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Priester bei einer Kommunionausteilung auf dem Petersplatz in Rom Priester bei einer Kommunionausteilung auf dem Petersplatz in Rom  (AFP or licensors)

Immer im Dienst? Auch Priester brauchen Ferien

Sie wissen es oft zu verschleiern, aber auch Priester brauchen Urlaub.

Jean Charles Putzolu – Vatikanstadt

Ihr Amt bringt es mit sich, dass sie viel unterwegs sind, jederzeit auf Anfragen reagieren und jederzeit verfügbar sind – das lastet manchmal schwer auf ihrer Gesundheit. Darum brauchen sie, wie jeder andere Mensch, mindestens einmal im Jahr eine Zeit zur Erholung, zur Entspannung und zum Loslassen. Gerade Pfarrer, die für mehrere, manchmal weit voneinander entfernte Pfarreien verantwortlich sind, sind keineswegs vor Depression oder Burnout gefeit.

Der Bischof von Pontoise in Zentralfrankreich, Benoit Bertrand, hat an einer Studie über die Gesundheit von Priestern in seinem Land mitgearbeitet – und zählt eine ganze Liste von Faktoren auf, die am Wohlbefinden der Gottesdiener zehren. ?Wir haben (mit Covid) eine schwere Gesundheitskrise durchlebt; dazu kommt die schwierige internationale Lage, die Herausforderungen, denen sich die Kirche gegenübersieht, und manchmal auch Skandale, die natürlich sehr traurig und unangenehm sind. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, die zu einem Unwohlsein unter Priestern führen können. In Italien hat kürzlich ein junger Priester beschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen.“

Der Selbstmord des jungen Jesuiten

Don Matteo Balzano, ein 35-jähriger Jesuit aus dem Bistum Novara – am 5. Juli fand man ihn tot in seiner Wohnung. Das war ein Schock für seine Pfarrei. Und ein Grund mehr, das Thema der mentalen Gesundheit von Priestern nicht zu vernachlässigen.

?Es ist bekannt, dass ein Priester, dem es in seinem persönlichen Leben, in seinem spirituellen Leben, in seinem physischen oder psychischen Leben nicht gut geht, auch in seinem Amt nicht sehr glücklich sein kann – und natürlich hat das dann auch Auswirkungen auf die christlichen Gemeinschaften. Darum haben die Bischöfe Frankreichs im Jahr 2020 eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Wir mussten dazu eine Bestandsaufnahme der 6300 aktiven Diözesanpriester in Frankreich vornehmen.“

An diesem spanischen Strand könnte jetzt gerade auch ein Priester entspannen
An diesem spanischen Strand könnte jetzt gerade auch ein Priester entspannen

?All dies hat die Bischöfe alarmiert“

Die Forscher, unter ihnen Bischof Bertrand, achteten bei den Priestern vor allem auf Alarmsignale: Übergewicht, Fettleibigkeit, das Risiko von Alkohol- oder Zigaretten-Abhängigkeit. ?Insgesamt gab der Großteil der aktiven Priester, mehr als 90 Prozent, an, in guter körperlicher Verfassung zu sein. Was uns alarmierte, war, dass fast zwei von zehn Priestern depressive Symptome aufweisen und dass zwei Prozent der Diözesanpriester unter Burnout leiden. Außerdem ergab die Studie, dass 40 Prozent der Priester ihre persönliche Erfüllung im Amt als relativ niedrig veranschlagten. All dies hat die Bischöfe alarmiert.“

Erste Maßnahme, die die Studie vorschlug: Die Ergebnisse breit bekanntmachen und dadurch die Aufmerksamkeit für das Thema unter Priestern, Bischöfen, Gläubigen schärfen. Außerdem wurde die Bedeutung von Ruhezeiten und regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen durch einen Hausarzt hervorgehoben – das ist etwas, das viele Priester schleifen lassen.

Wenn Priester urlaubsreif sind - ein Radio-Vatikan-Interview

Einfach mal den Priestern zuhören - etwa bei einem Abendessen

?Wir haben Sensibilisierungs- und Informationsveranstaltungen zu Stress, Depressionen, Burnout und deren Früherkennung organisiert. Aber ganz wichtig ist es, den Priestern einfach zuzuhören. Der Bischof, der Generalvikar sollten sich Zeit nehmen, um sie zu Hause, in ihrem Pfarrhaus, zu besuchen und ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen. Und schließlich hat die Studie ergeben, wie wichtig die geistliche Begleitung und die Brüderlichkeit unter den Priestern sind. Auch die Gläubigen müssen sensibilisiert werden für die ihnen anvertrauten Priester.“

Papst Leo macht derzeit Urlaub in Castel Gandolfo, hoch über dem Albaner See
Papst Leo macht derzeit Urlaub in Castel Gandolfo, hoch über dem Albaner See   (ANSA)

Gerade dieser Punkt ist gewöhnungsbedürftig. Dass Priester ununterbrochen verfügbar sind und geduldig zuhören, sind wir gewohnt – aber wer hört den Priestern selbst zu? ?Sie sind oft sehr zurückhaltende Menschen, denen es schwerfällt, ihre Schwächen, Leiden oder Schwierigkeiten zum Ausdruck zu bringen. In den Pfarreien und Seelsorgeeinrichtungen könnten die Laien ihre Priester vielleicht mal von Zeit zu Zeit zum Abendessen einladen, für eine entspannte Atmosphäre sorgen und ihnen zuhören. Wobei man auch sagen muss: Viele Christen und Familien sind sehr aufmerksam gegenüber ihren Priestern – aber die Priester selbst müssen sich auch darauf einlassen und bereit sein, sich mitzuteilen, wenn sie Schwierigkeiten haben.“

?Wir sind keine Helden“

Ob auch Bischöfe in Gefahr sind, eine Depression oder ein Burnout zu bekommen? ?Natürlich!“, antwortet Bertrand. ?Wir sind keine Helden.“ Es gebe ja auch Momente im Leben einer Diözese, in denen man mit großen Schwierigkeiten und Spannungen konfrontiert werde. ?Ein Bischof kann Begleitung gut brauchen. Die Bischofskonferenz hat Besuche bei Bischöfen durch einen anderen Bischof und durch Laien vorgeschlagen, die für eine gewisse Zeit kommen, um den Bischof zu treffen, ihm und seinen Mitarbeitern zuzuhören – als eine Hilfestellung für seine bischöfliche Sendung.“

Wie kann sich ein Bischof, wie kann sich ein Priester vor Überforderung schützen? Der Oberhirte von Pontoise hat da ein ganz einfaches Rezept: Lernen, auch mal Nein zu sagen. ?Manchmal muss man den Mut haben, zu sagen: Hören Sie, es tut mir leid, aber das ist im Moment nicht möglich. Wir sehen uns in zwei Wochen, in einem Monat, in zwei Monaten wieder‘. Die Menschen müssen so eine negative Antwort auch akzeptieren.“

(vatican news – sk)
 

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15. Juli 2025, 10:21