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Yaroslav Rokhman Yaroslav Rokhman 

Ukraine: Seelsorge im Bombenhagel

W?hrend Friedensinitiativen ins Leere laufen, weitet Russland seine verbrecherischen Angriffe auf die Ukraine noch aus. Drohnenschw?rme t?ten und verletzen immer wieder auch Kinder.

Svitlana Dukhovych – Vatikanstadt

Allein in der Nacht vom 21. Juli ließ Russland 426 Drohnen und 24 Raketen über mehreren ukrainischen Regionen schwirren, insbesondere Kyiv, Charkiw und Iwano-Frankiwsk. In der Hauptstadt wurden sechs Stadtteile von Bränden und Zerstörungen heimgesucht; Wohngebäude, ein Kindergarten, ein Supermarkt und Lagerhäuser wurden beschädigt. Der Bürgermeister von Iwano-Frankiwsk im Westen der Ukraine, Ruslan Martsinkiv, sprach vom intensivsten Angriff auf die Region seit Beginn der Invasion.

Yaroslav Rokhman ist ein verheirateter, griechisch-katholischer Priester in Iwano-Frankiwsk – und in Sorge um seine Familie, seine Gemeindemitglieder, in Sorge auch um die Patientinnen und Ärzte des regionalen Geburtshilfezentrums, in dem er als Seelsorger tätig ist. ?Die ganze Nacht über waren laute Explosionen zu hören“, sagt er im Interview mit Radio Vatikan.

Odessa am 22. Juli
Odessa am 22. Juli   (ANSA)

?Natürlich war ich sehr besorgt um meine zwei Kinder; meine 8-jährige Tochter war in Panik. Wir gingen in den Keller, und es war schwierig, sie davon zu überzeugen, dass wir dort an einem sicheren Ort waren. Ich musste an all die Kinder denken, die sich in einer ähnlichen oder noch schlimmeren Lage befinden. Denn wir leben wenigstens in einem Einfamilienhaus mit einem eigenen Keller; aber viele Familien wohnen in Hochhäusern, und für sie ist es sehr schwierig, in die Schutzräume zu gelangen.“


Nacht voller Angst

Zu Beginn des Krieges ging ihnen das auch so: Da wohnte Familie Rokhman noch in einem Mehrfamilienhaus und musste oft des Nachts in den Keller laufen und dort in ihren Kleidern schlafen. Besonders herausfordernd ist die Lage nach Ansicht des jungen Priesters für die Patientinnen des Geburtshilfezentrums; sie werden während der Bombardierungen jedes Mal in den Keller des Krankenhauses evakuiert.

?Es gibt dort nicht genug Platz für alle. Sie bräuchten bessere Bedingungen – nicht einfach einen Keller, der notdürftig als Schutzraum ausgestattet wurde… Während oben die Bomben fallen, spürt man unten im Keller große Angst und ein Gefühl der Ohnmacht. Der Lärm ist so laut, dass man merkt, dass es Einschläge in der Nähe gibt; aber man fühlt sich hilflos, man kann ja nichts tun. Man hat Angst um sein Leben, um das Leben seiner Kinder, um das Leben anderer geliebter Menschen: Freunde, Gemeindemitglieder, Nachbarn. Das geht sehr an die Substanz… und viele Ukrainer erleben das derzeit. Und dann bricht ein neuer Tag an, und man merkt, dass man diese Angst hinter sich lassen und weitermachen muss.“

Seelsorge im Bombenhagel: Radio-Vatikan-Interview mit einem ukrainischen Priester


Zur Messe trotz der Angriffe

Nach einer dieser schwierigen Nächte im Keller beschloss der Priester, die Messe um 8:00 Uhr nicht abzusagen – und als er zur Kirche ging, machte er eine Beobachtung, die ihm zu denken gab. ?Ich sah einen Stau von Autos“, erzählt er, ?und war beeindruckt davon, dass so viele Menschen zur Arbeit fuhren. Das brachte mich dazu, über die Widerstandsfähigkeit und Stärke unserer Leute nachzudenken. Natürlich sind wir nach einer solchen durchwachten Nacht alle müde… aber trotz allem bewegen sich die Menschen und machen weiter Pläne, sie leben weiter.“

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vom Februar 2022 stehen die Priester, ob griechisch- oder römisch-katholische, der Bevölkerung zur Seite, kümmern sich um ihre körperlichen und seelischen Wunden.


Die innere Wut

?Ein so massiver Beschuss verursacht Stress, und natürlich entsteht eine gewisse Aggressivität. Was wir als Seelsorger den Menschen immer wieder ins Gedächtnis rufen, ist, dass es jetzt sehr wichtig ist, diese innere Aggressivität zu stoppen. All die Wut, die ich fühle, alles, was sich in mir auch während der letzten Bombennacht angestaut hat – ich bin auch ein Mensch und habe auch Gefühle –, alles versuche ich in einen Dienst an den Menschen umzuwandeln.“

Zu Beginn des Krieges habe schnell Panik um sich gegriffen, viele versuchten ehrenamtlich irgendwo zu helfen, es herrschte viel Chaos, erinnert sich der Geistliche. Heute sei alles stabiler, und es komme aufs Durchhalten an. ?Es scheint mir sehr wichtig, dass jeder an seinem Platz ist, seine Pflicht tut, seine Arbeit gut leistet. Damit wir die Stabilität nicht verlieren und imstande sind, weiterzumachen.“


Was im Dorf Vasiuchyn passierte

Hoffnung gibt ihm, wie das im Dorf Vasiuchyn gelaufen ist, das weit von der Front entfernt liegt. Am 29. Juni beschädigten dort die Trümmer einer russischen Rakete den Glockenturm und die Fenster der griechisch-katholischen Marienkirche.

?Es geschah am Sonntagmorgen, und es war klar, dass es unmöglich war, die Kirche zu betreten. Aber die Gläubigen kamen trotzdem: Sie versammelten sich auf dem Platz, etwas weiter entfernt von der Stelle, an der die Raketenteile niedergegangen waren, und beteten gemeinsam, baten Gott um Frieden und dankten ihm dafür, dass nichts Schlimmeres passiert war. Die Menschen gerieten nicht in Panik, sondern schafften es, sich zum Gebet zu versammeln.“

(vatican news – sk)
 

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23. Juli 2025, 10:45