingerichtet; Mobgewalt und Lynchjustiz an den Angeklagten sind aber der Regelfall. Aktivisten beklagen, die Blasphemiegesetze würden missbraucht, um persönliche Rechnungen zu begleichen. Nach Angaben des Zentrums für soziale Gerechtigkeit in Lahore wurden zwischen 2020 und 2024 mindestens 53 Christen wegen Blasphemie angeklagt; im vergangenen Jahr sind die Zahlen deutlich angestiegen.

(ucanews – lv)

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14. Juni 2025, 10:25