Ringen um Zukunft: Zweite Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz
Max Seidel - Hamburg
Zum zweiten Mal innerhalb von neun Monaten kommen Fachleute aus über 110 Ländern in der norddeutschen Stadt Hamburg zusammen, um über Nachhaltigkeit und die Zukunft der Menschheit zu sprechen. Die erste Konferenz wurde letztes Jahr von Olaf Scholz geleitet, kurz nach der Wahl Donald Trumps als US-Präsidenten. Doch die weltpolitische Lage hat sich im Vergleich zur vorherigen Konferenz im Oktober stark verändert.
Seit Amtsantritt des US-Präsidenten sind die Vereinigten Staaten nicht nur aus vielen wichtigen internationalen Abkommen ausgetreten, sondern das größte Geberland kürzte seine Entwicklungshilfe fast auf null. Hinzu kommt Trumps aggressive Zollpolitik und der damit drohende Handelskrieg, sowie die eskalierenden Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen.
All diesen Herausforderungen will man auf der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz entschlossen entgegentreten und der Weltgemeinschaft zeigen: „Nachhaltige Entwicklung gelingt nur im Schulterschluss“, wie es in der Eingangserklärung der Organisatoren heißt. Nachhaltigkeit sei eines der wenigen Themen, bei dem sich trotz globaler Herausforderungen alle Staaten schnell einigen können, so Achim Steiner, Leiter des UN-Entwicklungsprogramms UNDP.
Zentrales Thema: Entwicklungsfinanzierung
Zentrales Thema dieses Jahres ist besonders die Finanzierung von weltweiter Entwicklung. Durch die stark gekürzte Entwicklungsfinanzierung der USA, einer weltweit schwächelnden Wirtschaft und überschuldeter Länder im Globalen Süden werden Rufe zur Reform internationaler Finanzinstitutionen wie der Weltbank lauter. Auf der Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz werden Möglichkeiten besprochen, diese Probleme zu lösen. Entschlüsse werden dann voraussichtlich auf der UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung im Juli in Sevilla getroffen.
Papst Franziskus hatte sich 2024 dafür ausgesprochen, im Jahr der Hoffnung 2025 allen Entwicklungsländern ihre Schulden voll zu erlassen. Auch an Umschuldungsprozessen sind vatikanische Vermittler immer wieder beteiligt.
Andere Themen auf der Konferenz sind außerdem die Nachhaltigkeitsziele der UN sowie Gesundheit, Mobilität und Biodiversität. Diese werden teils auf öffentlichen Bühnendiskussionen, teils in geschlossenen Räumen, besprochen. Dies sei das Besondere an der Nachhaltigkeitskonferenz, so die neue deutsche Entwicklungsministerin der SPD: „Hochrangiger Austausch in vertraulichen Räumen.“
Doch auch die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen spielen auf dieser internationalen Bühne eine Rolle. So kritisiert die SPD-Ministerin, die selbst eine Migrationsgeschichte hat, in ihrer Eröffnungsrede die israelische Regierung für ihr Vorgehen im Gazastreifen mit scharfen Worten: „Es kann und darf kein militärisches Ziel geben, das rechtfertigt, dass Kinder verhungern […] Keine politische Strategie darf dazu führen, dass humanitäre Hilfe blockiert wird.“
Zusammenarbeit mit dem Vatikan
Die katholische Ministerin legt zusätzlich Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Vatikan. So äußerte sie gegenüber Vatican News: „Natürlich ist die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche sehr wichtig. Ich habe die ersten Statements des neuen Papstes sehr positiv wahrgenommen und freue mich auf die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche, aber auch mit den Kirchengemeinden insgesamt.“
Die katholische Kirche ist auf der Konferenz vor allem durch ihre Hilfswerke vertreten, so ist beispielsweise Gesine Ames für das Hilfswerk Misereor anwesend. Sie hat konkrete Forderungen, was auf der HSC besprochen werden soll: „Die Konferenz muss einen Fokus auf die Bedürfnisse der Länder des globalen Südens legen.“ Dabei müsse vor allem die Stimme der Zivilgesellschaft aus Ländern des Globalen Südens gehört werden.
Misereor selbst helfe dabei, diese Stimme hörbar zu machen. So ermöglicht das Hilfswerk einer afrikanischen Umweltschutz NGO die Teilnahme an der Konferenz: „Das ist wichtiger denn je, in Zeiten, in denen in Deutschland die Gaskraftwerke ausgebaut werden sollen.“
Papst Leo hat bereits wenige Tage nach Amtsantritt deutlich gemacht, dass er beim Thema Schöpfungsschutz mit Papst Franziskus übereinstimmt. So ermunterte er Universitäten weltweit anlässlich des zehnten Geburtstages der Sozialenzyklika Laudato Si in einer Videobotschaft zum Einsatz für ökologische Gerechtigkeit.
(vatican news - ms)
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