ÐÓMAPµ¼º½

Kardinal Pizzaballa Mitte Juli in Gaza Stadt Kardinal Pizzaballa Mitte Juli in Gaza Stadt  (AFP or licensors)

Pizzaballa zu Gaza: „Zu schwach, um Blut zu spenden“

Der höchste Kirchenvertreter im Nahen Osten drängt auf ein Ende des blutigen Krieges in Gaza. Die Not der Menschen sei kaum zu ertragen, sagte er am Freitagabend im ZDF heute journal. In dem Interview bekräftigte er die kirchliche Position hinsichtlich einer Zweistaatenlösung.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa forderte erneut eindringlich ein Ende des Gaza-Krieges. Er könne nicht beurteilen, ob der jüngste Beschuss der katholischen Kirche von Gaza eine militärische Fehlleistung gewesen sei. Die einfache Lösung sei aber, den Krieg zu beenden, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem.

Menschen bluten buchstäblich aus

Der höchste katholische Kirchenvertreter in der Region hatte zuletzt Gaza besucht. Er habe sich dort „machtlos und hilflos gefühlt“, sagte er. Die Nahrungsmittel seien aufgebraucht; überall gebe es lange Schlangen. Die Menschen seien zu unterernährt, um selbst noch Blut spenden zu können. So seien auch keine Bluttransfusionen für Kranke und Verletzte mehr möglich. Vielen Menschen hätten einfach alles verloren.

Anerkennung Palästinas als Staat

„Nicht nur beschweren - etwas tun“

Angesprochen auf den Vorstoß von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Palästina als Staat anzuerkennen, sagte Pizzaballa: Das palästinensische Volk „wünscht sich ein Ende dieses Krieges; aber sie möchten auch einen Ort haben, an dem sie zuhause sein können“. Die römisch-katholische Kirche habe die Palästinenser schon seit langem als Staat anerkannt. Der Kardinal wörtlich: „Wir können uns nicht nur beschweren - wir müssen etwas tun.“ Dazu gehöre auch, weiter diplomatischen Druck aufzubauen.

Dialogbemühungen der Kirche

„Auf beiden Seiten viel Verhärtung“

Auf die Frage, ob er als hoher Kirchenvertreter nicht Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu persönlich ins Gewissen reden könnte, sagte der Patriarch, man habe sehr wohl alles versucht, diesen Krieg zu beenden. Es gebe aber auf beiden Seiten viel Verhärtung.

Wie derweil von Seiten der Caritas Gaza bekannt wurde, ist das wichtigste humanitäre Zentrum der Caritas im Süden des Gazastreifens bei israelischen Angriffen auf das Gebiet in Deir al Balah schwer beschädigt worden. „Nach Angaben unserer Mitarbeiter haben israelische Panzer und Bulldozer die gesamte Umgebung dem Erdboden gleichgemacht, einschließlich Bäumen, Gebäuden und der gesamten umliegenden Infrastruktur“, heißt es in einer Mitteilung von Freitag. Dabei habe das Zentrum strukturelle Schäden erlitten.

Caritas-Hilfe beeinträchtigt

Das medizinische Zentrum im Al-Burka-Gebiet von Deir al-Balah sei nach Aufforderung der israelischen Armee vergangene Woche evakuiert und wichtige medizinische Hilfsgüter vorsorglich in eine medizinische Versorgungsstelle im Lager Al-Nuseirat gebracht worden, so Caritas.

„Diejenigen, die zu Beginn des Krieges starben, sind in gewisser Weise die Glücklichen.“

Klare Worte

Der 60-jährige Pizzaballa ist der höchste Vertreter der römischen Kirche im Heiligen Land. In seinen Verantwortungsbereich fallen Israel, Palästina, Jordanien und Zypern. Als Patriarch von Jerusalem ist der Norditaliener eine Schlüsselfigur in der Vermittlung zwischen den Religionen dort. Friedenspolitisch tritt Pizzaballa immer wieder nachdrücklich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Der Ordensmann der Franziskaner, der neben Italienisch und Englisch auch fließend Hebräisch spricht, lebt seit 1990 in Jerusalem. Im Herbst 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Patriarchen von Jerusalem; ein Jahr später machte er ihn zum Kardinal.

Nach den Massakern der Hamas in Israel am 7. Oktober bezog Pizzaballa klare Position, wie er auch den Tod und Zerstörung in Gaza anprangerte. Weltweite Achtung erzielte er mit seiner zu Kriegsbeginn erklärten Bereitschaft, sich gegen israelische Geiseln der Hamas austauschen zu lassen.


(kna/pm – pr)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

26. Juli 2025, 09:55