Frankreich: Kirche schafft Anlaufstellen für Missbrauchsbetroffe
Künftig sollen in den Diözesen spezielle Anlaufstellen eingerichtet werden, die erwachsene Opfer geistlichen Missbrauchs durch Diözesanpriester begleiten. Die Betroffenen waren zum Zeitpunkt der Tat volljährig und können oft keine juristische Verantwortung mehr geltend machen – dennoch brauche es Unterstützung, betonten die Bischöfe. Die Anlaufstellen sollen in jedem Einzelfall passende Wege identifizieren: von der zivilen oder kirchlichen Anzeige über Mediation bis hin zu seelsorglicher Begleitung und persönlichen Gesprächen mit dem Bischof. Ziel sei es, „die bestmögliche Antwort auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen“ zu geben, heißt es im beschlossenen Dokument.
Zusätzlich verabschiedeten die Bischöfe das Schreiben „Résolument, continuons à servir la vérité!“ („Entschlossen lasst uns weiter der Wahrheit dienen!“), das an diesem Sonntag in allen Pfarreien Frankreichs verlesen werden sollte. Es will „die Herzen und Gedanken aller katholischen Gläubigen zur Umkehr bewegen“ und fordert dazu auf, Missbrauchsfälle auch aus Internaten kirchlicher Trägerschaft zu melden – etwa an Gerichte, die Organisation „France Victimes“ oder diözesane Hilfsdienste.
In dem Schreiben nehmen die Bischöfe auch Bezug auf „die bewegenden Zeugnisse zahlreicher Opfer“, die in Lourdes zu Wort kamen. Unter ihnen waren Betroffene aus dem Internat Notre-Dame de Bétharram in den Pyrenäen, wo zwischen 1950 und 2010 Gewalt durch Mitglieder der Betharram-Priester und Laienpersonal verübt wurde. „Wir stehen an ihrer Seite, damit die notwendige Arbeit an Wahrheit und Gerechtigkeit ohne Aufschub geleistet werden kann“, heißt es wörtlich.
Guter Wille reicht nicht
Der scheidende Vorsitzende der Konferenz, Éric de Moulins-Beaufort, rief in seiner Abschlussrede zu Entschlossenheit auf. Es reiche nicht, guten Willen zu zeigen: „Zu oft verwandelt er sich in Selbstzufriedenheit durch jene vielen realen oder eingebildeten Bande der Solidarität, die Täter zu nutzen wissen – aus der schrecklichen Sorge heraus, das Wohl der Gemeinschaft über das Leben einer Person zu stellen.“
Missbrauch lasse sich nicht allein mit Verfahren bekämpfen: „Das Böse schleicht sich dort ein, wo Dienst am Menschen herrschen sollte, vor allem an den Schwächsten", so der Erzbischof von Reims. „Im Namen Christi dürfen wir es nicht dulden, dürfen wir uns nicht damit abfinden“, sagte de Moulins-Beaufort. „Wir müssen mehr schöpfen aus den Gaben, mit denen der Herr seine Kirche erfüllt – und aus diesen Gaben sorgfältiger und großzügiger leben.“
Kurz vor Beginn der Vollversammlung der französischen Bischofskonferenz hatte die Wallfahrtsleitung von Lourdes Mosaiken des Künstlers Ivan Rupnik verhängt. Hintergrund sind Missbrauchsvorwürfe gegen den slowenischen Ex-Jesuiten.
(Osservatore Romano - gs)
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