Syrien: ?Kirche darf das Land nicht im Stich lassen“
?Jesus will, dass seine Kirche in Syrien bleibt. Diese Idee, Syrien von Christen zu entleeren, ist sicherlich nicht der Wille Gottes", bekräftigte Mourad.
Probleme mit derzeitiger Regierung
Besonders betroffen äußerte sich der Erzbischof von Homs zu dem Massaker an Christen, das am 22. Juni in Damaskus verübt wurde. Obgleich Regierungsvertreter hinterher wiederholt betont hätten, dass Christen ein unauslöschlicher Teil des syrischen Volkes seien, erlebe Mourad diese Beschwichtigungsformeln zumeist selbst als eine Bedrohung und Anklage. ?Jedes Mal, wenn ich vom ?Schutz‘ der Christen höre, habe ich das Gefühl, dass wir angeklagt werden, dass wir bedroht werden“, sagte er.
Auch anderweitig verhalte sich der Staat gegenüber Christen suspekt. So tauchten immer wieder Islamisten in den Fahrzeugen staatlicher Sicherheitskräfte vor Kirchen in ganz Syrien auf, sogar vor der vom Massaker betroffenen orthodoxen St. Elias-Kirche in Damaskus. Dort riefen sie dann die Menschen mit Lautsprechern zum Übertritt zum Islam auf. Frage man Verantwortliche der Sicherheitskräfte danach, antworteten diese, es handle sich nur um individuelle Initiativen.
Der Erzbischof kritisierte daher die neue Regierung. Sie werde ihrer Verpflichtung, die Sicherheit der Bevölkerung, zu gewährleisten, nicht gerecht. Dabei bezog er sich nicht nur auf den Umgang mit Christen. Viele Sunniten, viele Alawiten seien ebenfalls getötet worden, viele Menschen seien spurlos verschwunden. ?Wenn ein von einer internationalen Organisation entsandtes Team die Gefängnisse inspizieren würde, würde es viele Menschen finden, die nichts mit den Verbrechen des früheren Regimes zu tun hatten. Ich denke, man kann sagen, dass diese Regierung das Volk verfolgt. Das ganze Volk", so Mourad.
?Syrien ist am Ende“
Mehrfach betonte er, dass Syrien als Land ?am Ende“ sei. So lebe man mehrheitlich unter der Armutsgrenze, es fehle an Schulen und Krankenhäusern, und auch die politische Lage sei unruhig.
Eine besonders heikle Entwicklung sei, dass sich die Regierung bereiterklärt habe, den Waffenstillstand mit Israel von 1974 neu zu verhandeln. Sicherlich wollten alle Frieden; es bestehe aber die Gefahr, dass sich Syrien im Rahmen dessen existentiell von Israel abhängig mache. Schließlich beanspruche dieses in neuen Friedensverhandlungen u.a. die ungeteilte Kontrolle über die Golanhöhen, von denen Damaskus sein Wasser bezieht. Diese möglichen Konsequenzen gelte es klar zu kommunizieren, so der Erzbischof.
Die einzige Hoffnung
Aufgrund all dieser Schwierigkeiten sei die Kirche für ganz Syrien nahezu die einzige Hoffnung. Schließlich setze sie sich als einzige Organisation großflächig für das gesamte Volk Syriens ein. In Homs versuche die Kirche, Treffen mit anderen religiösen und ethnischen Gemeinschaften zu organisieren. In Aleppo und Damaskus betreibe die Kirche Schulen. Dies reiche allerdings nicht aus.
?Für mich“, betont Mourad, ?ist es wichtig, dass sich die Kirche intensiv für den Wiederaufbau der Schulen und des gesamten Bildungssystems in Syrien einsetzt.“ Nur so könne man vermeiden, dass noch mehr Syrier aus dem Land auswandern. ?Wir brauchen schlechthin alles. Wir müssen auch pastorale und kulturelle Zentren wiederbeleben, die das menschliche und kulturelle Wachstum unserer jungen Menschen begleiten könnten. Und auch Häuser für junge Leute, die heiraten wollen. Auf diese Weise können wir alle jungen Menschen ermutigen, im Land zu bleiben und es nicht zu verlassen", betont der Erzbischof.
(fides - rva)
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