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Die Brüder Giovanni (links) und Charbel Lteif von „Eastern Christians" Die Brüder Giovanni (links) und Charbel Lteif von „Eastern Christians" 

Ostkirche an Westen: „Steht mutig zu eurem Christsein!“

„Christsein ist eine Ehre“, betont Giovanni Lteif im Gespräch mit Radio Vatikan. Im Vorfeld der Heilig-Jahr-Feier der digitalen Missionare und katholischen Influencer sprachen wir mit ihm und seinem Zwillingsbruder Charbel über die Situation der Christen im Nahen Osten und ihre Botschaft an die westliche Christenheit.

Charbel und Giovanni Lteif sind 21 Jahre alt und maronitische Katholiken aus dem Libanon. Seit 2023 betreiben sie den Instagram Account „Eastern Christians“. Mit derzeit über 615.000 Followern ist er heute einer der bekanntesten Accounts über christliches Leben im Nahen Osten.

Christsein im Nahen Osten - Verantwortung und Ehre

Wir wollten von den Zwillingsbrüdern wissen, was Christsein im Nahen Osten für sie bedeutet.

„Christsein ist eine Ehre“, betont Giovanni. Vor allem für im Nahen Osten geborene Christen sei es aber auch eine große Verantwortung. Es gelte nämlich, den Glauben zu bewahren, für den die eigenen Vorfahren gekämpft hatten, damit er auch in Zukunft noch bewahrt und geliebt würde.

Charbel hingegen begeistert vor allem die lange Tradition, in die er sich als Christ im Nahen Osten eingebetet wissen darf. „Es ist eine Ehre, immer noch an den Traditionen teilzuhaben, die uns die frühen Christen überliefert haben“. Christsein im Nahen Osten sei für ihn der Kern seiner Identität, und gleichzeitig auch eine Lebensaufgabe, so der junge Mann aus dem Libanon weiter.

Eine Lebensaufgabe

Am 28. November 2023 hat diese Lebensaufgabe mit der Gründung des Accounts „Eastern Christians“ für die beiden Brüder konkret Gestalt angenommen. Getrieben von der Liebe zu ihrer Gemeinschaft und dem Wunsch, dem langsamen Verschwinden der Christen aus dem Nahen Osten entgegenzuwirken, beschlossen sie, zu handeln – und wurden so zur Stimme der dortigen Christenheit.

Doch eigentlich habe diese Idee gar nicht mit ihnen begonnen, sondern mit Jesus - und das bereits vor 2000 Jahren, stellt Giovanni klar. „Es ist eine fortwährende Bewegung, und jede Generation muss die Botschaft auf ihre eigene Art und Weise an die nächsten Generationen weitergeben. Christus hat uns ja schließlich aufgetragen, überall in der ganzen Welt zu predigen und allen Menschen von ihm zu erzählen“.

Herausforderung und Bereicherung

Dass dieser Weg einfach sein würde, hatte niemand erwartet. Auch für die beiden Brüder brachte das Projekt so manche Herausforderung mit sich – vor allem wegen des hohen Zeitaufwands. Beide standen gerade mitten im Studium und arbeiteten auch im Familienunternehmen mit. Trotzdem habe sich das Projekt nie wie eine zusätzliche Last angefühlt, sondern vielmehr wie ein natürlicher Teil ihres Lebensweges – wie etwas, das allem einen Sinn gibt, erzählt Charbel.

Und als solcher hat das Projekt das Leben der Zwillinge schon heute auf vielfältige Weise geprägt und bereichert. „Das Schönste an unserer Mission ist für mich, dass wir so die Liebe zu unserer Herkunft neu entdeckt haben!“, zieht Charbel Bilanz. „Und wir haben auch viel Neues über das Christentum - vor allem das frühe Christentum - gelernt, was mich persönlich in meinem Glauben enorm gestärkt und zu einem noch überzeugteren Diener Gottes gemacht hat.“

Giovanni erinnert sich, dass er und sein Bruder sich früher oft allein gefühlt haben, was ihre gemeinsame Liebe zum Glauben anging. Durch den Account habe er dann aber die Erfahrung gemacht, dass dies nicht der Fall war, weil sie viele andere Brüder und Schwestern in Christus kennenlernen durften.

Ralib-Victor Alyase mit den Zwillingsbrüdern aus dem Libanon
Ralib-Victor Alyase mit den Zwillingsbrüdern aus dem Libanon

Eine geprüfte, aber lebendige Kirche 

Auf die Frage zur derzeitigen Situation der Christenheit würdigt er die seit der Zeit Jesu erfolgreich bewahrte Glaubenstradition - und das unermüdliche Erdulden von Verfolgung. Auch aktuell sehe sich die Christenheit des Ostens vielen Bedrängnissen ausgesetzt, sei es im Irak, in Syrien, im Libanon oder jetzt in Palästina.

Dennoch sei die christliche Gemeinschaft - und vor allem die christliche Jugend - sehr lebendig. Natürlich überlegten viele, ob sie die Region verlassen sollten, aber das sei nie eine leicht getroffene Entscheidung. Schließlich liebten sie ihre Heimat, und Flucht sei keine Lösung. „Vielleicht denkt der Westen, Christen zu helfen bedeutet, ihnen zur Flucht zu verhelfen. Aber wir wollen viel lieber in unserer Heimat, in unserem Land bleiben, für das wir all die Jahre gekämpft haben. Es ist unser Zuhause, und irgendwann werden wir nur hier wirklich glücklich sein“, betonte Giovanni.

Charbel bittet die Weltgemeinschaft daher, die Christenheit in Nahost in ihrem Wunsch zu bleiben zu unterstützen. „Das östliche Christentum ist nicht nur für die Christen des Ostens - nein, es ist ein Zeugnis für alle Christen der Welt. Und wenn das Christentum im Nahen Osten gerettet wird, ist der ganze Nahe Osten gerettet,“ stellt er fest.

Botschaft an die westliche Christenheit

Abschließend richten die Brüder noch folgende Botschaft an die Christenheit der westlichen Welt, und vor allem in Deutschland:

„Steht mutig zu eurem Glauben und denkt nicht, dass die Sünde zufriedenstellend ist! Und tut dies nicht nur, um in den Himmel zu kommen, sondern aus Liebe zu unserem Herrn, der uns liebt! Kennt die Bibel - woraus sonst wollt ihr eure Moral ziehen? Kennt eure Identität! Die europäische Zivilisation wurde auf christlichen Werten gegründet. Doch wir alle wissen, dass das Christentum im Westen derzeit abnimmt - und wenn eure Brüder und Schwestern im Osten noch heute ihren Glauben leben, dann habt ihr keinen Grund, es ihnen nicht gleichzutun!“

Das Interview führte Ralib-Victor Alyase

(vatican news - rva)

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24. Juli 2025, 15:08