Indien: Christen unter Druck
„Es ist mittlerweile ein Muster geworden, Christen unter fadenscheinigen Vorwürfen der Zwangsbekehrung festzunehmen“, erklärte Pastor Joy Mathew, ein Unterstützer verfolgter Christen in der Region. Die Festnahmen erfolgten in den Bezirken Mau, Jaunpur und Budaun, nachdem Gebetstreffen in insgesamt vier Landkreisen von sogenannten Vigilanten gestört wurden.
Angeführt werden diese Gruppen häufig von Mitgliedern des Bajrang Dal, dem militanten Jugendflügel der hindunationalistischen Organisation Vishwa Hindu Parishad (VHP). Die Aktivisten werfen den Christen vor, arme Bevölkerungsgruppen und Dalit-Gemeinschaften (ehemals sogenannte „Unberührbare“) durch soziale Hilfeangebote wie Bildung und Gesundheitsversorgung zur Konversion zu manipulieren.
Seit der Einführung eines umstrittenen Anti-Konversionsgesetzes im Jahr 2021 haben die Behörden in Uttar Pradesh über 400 Verfahren gegen Christen eingeleitet. Das Gesetz sieht für vermeintliche Zwangsbekehrungen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren vor. Dennoch, so Pastor Mathew, sei bislang kein einziger Fall vor Gericht bewiesen worden.
Ein Kirchenvertreter, der aus Angst vor Repressalien anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber UCA News, dass derzeit 59 Christen aufgrund ähnlicher Vorwürfe in Gefängnissen der Region einsäßen. „Selbst normale Gebetstreffen in Privathäusern werden inzwischen kriminalisiert“, weiß er zu berichten.
Laut dem "United Christian Forum", einer ökumenischen Beobachtungsstelle, wurden allein bis Ende Juli dieses Jahres 97 gewaltsame Übergriffe auf Christen in Uttar Pradesh dokumentiert. Im gesamten Vorjahr waren es 209. Christen machen in dem Bundesstaat weniger als 0,5 Prozent der Bevölkerung aus; rund 80 Prozent der über 200 Millionen Einwohner sind Hindus.
Kirchliche und zivilgesellschaftliche Gruppen fordern unterdessen die sofortige Freilassung der Inhaftierten und ein Ende der „systematischen Verfolgung religiöser Minderheiten“ in Indien.
(ucanews-skr)
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