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Klassische Heilig-Geist-Darstellung: Taube Klassische Heilig-Geist-Darstellung: Taube 

Der Heilige Geist beim Konklave

Die Wahl eines Papstes ist mit Parallelen zu politischen Wahlen nur unzureichend beschrieben. Wenn die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle den Papst bestimmen, ist nach Überzeugung der Kirche der Heilige Geist als Beistand im Spiel. Doch wie genau wirkt er?

Beim Einzug in die Sixtina singen die Kardinäle den alten Pfingstymnus „Veni Creator Spiritus“ und rufen damit den Beistand des Heiligen Geistes auf ihre Versammlung herab. Damit knüpfen sie an die Urszene an, in der der Geist Gottes die verängstigten Jünger im Abendmahlsaal in Jerusalem in mutige Boten des Evangeliums verwandelte. Auch die Fürbitten vor dem ersten Wahlgang jedes Konklavetags rufen ausdrücklich den Heiligen Geist an und preisen ihn als Spender jeder Gabe, als Erneuerer des Lebens in der Welt.

Johannes Paul II. 

Johannes Paul II., selbst zweimal Konklaveteilnehmer, beschrieb seine eigene Wahl 1978 später mit bewegten Worten. Bei der Wiedereröffnung der Sixtinischen Kapelle 1994 sagte er: „Gerade hier, in diesem heiligen Raum, versammeln sich die Kardinäle und warten auf die Äußerung des Willens Christi für die Person des Nachfolgers des hl. Petrus. […] Hier habe ich im Geist des Gehorsams gegen Christus und indem ich mich seiner Mutter anvertraute die vom Konklave vollzogene Wahl angenommen.“ Für Johannes Paul II. war die Sixtina damit „der Ort des Wirkens des Heiligen Geistes“.

Benedikt XVI.

Nüchterner sah es Kardinal Joseph Ratzinger, der 2005 als Benedikt XVI. Nachfolger von Johannes Paul wurde. 1998 sagte er im Gespräch mit August Everding: „Ich würde nicht sagen, dass der Heilige Geist den jeweiligen Papst heraussucht, denn da gibt es zu viele Gegenbeweise, da waren doch viele da, die der Heilige Geist ganz evident nicht herausgesucht hätte.“ Und er ergänzte: „Aber dass er insgesamt die Sache nicht aus der Hand lässt, uns sozusagen wie ein guter Erzieher an einem sehr langen Band lässt, sehr viel Freiheit lässt, aber es nicht ganz abschnappen lässt, das würde ich schon sagen. Das wäre also in einem viel weitläufigeren Sinn aufzufassen und nicht so, dass er sagt, jetzt habt ihr den zu wählen.“

Papst Franziskus

Papst Franziskus, der 2013 zum Papst bestimmt wurde, würdigte die besondere Gemeinschaft unter den Kardinälen beim Konklave. Zwei Tage nach dem weißen Rauch empfing er sie und sprach dabei von einem „Klima großer Herzlichkeit“ in der Sixtina, in dem „die Kenntnis voneinander und die gegenseitige Offenheit“ gewachsen sei. „Und diese Kenntnis und diese gegenseitige Offenheit haben es uns leichter gemacht, dem Wirken des Heiligen Geistes zu folgen. Er, der Paraklet, ist der oberste Protagonist jeder Initiative und Äußerung des Glaubens.“

Franziskus beschrieb den Heiligen Geist bei dieser und anderen Gelegenheiten als denjenigen, „der alle Unterschiede in der Kirche“ schaffe, aber auch „die Einheit dieser Unterschiede schafft, nicht in der ‚Gleichheit‘, sondern in der Harmonie“. Für Franziskus war der Heilige Geist die entscheidende Kraft, die die Kirche in Vielfalt lebendig hält. In Evangelii Gaudium schrieb er: Der Geist „ruft einen vielfältigen und verschiedenartigen Reichtum der Gaben hervor und zugleich eine Einheit, die niemals Einförmigkeit ist, sondern vielgestaltige Harmonie, die anzieht.“

So bleibt das Konklave ein äußerst streng geregeltes, geheimes Verfahren – und zugleich nach innen ein geistliches Ereignis. Es lebt von der Spannung zwischen menschlicher Verantwortung und göttlichem Beistand. Die Kardinäle tun, was sie können, indem sie sich für das Wirken des Heiligen Geistes öffnen, und sie vertrauen darauf, dass der „Herbeigerufene“, wie der Name Parakletos wörtlich heißt, das Werk der Kirche lenkt.

(vatican news – gs)

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08. Mai 2025, 13:36