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Indigene der Mashco Piro Indigene der Mashco Piro 

Tag der indigenen V?lker: Wenn Isolation Leben rettet

Am 9. August wird der von den Vereinten Nationen ausgerufene Gedenktag begangen, der auch dem Umweltschutz dient. In Peru sind die Mashco-Piro-Gemeinschaften die unsichtbaren Hüter des Amazonasgebiets, das nun durch Abbau-Aktivit?ten bedroht ist.

Matteo Frascadore – Vatikanstadt

Ein noch nie dagewesener Reichtum an Biodiversität findet sich in den Gebieten, die von indigenen Bevölkerungen bewohnt werden. Weltweit leben heute über 470 Millionen Angehörige indigener Völker in rund 90 Ländern. Eines der Hauptziele des Internationalen Tages der indigenen Völker der Welt, der jedes Jahr am 9. August auf Beschluss der Vereinten Nationen begangen wird und in diesem Jahr unter dem Motto ?Indigene Völker und künstliche Intelligenz: Rechte verteidigen, Zukunft gestalten“ steht, ist der Umweltschutz – verstanden auch als die Bewahrung der Erfahrungen indigener Völker, die für den Erhalt der Biodiversität und im Umgang mit den Folgen des Klimawandels von Nutzen sind.

Die Gemeinschaften in Peru

Die Mashco Piro, ein indigenes Volk, das in den entlegenen Regionen des peruanischen Amazonas-Regenwaldes lebt, wurden in den vergangenen Monaten entlang der Flüsse Las Piedras und Alto Madre de Dios, im Herzen des Amazonas, gesichtet. Sie haben sich entschieden, am Rande der modernen Welt zu leben, um ihre Identität, ihr Wissen und ein äußerst empfindliches kulturelles und ökologisches Gleichgewicht zu bewahren. Über ihre Bewegungen berichtete die Fenamad (Federación Nativa del Río Madre de Dios y Afluentes), eine Vertretungsorganisation indigener Völker in dieser Region. Die Mashco Piro gehören zu den sogenannten Piaci, einer Bezeichnung für indigene Völker in freiwilliger Isolation oder in einer Phase des Erstkontakts. Letzterer – oft zufällig und unerwünscht – kann verheerend sein, sowohl wegen gesundheitlicher Risiken als auch aufgrund des kulturellen Schocks.

Die Verletzlichkeit der Indigenen

Peru erkennt offiziell die Existenz von mindestens 25 Völkern in dieser Situation an und hat 2006 das ?derecho a la no intervención“ – das Recht auf Nichteinmischung – eingeführt, begleitet von der Einrichtung spezieller Territorialreservate. Dazu gehören unter anderem das Mashco-Piro-Reservat, Madre de Dios, Isconahua und Kugapakori-Nahua-Nanti. Bis heute wurden jedoch nur fünf Reservate offiziell anerkannt, obwohl 25 beantragt sind – ein Zeichen struktureller Schwächen beim Schutz dieser Völker. Auf nationaler Ebene hat die Aidesep (Asociación Interétnica de Desarrollo de la Selva Peruana) wiederholt die Verzögerungen der peruanischen Regierung bei der Einrichtung neuer Reservate angeprangert und vor Gesetzesinitiativen gewarnt, die den bestehenden Schutz schwächen könnten. Die Mashco Piro haben insbesondere auf Annäherungsversuche von Holzfällern und Goldsuchern mit Rufen und Pfeilen reagiert – eine Verteidigungsstrategie, die sich nach Jahrzehnten von Gewalt, Sklaverei und Krankheiten herausgebildet hat. Heute bewegen sie sich im Rhythmus der Jahreszeiten entlang der Flüsse, leben von Jagd, Fischfang und Sammeln und pflegen ein harmonisches, nicht ausbeuterisches Verhältnis zur Umwelt.

Die Gefahr durch Abbau-Aktivitäten

Gerade die Rohstoffgewinnung ist jedoch eine der größten Bedrohungen: hat mehrfach die Umsetzung von Umweltprojekten wie dem internationalen Programm Redd+ zur Reduzierung von Emissionen durch Entwaldung kritisiert, wenn diese ohne Konsultation der indigenen Gemeinschaften durchgeführt werden. Mehrfach haben die lokalen Bevölkerungen betont, dass sich hinter der Rhetorik des ?Naturschutzes“ oft wirtschaftliche Interessen und neue Formen der Umweltkolonisation verbergen. ?Isolierte Völker können keine Verträge unterzeichnen und keine Zustimmung geben. Genau deshalb müssen sie umso strenger geschützt werden“, erklärte AIDESEP in einer Stellungnahme von 2024. Ein besonders aussagekräftiges Beispiel ist das Reserva Indígena Sierra del Divisor Occidental, das dem Schutz der Völker Remo, Mayoruna und Kapanawa dienen sollte: Seine Einrichtung, seit fast 20 Jahren erwartet, wird immer wieder verschoben – mit gravierenden gesundheitlichen und kulturellen Risiken für diese Gemeinschaften.

Die Bedrohung durch Influencer

Neben den historischen und institutionellen Bedrohungen ist nun eine neue Gefahr aufgetaucht, ein Kind des digitalen Zeitalters: Exotismus 2.0. Heute hat sich die Neugier auf unkontaktierte Völker in die sozialen Netzwerke verlagert, wo Videos, Fotos und Posts über ?Sichtungen“ viral gehen. Manche Influencer suchen sogar gezielt den direkten Kontakt, um das Zusammentreffen mit Indigenen in eine Show für ihre Follower zu verwandeln. NGOs wie bezeichnen solche Praktiken als wachsende Gefahr und fordern ausdrücklich, keine Bilder oder Videos zu verbreiten, die das Recht auf Unsichtbarkeit verletzen. Die Gefahr besteht darin, eine ethnografische ?Schatzsuche“ zu befeuern, die allein von Konsumlogik getrieben ist. Jeder ungewollte Kontakt kann eine Tragödie bedeuten. Diese Völker besitzen keine Abwehrkräfte gegen gängige Viren; eine einfache Grippe kann für sie zu einer tödlichen Epidemie werden. Doch der Schaden ist nicht nur gesundheitlicher Natur: Jede Einmischung kann das über Jahrtausende gewachsene kulturelle Gleichgewicht unwiderruflich zerstören.

?Akt kollektiver Verantwortung gegenüber einer anderen, aber nicht fernen Menschlichkeit – Trägerin eines Wissens, das es verdient, zu bestehen, auch in der Stille.“

Die Herausforderung heute

Die Herausforderung besteht heute darin, den Schutz der Menschenrechte mit einem Naturverständnis zu verbinden, das nicht mehr auf Ausbeutung, sondern auf Teilen beruht. Das Recht auf Isolation anzuerkennen bedeutet, zuzuhören, zu respektieren und zu bewahren. Es ist ein Bollwerk gegen kulturelle Vereinheitlichung und ein Akt kollektiver Verantwortung gegenüber einer anderen, aber nicht fernen Menschlichkeit – Trägerin eines Wissens, das es verdient, zu bestehen, auch in der Stille.

(vatican news - pr)

 

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09. August 2025, 09:25