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Metropolit Borys Gudziak Metropolit Borys Gudziak 

Ukraine: Ein allt?glicher Kreuzweg

Metropolit Borys Gudziak, der griechisch-katholische Erzbischof von Philadelphia, spricht im Interview mit uns über den Krieg in der Ukraine und seine weitreichenden pastoralen Folgen.

Die ukrainisch-katholische Kirche steht mitten im Leid ihres Volkes. In der Ukraine begleitet sie die Verwundeten und Vertriebenen. In der Diaspora sucht sie neue Wege, um bei den Menschen zu sein. Das sagt Metropolit Borys Gudziak im Gespräch mit uns: Er ist Erzbischof von Philadelphia, Präsident der Ukrainischen Katholischen Universität in Lwiw und promovierter Kirchenhistoriker mit Studien in Syrakus, Rom und Paris.

?Die Bischöfe können in gewissem Sinn nicht viel tun“, sagt er mit Blick auf die Ukraine. ?Aber in Wirklichkeit können sie sehr viel tun. Sie bleiben bei den Menschen.“ Gerade in Kriegszeiten sei das entscheidend: ?Nichts ist wichtiger, wenn man leidet, als Solidarität zu erfahren.“

Hier zum Hören:

Seit Beginn der russischen Invasion im Jahr 2022 haben laut Gudziak fast 14 Millionen Ukrainer ihr Zuhause verloren. Viele sind ins Ausland geflohen, viele andere im Land selbst auf der Flucht. Die Kirche vor Ort unterstütze die Menschen nicht nur geistlich, sondern auch materiell und psychologisch. ?Wir versuchen, mit den Menschen zu beten, ihnen zu erklären, was passiert, und die Opfer auf dem Kreuzweg zu begleiten“, sagt Gudziak. ?Jeder kennt jemanden, der getötet wurde, jeder kennt einen Flüchtling. Es ist eine universelle Erfahrung.“

??Jeder kennt jemanden, der getötet wurde, jeder kennt einen Flüchtling. Es ist eine universelle Erfahrung“

Die Seelsorgerinnen und Seelsorger leisten auch psychologische Hilfe. Laut Gudziak werden Priester gezielt darin geschult, posttraumatische Belastungsstörungen zu erkennen. In den kommenden Jahren könnten über zehn Millionen Menschen betroffen sein, schätzt der Erzbischof.

Ein besonderes Anliegen seien die Kinder. Viele hätten durch Krieg und Pandemie ganze Schuljahre verloren. Sommerlager für Flüchtlings- und Waisenkinder sollen wenigstens einen Teil dieser Defizite auffangen. ?Manche Kinder haben faktisch fünf Jahre Schulbildung verloren“, sagt Gudziak. Ihn beunruhigt, dass die Analphabetismusrate steige.

?Nur etwa fünf Prozent der Neuankömmlinge in den USA haben regelmäßigen Kontakt mit der Kirche“

Doch nicht nur in der Ukraine, auch im Ausland sei die Kirche gefordert. Allein in die USA seien in den letzten drei Jahren rund 350.000 Menschen aus der Ukraine angekommen. In England lebten inzwischen über 150.000 Ukrainer. In den USA sieht sich die Erzeparchie Philadelphia vor viele Herausforderungen gestellt. Die große Zahl der Ukrainer sei geografisch weit verstreut, mit Folgen: ?Nur etwa fünf Prozent der Neuankömmlinge in den USA haben regelmäßigen Kontakt mit der Kirche“, sagt Gudziak. Um besser helfen zu können, habe die Erzeparchie ein Büro für Migranten aufgebaut. Es bietet Sprachkurse, Hilfe bei Schulanmeldungen, Berufszugang und Alltagsfragen.


 

Aber die kirchlichen Strukturen stoßen an ihre Grenzen. Es brauche neue Formen kirchlicher Präsenz, sagt Gudziak – auch jenseits von Gebäuden und Pfarreien. ?Wir müssen Kirche im Rucksack sein“, sagt er. ?Mobil, flexibel, da, wo die Menschen sind, auch ohne Gebäude.“ Dabei beobachtet Gudziak auch, wie sehr sich die jungen Ukrainerinnen und Ukrainer kulturell verändert haben. ?Sie ähneln heute eher Gleichaltrigen in England, Australien oder Korea als ihren eigenen Großeltern“, sagt er. Säkularisierung und digitale Kultur hätten in der Diaspora starken Einfluss.

Zugleich spitzt sich die Lage in der Ukraine weiter zu. In den vergangenen Wochen seien bis zu 700 Drohnen an einem Tag eingesetzt worden, um zivile Ziele zu zerstören, darunter Krankenhäuser und Schulen. Gudziak ruft Katholiken weltweit dazu auf, informiert zu bleiben, zu beten und zu helfen – mit Spenden, Fürsprache und tatkräftiger Solidarität.

?Die katholische Kirche wurde in russisch besetzten Gebieten historisch verboten und zerstört“, sagt er. Umso mehr seien Mut und Bekehrung der Menschen heute ein Zeichen göttlicher Gegenwart. ?Es ist eine Zeit unglaublicher Herausforderung“, so Gudziak. ?Aber wir sind unendlich dankbar für jede Freundlichkeit, jedes Gebet, jede Geste der Hilfe.“

(vatican news - gs)

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14. Juli 2025, 11:37