D: Zahl der Priesterweihen ist Spiegelbild der Glaubenssituation
?Angesichts der Zahl der Katholiken in unserem Land eine erschreckend geringe Zahl“, so der ehemalige Priesterausbilder. Überrascht habe ihn diese Zahl aber nicht.
Eine Erosion des Glaubens
Schließlich sei die Zahl der Priesterberufungen letztlich nur ein Spiegelbild der Glaubenssituation in Deutschland. Und hier gelte: der Glaube schwindet. Papst Franziskus hatte 2019 in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland sogar von einer ?Erosion des Glaubens“ in Deutschland geschrieben.
Wer sich heute auf den Weg zur Priesterweihe begebe, sei oft in kleinen Ausbildungskommunitäten unterwegs, erlebe sich mit seinem Weg als Exot. ?Hinzu kommen möglicherweise kritische Anfragen von Familie und Freunden, die den Berufungsweg in Frage stellen. All das ist gerade für junge Priesteramtskandidaten nicht leicht und verlangt ihnen Mut ab, zu ihrem Weg zu stehen."
Man müsse aber auch anderweitige demografische Faktoren, wie geringere Kinderzahlen und Überalterung berücksichtigen.
Raum schaffen für den Ruf Gottes
?Berufungen kann man nicht ,machen‘", betonte Ipolt. Man könne aber Räume schaffen, in denen der Ruf Gottes möglicherweise besser gehört werden könne. Diese Orte seien vor allem solche, an denen junge Menschen beten lernen und Zugang zum Wort Gottes finden können – etwa in Bibelkreisen oder geistlichen Gesprächsrunden.
?Hier sehe ich auch eine wichtige Aufgabe für unsere Pfarrgemeinden und die Konvente unserer Ordensgemeinschaften,“ so der Bischof.
So konnte bspw. die Pfarrei in Wittichenau, im Bistum Görlitz dieses Jahr gleich mehrere Berufungen verzeichnen. Er selbst führe dies u.a. auf deren lebendige liturgische Praxis und den guten zwischenmenschlichen Zusammenhalt zurück.
Gebet und bestehendes Interesse
Sehr wichtig sei es auch, für Berufungen zu beten. Das Bistum Görlitz tue dies an jedem ersten Donnerstag des Monats. Der Weltgebetstag um geistliche Berufe am vierten Ostersonntag sei diesbezüglich ein weiterer guter Anlass.
Auch müsse ?das gesamte Presbyterium eines Bistums – nicht nur der Bischof und der Regens – eine positive Grundhaltung zur Berufung zeigen." Klagen und Jammern über die aktuelle Lage der Kirche und die Herausforderungen des Priesterberufs wirkten nicht anziehend. Diesbezüglich stünden auch Laienmitarbeiter in der Verantwortung. Schließlich suche man ja nicht nur Priester, ?sondern auch andere Frauen und Männer, die in der Glaubensverkündigung mitarbeiten wollen“.
Kirchenkrise als Gotteskrise
?Die Kirchenkrise, die wir erleben, ist aus meiner Sicht vor allem eine Gotteskrise!“, so Ipolt weiter. Die meisten hätten heute vergessen, dass Gott uns Menschen anspreche und zu etwas bewegen wolle.
?Wenn man aber einmal verstanden hat, dass Gott mit jedem Menschen – also auch mit mir selbst – etwas vorhat, dann hat man die Chance, die eigene Berufung zu entdecken.“ In diesem Bereich verorte er auch die wertvolle Arbeit der Berufungspastoral.
Auch er selbst sei dankbar für die Priester, die ihn als junger Mensch geprägt hätten. ?Sie haben mir gezeigt: Dieser Dienst kann erfüllend und sinnstiftend sein. Und das ist er für mich bis heute“, so der Bischof abschließend.
(katholisch.de - rva)
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