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Bild des Krieges und der Zerstörung in der Ukraine Bild des Krieges und der Zerstörung in der Ukraine  (ANSA)

Caritas-Europa-Präsident Landau: „Vergesst die Ukraine nicht!"

Mit einem eindringlichen Appell, die Menschen in der Ukraine nicht zu vergessen, hat sich Caritas-Europa-Präsident Michael Landau zu Wort gemeldet. Er nahm dieser Tage an einer internationalen Caritas-Konferenz in Iwano-Frankiwsk teil und besuchte auch Lemberg.

Die Ukraine und ihre Bevölkerung litten schlimm unter den zunehmenden Angriffen Russlands leiden, und die Not sowie der Bedarf an humanitärer Hilfe würden immer größer. Die Menschen seien unendlich dankbar für jede Hilfe, zugleich sei die Angst groß, aufgrund vieler weiterer Krisen und Konflikte von der Welt vergessen zu werden, so Landau am Donnerstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress.

Im Juni habe die Zahl der getöteten und verletzten Zivilisten mit über 1.500 einen neuen Höchststand erreicht und auch die humanitären Folgen dieser permanenten Angriffe seien dramatisch. Gerade ältere oder vertriebene Menschen seien besonders verletzlich, aber auch für Kinder sei die psychische Belastung enorm, so Landau: „Die Menschen werden Nacht für Nacht aus den Betten geschreckt. Im besten Fall bleibt die Angst, im schlimmsten Fall der Tod." Seit Februar 2022 habe es mehr 62.000 Mal Luftalarm gegeben. Er frage sich, „wie die Menschen das überhaupt aushalten können".

„Kein Dorf, keine Stadt ist ohne Tote“

Mehr als 12 Millionen Menschen seien auf humanitäre Hilfe angewiesen, das sind rund 40 Prozent der Bevölkerung. „Der Krieg hat sich tief in die Gesellschaft eingegraben. Kein Dorf, keine Stadt ist ohne Tote, es gibt enormes Leid, aber ebenso unvorstellbare Stärke", berichtete der Caritas-Europa-Präsident. Es gebe eine große Sehnsucht nach Frieden, "aber die Menschen wissen auch: Wenn sie aufhören sich zu verteidigen, wird es die Ukraine in dieser Form nicht mehr geben."

Der Besuch vor Ort habe ihm einmal mehr gezeigt, „dass die Hilfe die Menschen erreicht und überlebenswichtig ist. Die Menschen in der Ukraine verdienen aber ebenso unseren Respekt für ihre Widerstandskraft und ihre Ausdauer." Er sei davon überzeugt, so Landau: „Die Menschen in Ukraine verteidigen nicht nur die Ukraine, sondern sie verteidigen auch Menschenrechte, Demokratie und Freiheit, also die Werte Europas." Europa, auch Österreich, müsse die Unterstützung für die Ukraine fortsetzen.

„Die Menschen in Ukraine verteidigen nicht nur die Ukraine“

Seit 2022 hat die Caritas-Hilfe in der Ukraine laut Angaben Landaus bereits an die fünf Millionen Menschen erreicht. Die beiden Caritas-Organisationen der Ukraine - die griechisch-katholische Caritas Ukraine und die römisch-katholische Caritas-Spes - arbeiteten Hand in Hand. Sie bildeten zusammen den größten Träger humanitärer Hilfe in der Ukraine.

Die Hilfe der Caritas sei vielfältig und richte sich nach den jeweiligen Bedürfnissen. Nahe der Front im Osten gehe es vor allem um humanitäre Nothilfe, ebenso aber auch um den Bereich der Hauskrankenpflege, die Versorgung und Unterbringung von Binnenflüchtlingen oder um psychosoziale Unterstützung von Kindern. Die psychische Unterstützung sei zuletzt besonders wichtig geworden, „denn der Krieg hinterlässt Spuren bei den Menschen". Die Sorge der Caritas gelte auch den vielen Kriegsinvaliden bzw. traumatisierten Kriegsheimkehrern. Mit großen Sorgen blicke er auch schon dem kommenden Winter entgegen, so Landau.

Zugleich würden auf internationaler Ebene wie auch in Österreich Hilfsgelder gekürzt, warnte der Caritas-Europa-Präsident vor dramatischen Auswirkungen. Im Blick auf Österreich sprach er die geplanten Kürzungen im Bereich des Auslandskatastrophenfonds und der Entwicklungszusammenarbeit an. Er hoffe sehr, dass in dieser Hinsicht noch nicht das letzte Wort gesprochen sei, so Landau in Richtung der heimischen Regierung: „Wenn das Budget in Zahlen gegossene Politik ist, dann zeigt sich hier, ob das Wort von der Hilfe vor Ort, das Politiker gerne im Mund führen, ernst gemeint ist oder eine leere Floskel bleibt."

Er wolle zudem an die Regierung appellieren, im Inland nicht alle Hilfsleistungen für nach Österreich geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer zurückzufahren. Natürlich müsse es darum gehen, möglichst viele in den Arbeitsmarkt zu integrieren, damit sie sich selbst versorgen können. Das werde aber nicht bei allen möglich sein.

(kap – gs)

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31. Juli 2025, 11:17