杏MAP导航

Suche

Missbrauch - Symbolfoto Missbrauch - Symbolfoto 

D: Purpurbuchen als Missbrauchs-Mahnmale

Das Erzbistum K?ln hat die Aktion ?Purpurbuchen“ ins Leben gerufen: Kirchengemeinden pflanzen B?ume und stellen Gedenktafeln auf, um der Betroffenen sexuellen Missbrauchs zu gedenken. Warum sind diese dezentralen Gedenkorte wichtig?

Und wie kam es zu dieser Initiative? Das fragte unser Partnersender Domradio Jan-Luca Helbig; er ist Referent in der Stabsstelle ?Intervention & Aufarbeitung“ im Generalvikariat des Erzbistums Köln.

?Die Idee stammt ursprünglich von einer Betroffeneninitiative aus dem Bistum Münster, und viele Kirchengemeinden haben sich dieser Idee letztes Jahr angenommen und sie umgesetzt. Ich hoffe, dass wir im Erzbistum Köln auch ebenso viele Menschen für diese Idee begeistern können – und mal sehen, vielleicht gibt es diese Aktionen nächstes Jahr auch in anderen Bistümern?“

Missbrauchs-Mahnmale in Pfarreien - Radio Vatikan

Eine sachliche und eine bildhaftere Version

Bei der Aktion sollen Purpurbuchen gepflanzt werden – und zwar dezentral in Kirchengemeinden. Dazu gibt es eine Gedenktafel aus Edelstahl, die das Erzbistum entworfen hatte. ?Und den Text für die Tafeln haben die Mitglieder des Kölner Betroffenenbeirats entworfen. Es gibt da zwei Versionen: Eine ist eher sachlich, nachdenklich, die andere ist deutlich bildhafter. Die Gemeinden können sich aussuchen, welche Tafel oder welchen Text sie wählen möchten. Man kann die Tafel kostenlos bis Ende September über unser Onlineportal anfordern.“


Der 18. November ist von der deutschen Bischofskonferenz zum Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs bestimmt worden; vor allem an diesem Tag sollen – im Erzbistum Köln und in anderen Bistümern – solche dezentralen Gebets- und Gedenkorte entstehen. ?Der Baum liegt in der Eigenregie der Gemeinden, die auf örtliche Gärtnereien zugehen müssen und dann eben auch ein passendes Exemplar für die Gegebenheiten vor Ort aussuchen sollen. Es sollte schon eine Purpurbuche sein; sie ist ja ein besonderer Baum, sie hat eine ganz charakteristische Farbe, die an das Leid der Betroffenen erinnern soll. Doch wenn das irgendwo aus irgendwelchen Gründen absolut nicht möglich ist, dann ist sicherlich ein anderer Baum besser als gar kein Baum.“

Keine Stolpersteine

Wenn man nach Beispielen für dezentrale Mahnmale sucht, dann kommt man schnell auf die Stolpersteine. Sie erinnern im Straßenpflaster vor Hauseingängen vieler Städte und Dörfer an verfolgte und getötete Juden, die hier einmal gewohnt haben. Helbig findet, dass man die Stolpersteine durchaus mit den dezentralen kirchlichen Missbrauchs-Mahnmalen vergleichen kann.

?Allerdings ist es in dieser Aktion ja so, dass es die Kombination mit einem Baum, mit einer Purpurbuche gibt – und dadurch wird dieser Erinnerungsort natürlich zu einem lebendigen Ort, der auch wächst. So, wie unsere Solidarität mit Betroffenen wachsen muss. Und es ist auch nicht eine personalisierte Geschichte für eine Person; es geht auch nicht darum, bestimmte Tatorte zu markieren. Deshalb sind auch alle Gemeinden eingeladen, eine Gedenktafel anzubringen, ganz egal, ob vor Ort Missbrauchsfälle bekannt sind oder nicht.“


Betroffene in Planung mit einbeziehen

Es geht, so betont der Referent, um alle Betroffenen von sexuellem Missbrauch im ganzen Erzbistum Köln. Die Mahnmale sollen Orte werden, die die Bestürzung über das Ausmaß der furchtbaren Missbrauchs-Skandale in der katholischen Kirche in Deutschland wachhalten. 2010 brachte der Jesuit Klaus Mertes den Stein ins Rollen, als er Missbrauchsfälle an dem von ihm geleiteten Berliner Canisiuskolleg öffentlich machte.

?Bei der Gedenkkultur, die wir hier haben, ist es ganz zentral, Betroffene anzusprechen und auch in die Planung mit einzubeziehen, wenn sie das möchten. Das ist immer die Voraussetzung, und ich würde mich freuen, wenn Menschen an diesem Baum vorbeikommen und denken: ?Ach ja, da war ja was – in unserer Kirche, aber auch in unserer ganzen Gesellschaft gibt es dieses schreckliche Phänomen Missbrauch‘. Und wir müssen uns eben jeden Tag daran erinnern und einsetzen, wenn wir mit anderen Menschen in den Kirchengemeinden zusammenarbeiten.“

Eine basisnahe und flächendeckende Form des Gedenkens

Blutrote Blätter, hängende Ästen – an vielen Stellen im Erzbistum Köln sollen Blutbuchen im Gedenken an Missbrauchsfälle gepflanzt werden. Helbig wünscht sich ?eine basisnahe und flächendeckende Form“ des Gedenkens. ?Natürlich sind manchmal auch zentrale Aktionen wichtig, also zum Beispiel hier am Kölner Dom oder generell in den großen Zentren. Aber dabei ist natürlich wichtig, dass es niemals um Selbstdarstellungen gehen darf, sondern um Sensibilisierung für ein sehr wichtiges Thema; und wir dürfen nicht vergessen, dass sexueller Missbrauch immer auch eine ganz konkrete Geschichte vor Ort hat. Deswegen halte ich es für enorm wichtig, dass wir uns auch in den Kirchengemeinden mit dem Thema Missbrauch auseinandersetzen. Dass wir dort ins Gespräch kommen, sprachfähig werden und sensibilisieren und uns auch solidarisieren mit den Betroffenen von sexuellem Missbrauch, weil das auch im Sinne der Prävention ist.“


Mit Blick auf den Gedenktag Mitte November hat das Erzbistum eine Konzeptionsbroschüre erstellt, in der es auch um Begleitveranstaltungen geht. ?Am und um den 18. November sollen diese Pflanzaktionen natürlich in Gemeinschaft stattfinden; es wäre schön, wenn möglichst viele Gruppen in einer Kirchengemeinde sich angesprochen fühlen, mit organisieren und dann auch bei der Pflanzung dabei sind. Wie das genau aussehen soll, da haben die Gemeinden großen gestalterischen Spielraum, doch es gibt in der Broschüre einzelne Hinweise und Anregungen zur Planung. Zum Beispiel findet man dort die Vorlage für eine Andacht zum Thema sexueller Missbrauch oder auch die Vaterunsermeditation von einer Betroffenen aus unserem Betroffenenbeirat.“

Man könne aber auch einen ganz anderen Rahmen wählen: Texte verlesen, einen musikalischen Rahmen schaffen, oder die Pflanzaktion einfach mit Stille begehen. ?Und natürlich kann man diese Aktion auch zum Anlass nehmen, sich einmal kritisch mit der bisherigen Aufarbeitung im Erzbistum Köln auseinanderzusetzen.“

(domradio – sk)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.

19. August 2025, 09:28