Waffenruhe in Gaza? Jerusalemer Kardinal skeptisch
Dies sagte Kardinal Pizzaballa der italienischen Zeitung „Avvenire“ vom Donnerstag. Für die Zeit danach sei noch kein Plan erkennbar. „Das macht es so schwierig, den Krieg zu beenden“, so das Kirchenoberhaupt im Heiligen Land.
Zu den Bemühungen um ein Ende des Konflikts sagte Pizzaballa: „Frieden ist ein anspruchsvolles Wort. Ich würde es mit Vorsicht verwenden.“ Angesichts der „enormen Last von Hass, Misstrauen und Ressentiments“ müsse man erst daran arbeiten, die Voraussetzungen für einen Frieden zu schaffen.
Als die große Herausforderung bezeichnete Pizzaballa, das aktuelle Narrativ zu ersetzen, „das den anderen entmenschlicht“. Es gelte „in die öffentliche Debatte wieder Worte wie Mensch, Würde, Respekt, Zuhören einzuführen“ – „Begriffe, die anderswo vielleicht banal sind, aber nicht in dieser Gegend“, sagte der Patriarch.
„Damoklesschwert“ über der Region
Besorgt äußerte er sich auch über die Lage im Westjordanland. „Die Siedler machen, was sie wollen. Sie fühlen sich so unantastbar, dass sie sogar die Armee angreifen“, sagte Pizzaballa. Zu der Gewalt komme wachsende Armut. Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten litten Hunger, weil sie kein Geld mehr hätten.
Zum Plan von US-Präsident Donald Trump, die Beziehungen zwischen Israel und den anderen Staaten der Region zu normalisieren, sagte der Patriarch, über der Idee hänge das Damokles-Schwert der Palästinenserfrage. „Wenn man die nicht löst, wird alles furchtbar fragil sein.“ Die Zwei-Staaten-Lösung bleibe ideal, werde aber von Israel abgelehnt. „Es muss eine kreative Formel gefunden werden.“
Versorgung in Gaza katastrophal
Die Versorgungslage im Gazastreifen beschrieb Pizzaballa, der mit seiner Pfarre im Norden telefonisch in Kontakt steht, als katastrophal. „Die Leute sind am Ende. Und nach Süden zu gehen, ist ein tödliches Risiko.“ Die ankommenden Lebensmittelpakete seien „nichts im Vergleich zum Bedarf“.
Was ihn beim Blick auf die Pfarre in Gaza besonders frappiere, seien die Kinder, sagte der Patriarch: „Es gibt etwa hundert, drei davon während des Kriegs geboren. Sie sind immer am Spielen. Ich weiß nicht, wie sie das machen.“
(/kap – pr)
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