ÐÓMAPµ¼º½

Eine Delegation des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), war diesen Samstag bei Papst Leo. Mit dabei: Kardinal Ladislav Német S.V.D., Erzbischof von Belgrad und CCEE-Vize (2.v.l.) Eine Delegation des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), war diesen Samstag bei Papst Leo. Mit dabei: Kardinal Ladislav Német S.V.D., Erzbischof von Belgrad und CCEE-Vize (2.v.l.)   (@VATICAN MEDIA)

CCEE beim Papst: Zu COP eingeladen, positiver über Europa reden

Diesen Samstagvormittag hat Papst Leo XIV. erstmals seit seiner Wahl im Mai das Präsidium des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Audienz empfangen. Kardinal Ladislav Német S.V.D., Erzbischof von Belgrad, war als CCEE-Vize Teil der 4-köpfigen Gruppe. Nach der 32-minütigen Audienz kam er zu Radio Vatikan. Im Interview mit Stefanie Stahlhofen berichtet er.

Radio Vatikan: Kardinal Ladislav Német, Sie sind Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Diesen Samstagvormittag haben Sie in dieser Funktion Papst Leo getroffen. Wie war es?

Kardinal Ladislav Német, Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE): Wir haben uns sehr gefreut, dass er in seinem sehr dichtem Kalender Zeit für uns gefunden hat. E s war das erste Mal, dass wir als Präsidium ihn als neuen Papst getroffen haben.   Er war früher verantwortlich für den Rat, als Präfekt des Bischofs-Dikasteriums. Also  kennt er unsere Organisation und er war voriges Jahr auch in Belgrad für die Vollversammlung, drei Tage.   So hat er auch meine Diözese kennengelernt, aber noch mehr: Er weiß, was für den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen wichtig ist, welche Aufgaben wir haben.

Hier Hören: Kardinal Ladislav Német, Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), im Interview mit uns zur Audienz bei Papst Leo (Interview von Stefanie Stahlhofen für Radio Vatikan)

Es war ein sehr gutes Gespräch.  Sicherlich, seine Hintergrundinformationen, die er schon früher gehabt hat, haben es ihm leichter gemacht, über die gemeinsamen Themen zu reden, die wir gefunden haben.  Wir haben einige aufgebracht und dann hat er in seiner Antwort ganz klar einige Richtlinien für uns - nicht vorgeschrieben - sondern gegeben.

Kardinal Ladislav Német, Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
Kardinal Ladislav Német, Erzbischof von Belgrad und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)

„32 Minuten mit dem Papst für das erste Mal - das ist sehr gut in dieser Form“

Radio Vatikan: Wie lange hat denn das Gespräch gedauert und können Sie ein bisschen konkreter etwas sagen, auch inhaltlich?

Kardinal Német: Das Gespräch war, wenn ich das ganz genau sage, 32 Minuten, was auch gut ist.  Es waren so viele Gäste, so viele andere, die noch auf ein Gespräch gewartet haben. W ir haben ursprünglich einen Termin um 9:00 Uhr gehabt. Dieser Termin wurde verschoben, weil ei ne hochrangige Delegation aus Konstantinopel da ist:  Die orthodoxe Kirche, die morgen mit uns gemeinsam das Fest des Heiligen Petrus und Paulus feiern möchte. Unsere Verschiebung war okay. A uf jeden Fall: 32 Minuten mit dem Papst für das erste Mal - das ist s ehr gut in dieser Form.  Und ganz genau ging es darum, dass wir mutiger evangelisieren sollen, dass wir auch die positiven Zeichen in Europa wahrnehmen sollen.

Kardinal Ladislav Német beim Interview im Studio von Radio Vatikan
Kardinal Ladislav Német beim Interview im Studio von Radio Vatikan

„Genau ging es darum, dass wir mutiger evangelisieren sollen, dass wir auch die positiven Zeichen in Europa wahrnehmen sollen“

Ökumenische Zusammenarbeit stärken

Zum Beispiel, dass das Christentum in verschiedenen Ländern - nicht in ganz Europa, sondern in verschiedenen Ländern - viel stärker geworden ist in den letzten Jahren und besonders, wenn wir an die orthodoxe Kirche denken und die jungen Katholiken und Christen und Christinnen, die sich in letzter Zeit an die Kirche gewendet haben und um die Taufe gebeten haben.

Wir wissen, das sind relativ kleine Zahlen: 50.000 in Frankreich, 20.000 in London, Tausende auch in Belgien. Da s ist für mich ein klares Zeichen, dass da, nach einer Welle von wenig christlichen Ideen und Werten, das Christentum wiederum etwas Gutes anzubieten hat.  Und das ist wichtig, dass wir das wahrnehmen.   Es ist wichtig, dass wir die ökumenische Zusammenarbeit stärken. Di e orthodoxen Gemeinden, die auch in Westeuropa leben, bringen viel Neues in das Leben der Kirchen. 

Die CCEE-Delegation bei Papst Leo
Die CCEE-Delegation bei Papst Leo   (@VATICAN MEDIA)

„- Europa alt und müde - das ist wahr für einige Länder, aber nicht für ganz Europa“

Viele katholische Migranten in Europa - und Europa macht viel für Weltkirche

Dann müssen wir auch wahrnehmen, dass so viele Migranten kommen mit katholischem Hintergrund.  Schauen Sie, ich komme aus Serbien, aber ich habe viele philippinische Christen, die in die Kommunität kommen.   Ich habe afrikanische, fast 3.000 in Belgrad und in der Umgebung.   Und ich habe jetzt zwei Priester aus Ghana eingeladen. Wir wissen, wie viele Südamerikaner in Spanien sind, Portugiesen überall, die Italiener, die Kroaten - die stärkste Gemeinde und die meistbesuchte Messe in Wien zum Beispiel, das ist die kroatische Kirche Am Hof, die kroatische katholische Gemeinde.  Da sind 1.000 Menschen, viermal, jeden Sonntag. W as für eine Menge! 

Das heißt, wir haben gute Zeichen. Wir sind ein bisschen pessimistisch,  -  Europa alt und müde -  das ist wahr für einige Länder, aber nicht für ganz Europa.   Europa ist noch immer der stärkste christliche Kontinent.   Vielleicht nicht in absoluten Zahlen.  Südamerika hat mehr Christen.  Aber dazu kommt, die Universitäten, die Fakultäten, die ausgebildeten Theologen, Laien und Priester oder Kleriker, dann die finanziellen Möglichkeiten...  Europa ist noch immer top und das müssen wir, das sollten wir nicht vergessen.  Und wir sollen nicht so demütig sein und deshalb darüber nicht reden.  Wir müssen auch positiv über Europa reden, weil Europa noch heute irrsinnig viel für die globale Kirche macht.

„Die meistbesuchte Messe in Wien zum Beispiel, das ist die kroatische Kirche Am Hof, die kroatische katholische Gemeinde. Da sind 1000 Menschen, viermal, jeden Sonntag“

Radio Vatikan: Papst Leo hat Ihnen aber trotzdem gesagt, Sie sollen noch mehr evangelisieren...

Kardinal Német: Ja, natürlich.  Das heißt, ich habe auch nichts anderes erwartet. Ich sage ehrlich, als Missionar (Leo war vor seiner Wahl zum Papst Missionar in Peru, Anm.d.Red.) denkt er daran, was Jesus uns aufgegeben hat:   Diesen Befehl: „So geht los und macht alle Völker zu meinen Schülern". D ieses alle macht manchmal so ein bisschen Stress, wie wir das machen.
Auf anderer Seite wissen wir, dass der liebe Gott seine eigene Wege hat und er wird schon Menschen finden, wie er will.  Er möchte jeden Menschen retten.  Und er hat seine Methode dafür...

Wunsch nach engerer Zusammenarbeit mit COMECE

Radio Vatikan: Papst Leo hat zuvor schon die COMECE, die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union, getroffen.   Europa ist natürlich nicht nur die EU.   Wie sehen Sie die Zukunft der Aufgaben Ihres Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)?

Kardinal Német: Ich bin sicher, dass es eine Konzentrierung der Arbeiten geben muss i n der nächsten Zukunft.  Wir haben schon mit Papst Franziskus, mit dem Staatssekretariat, darüber einige Male geredet.   Und einige Schritte sind schon gemacht worden:   Wir vermeiden Doppelarbeiten bei COMECE und CCEE.  Aber ganz klar: Der Wunsch vom Heiligen Stuhl, aus dem Vatikan ist, dass wir noch enger zusammenarbeiten. Und ich könnte mir das vorstellen.  Natürlich m uss das ein Prozess sein.  Wir können nicht einfach sagen: „Ab morgen gibt es CCEE nicht oder COMECE nicht mehr.   CCEE umfasst ganz Europa.  Das sind 39 Bischofskonferenzen plus Liechtenstein. Und COMECE   hat nur 27 Mitglieder und das ist schon ein großer Unterschied.

Und wenn wir über die Kirche in Europa reden, dann möchten wir ganz Europa einschließen.  Jeder von uns hat seine eigenen Ideen.

„Mein Vaterland war damals im Jugoslawien-Krieg zerfallen. Und das ist schrecklich, was dort passiert ist. Aber der Rest Europas hat in Frieden die Veränderungen geschafft. Und wir wissen, dass es möglich ist. Deswegen bin ich sehr, sehr traurig, über den Krieg in der Ukraine“

Religion soll zu Frieden beitragen

Ich als Steyler Missionar habe ganz Europa besucht und in vielen Provinzen gearbeitet. Und ich sehe, dass eine tiefe Sehnsucht nach einem ruhigen Zusammenleben da ist. Ich bin schon alt genug, um zu sagen, dass Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre die beste Zeit war. Nach dem Mauerfall war es ganz einfach eine sehr optimistische Situation in ganz Europa - natürlich, mein Vaterland war damals im Jugoslawien-Krieg zerfallen. Und das ist schrecklich, was dort passiert ist. Aber der Rest Europas hat in Frieden die Veränderungen geschafft. Und das war wahnsinnig! Und wir wissen, dass es möglich ist. Deswegen bin ich sehr, sehr traurig, dass dieser Krieg in der Ukraine so geht. Das ist zwischen zwei brüderlichen Völkern. Beide orthodox.
Das heißt, der Glaube sollte ein bisschen positiv dabei mitwirken und das tut er nicht. Leider. Und es wäre wichtig, in Frieden zu leben.
 

Radio Vatikan: Sie sagen es, jetzt haben wir einen Krieg in Europa, in d er Ukraine. Ging es darum auch im Gespräch mit Papst Leo?

Kardinal Német: Nicht der Krieg, sondern die Möglichkeit tieferer Zusammenarbeit mit den Orthodoxen war Thema.   Das haben wir auch ganz klar ausgesprochen, dass wir das brauchen, auch wenn jetzt die Atmosphäre nicht so gut ist. Aber wir brauchen diese Entwicklung.

„Nicht der Krieg, sondern die Möglichkeit tieferer Zusammenarbeit mit den Orthodoxen war Thema. Dass wir das brauchen, auch wenn jetzt die Atmosphäre nicht so gut ist“

Papst Leo zu COP 30 eingeladen 

Und ein letztes Thema, das ich persönlich eingebracht habe, ist die Weltklimakonferenz (COP30) in (Brasilien) vom 10.-21.   November. Beim   COP 30  geht es um die Umwelt und den Klima-Wandel und darum, was die Kirche dort machen kann. Belém ist in der Amazonasregion, dort mündet der Amazonas in das Meer. Und Präsident Lula von Brasilien hat schon die Staatschefs eingeladen zum Gespräch mit anderen Präsidenten und Vertretern von verschiedenen kontinentalen Institutionen. Ich habe auch den Wunsch geäußert, dass der Papst vielleicht nach Brasilien gehen sollte, mindestens für zwei Tage, um die Klimakonferenz dort hochrangig sozusagen zu adressieren.

„Habe den Wunsch geäußert, dass der Papst vielleicht nach Brasilien gehen sollte, mindestens für zwei Tage, um die Klimakonferenz dort hochrangig zu adressieren“

Radio Vatikan: Was hat er gesagt?

Kardinal Német: Er hat gesagt: „Naja, wir arbeiten daran." Das ist eine allgemeine Antwort, aber schon etwas Positives. Er weiß, was es bedeutet, die Natur zu zerstören, die Umwelt.
Und deswegen ist es irrsinnig wichtig, dass wir, besonders in dieser Situation, wo wir einige Politiker haben, die es nicht so wahrnehmen wollen und die verschiedene Sachen, die schon gemacht worden sind, zerstören. Wir brauchen eine Stimme. Und der Papst - das hat jetzt auch das Konklave gezeigt - der Papst ist noch wahrscheinlich die letzte klare ethische Stimme in dieser Welt, der man zuhört und ich glaube wirklich, dass wir das gut nutzen sollten. 

Das Interview führte Stefanie Stahlhofen

„Der Papst ist noch wahrscheinlich die letzte klare ethische Stimme in dieser Welt, der man zuhört und ich glaube wirklich, dass wir das gut nützen sollten“

Kardinal Ladislav Német (rechts) mit Mario Galgano und Stefanie Stahlhofen von Radio Vatikan
Kardinal Ladislav Német (rechts) mit Mario Galgano und Stefanie Stahlhofen von Radio Vatikan

(vatican news) 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

28. Juni 2025, 11:03