Radio-Akademie: Kaiser, Credo und Konzil (3)
„Ein hermeneutischer Grundsatz der Interpretation von Konzilsaussagen lautet, von den Verurteilungen auszugehen“, schrieb er unlängst in einem Aufsatz. „Sie legen die Aussageabsicht offen.“ Wendet man diese Faustregel auf das erste aller Konzilien an, nämlich das Konzil von Nizäa im Jahr 325, ist das Ergebnis eindeutig: „Zurückgewiesen wird die Lehre des Arius, dass der präexistente Sohn einen zeitlichen Anfang gehabt habe und ein Geschöpf Gottes sei.“
Mit dem Konzil von Nizäa, das sich dieses Jahr zum 1.700. Male jährt, beschäftigt sich unsere Radio-Akademie im Monat Juli. Unser Gesprächspartner ist der orthodoxe Theologe Stefanos Athanasiou von der Universität München. „Natürlich hört es sich sehr streng an, wenn wir die Verdammungen aus Nizäa lesen“, sagt er – „wie etwas, das eine Kirchenspaltung eher fördert. Andererseits muss ich Ihnen sagen: Es geht in Nizäa um etwas Entscheidendes, nämlich um die Heilsfrage.“
Warum sprechen die Konzilsväter in Nizäa Verdammungen aus?
Wenn man Jesus Christus nicht als Gott bekenne und nicht an ihn als Gott glaube, „muss man ehrlich sagen, dass man sich selbst aus diesem Ort der Gotteserfahrung herausnimmt“, so der orthodoxe Professor. „Wenn die Kirchenväter kommen und sagen ‚Anathema‘, dann sehe ich darin nicht so einen juristischen Akt, sondern einen sehr stark pastoralen. Da wird den Menschen klargemacht: Wenn du nicht daran glaubst, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, dann nimmst du dich aus dieser Heilserfahrung und aus diesem Heilsweg heraus… Ich glaube, deshalb waren sie damals auch so streng.“
Zänkische Kirchenväter
Nun tobte aber rund um das Konzil von Nizäa nicht nur der Streit um die Thesen des Priesters Arius (denen auch Kaiser Konstantin lange anhing). Allerorten war die Christenheit, die gerade erst aus den Katakomben ins Licht der Legalität getreten war, von heftigem dogmatischem Streit durchzogen. Warum waren denn die früheren Christen so zänkisch?
Athanasiou verweist, um auf diese Frage zu antworten, auf die Jahrhunderte der Christenverfolgung, die die junge Kirche gerade erst hinter sich hatte. „Da hatte man ganz andere Probleme gehabt und konnte deswegen nicht groß theologisch nachdenken. Jetzt hingegen war das Christentum eine legale Religionsgemeinschaft, da konnte man ohne Angst frei nachdenken. Und man hat dann gesehen: Wir müssen manche Fragen klären, die wirklich auf den Grund des Glaubens gehen, die Grundsatzfragen des Glaubens, die müssen gemeinsam gelöst werden.“
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(vatican news – sk)
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