Indonesien: „Mehrere Krisen gleichzeitig“
Man könne sagen, „dass es sich um eine Kombination verschiedener Krisen handelt“, so Regus: eine moralische Krise, eine Krise in Bezug auf die Achtung des Gesetzes und der Rechtsstaatlichkeit sowie eine Krise der politischen Führung, „die weit entfernt ist von den Interessen und Bestrebungen der Menschen“. All diese Probleme seien nicht neu, „in den letzten 25 Jahren, nach dem Sturz des Suharto-Regimes, hätte sich die indonesische Bevölkerung Verbesserungen auf verschiedenen Ebenen gewünscht, wirtschaftlich, politisch, sozial“. Stattdessen seien nur Ungerechtigkeit und Ungleichheit gewachsen, „während die Regierung die Steuern erhöht, die Zahl der Menschen in Armut steigt und auch die Mittelschicht verarmt“.
Diese Probleme, die lange sozusagen unter der Asche schwelten, seien nun explodiert. Bei dieser Protestwelle spielten junge Menschen und Studentenbewegungen eine wichtige Rolle. Nach Ansicht des Bischofs, Philosophen und Soziologen, der lange an der Katholischen Universität von Ruteng gelehrt hat, wäre es jetzt „im Interesse aller, dass ein ernsthafter Dialog zwischen der Regierung und den sozialen Bewegungen aufgenommen wird.“
Trotz der Gewalt und der Unterdrückung von Protesten durch die Polizei sieht der Bischof derzeit „keine Gefahr einer Militarisierung oder einer autoritären Wende“. Die Demokratie sei dennoch tief verwurzelt, „wir haben aufmerksame Massenmedien und eine bewusste Gesellschaft“. Er hoffe, dass „die Forderungen der Demonstranten von der Politik zum Wohl des Landes berücksichtigt werden“.
Bischof Regus begrüßt zusammen mit anderen Bischöfen und führenden Vertretern der indonesischen katholischen Kirche die Entstehung des Forums religiöser Führer, Intellektueller, Kulturschaffender und Vertreter der Zivilgesellschaft namens „Gerakan Nurani Bangsa” (Bewegung des nationalen Gewissens), dem auch katholische Vertreter angehören. In einem offenen Brief hat das Forum die Regierung aufgefordert, Ideen und Vorschläge von Wissenschaftlern und Experten anzuhören, die keine persönlichen Interessen verfolgten, sondern denen das Wohlergehen Indonesiens am Herzen liege. Als Prioritäten nennt es unter anderem die Reform der Polizei, Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stabilität, den Ausbau der sozialen Dienstleistungen und die Einschränkung der Privilegien von Politikern.
(fides – sk)
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