Papst Leo XIV. bei der Generalaudienz: „Der Schrei Jesu ist Hoffnung“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Trotz des strömenden Regens am Morgen waren tausende Pilgerinnen und Pilger auf dem Petersplatz anwesend. Bunte Schirme, Regenjacken und Fahnen aus den verschiedenen Ländern prägten das Bild auf dem großen Platz. Der Papst erinnerte in seiner Mittwochskatechese an die Worte des Markusevangeliums: „Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.“ (Mk 15,37). Dieser Schrei umfasse Schmerz, Verlassenheit, Glauben und Hingabe, so Leo XIV. „Es ist nicht nur die Stimme eines Körpers, der nachgibt, sondern das letzte Zeichen eines Lebens, das sich hingibt.“
Der Schrei als Gebet
Besonders betonte der Papst die Bedeutung der Frage Jesu am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2). Auf den Lippen Jesu sei dieser Psalmvers keine Glaubenskrise, sondern „die letzte Etappe einer Liebe, die sich bis zum Äußersten hingibt“. Sein Schrei sei nicht Verzweiflung, sondern Ausdruck einer Hoffnung, die auch in der Stille Gottes Bestand habe.
„Jesus schrie nicht gegen den Vater, sondern zu ihm. Selbst in der Stille war er überzeugt, dass der Vater da war“, sagte Leo XIV. Damit zeige Christus, dass auch die Menschen in ihren dunkelsten Stunden hoffen und beten können.
Ein Schrei, der verwandelt
Der Papst erinnerte daran, dass in der Stunde des Todes Jesu der Vorhang im Tempel zerriss und die Schöpfung selbst Anteil an diesem Geschehen nahm. Gerade im gebrochenen Menschen am Kreuz offenbare sich die größte Liebe Gottes.
So sei es auch kein Zufall, dass der römische Hauptmann unter dem Kreuz das erste Bekenntnis ablegte: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“ (Mk 15,39). Leo XIV. hob hervor: „Es war das Ergebnis eines Schreis, der nicht im Wind verhallte, sondern ein Herz berührte.“
Der Schrei als Hoffnungsgeste
Für den Papst hat das Schreien im Glauben eine positive Bedeutung: „Wir sind es gewohnt, den Schrei als etwas Unkontrolliertes zu betrachten, das unterdrückt werden muss. Das Evangelium verleiht unserem Schrei einen immensen Wert.“
Ein Schrei könne Anrufung, Protest, Hingabe und sogar „die extremste Form des Gebets“ sein. „Man schreit, wenn man glaubt, dass noch jemand zuhören kann“, so der Pontifex. „Wenn unser Schrei echt ist, kann er die Schwelle zu einem neuen Licht, zu einer neuen Geburt sein.“
Botschaft an die deutschsprachigen Gläubigen
Zum Abschluss wandte sich Leo XIV. in seinen Grüßen wie üblich auch an die deutschsprachigen Pilger: „Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, wenn wir auf das Kreuz blicken, erkennen wir das Geheimnis der Liebe Gottes, der sein Leben für uns hingegeben hat. Habt keine Angst, der Welt den Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes und unseren Erlöser, zu verkünden.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.