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?Ein Ohr für das Leid – und Freude an Marmeladengl?sern“

Seit über 40 Jahren lebt Schwester Monika im schwedischen Vadstena bei den Birgittinnen – einer katholischen Ordensgemeinschaft mit langer Geschichte und nordischen Wurzeln. In einem Gespr?ch erz?hlt sie von Berufungen im zweiten Lebensabschnitt, ungew?hnlichen Wegen ins Kloster und davon, wie ein schwedischer Fu?balltorwart ihr Leben ver?nderte.

Mario Galgano – Vadstäna (Schweden)

?Ich heiße Schwester Monika. Und wie Sie wahrscheinlich ziemlich schnell feststellen werden, bin ich Deutsche.“ So beginnt das Gespräch mit der 70-jährigen Ordensfrau. Seit über vier Jahrzehnten lebt sie nun in Schweden, genauer gesagt im Kloster der Birgittinnen in Vadstena, einer kleinen Stadt am Vätternsee. Dort lebt sie in Gemeinschaft mit sieben anderen Schwestern – aus Schweden, Deutschland, Finnland und den Niederlanden.

Die Konstellation im Kloster verrät viel über den Wandel kirchlicher Berufungen. ?Unsere Novizin ist älter als ich“, sagt Schwester Monika. Das Kloster ist heute weniger ein Ort für junge Schulabgängerinnen, sondern ein Raum, den Frauen oft in einem zweiten Lebensabschnitt suchen. ?Es ist vielleicht die zweite Karriere einer Frau“, beschreibt sie es. Auch die Zusammensetzung der Gemeinschaft spiegelt eine Entwicklung wider: Erstmals sind die Schwedinnen in der Mehrheit. In ihrer Anfangszeit sei das noch anders gewesen, erzählt sie.

Der Orden selbst – gegründet von der heiligen Birgitta von Schweden im 14. Jahrhundert – war einst nicht einmal offiziell erlaubt im Land. ?Bis 1957 war es verboten, ein Kloster zu gründen“, erklärt sie. Erst ein Beschluss des Reichstags erlaubte schließlich Ordensleben in Schweden. Bis dahin war das Haus in Vadstena offiziell als Altenheim deklariert.

Augustinusregeln und die Konstitutionen der heiligen Brigitta

Theologisch gründen die Birgittinnen ihr Leben auf drei Elemente: der Augustinusregel, den Konstitutionen der heiligen Birgitta und den daraus hervorgegangenen modernen Anpassungen. Die Spiritualität des Ordens ist klar geprägt: ?Wichtig ist für uns das Leiden Christi“, sagt Schwester Monika. Die tägliche Gebetsstruktur folgt einer marianischen Perspektive. Die Schwestern betrachten das Leben Jesu durch die Augen Marias, jeden Wochentag mit einem anderen Thema – von Engeln bis zur Dreifaltigkeit.

Zentral sei auch das Anliegen Birgittas gewesen, Männer und Frauen gemeinsam wirken zu lassen. Zwar lebten die Mönche und Nonnen früher in getrennten Bereichen, doch arbeiteten sie geistlich zusammen. In der Blauen Kirche von Vadstena war dies baulich nachvollziehbar – mit separaten Chören, aber einem gemeinsamen Gotteshaus.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der Dienst an den Mitmenschen: Zuhören, Gebet, Gespräch. ?Wir bekommen viele Bitten, für etwas zu beten, oder Menschen kommen und wollen reden“, erzählt sie. Das stille Zeugnis – es wirkt. Und manchmal geht es dabei auch um ganz praktische Dinge: ?Heute haben wir fast 4000 Marmeladengläser in Kartons gepackt – und ich hatte Freude daran.“

Freude herrscht

Freude – das ist der fünfte Punkt, der die Spiritualität der Birgittinnen prägt. Sie spricht darüber, als sie über ihre Arbeit im Gästehaus Eden erzählt. Dort begann sie einst – beim Putzen von Toiletten. ?Das hat sich zu einer Freude entwickelt.“ Es sei die Gemeinschaft, die selbst harte oder unangenehme Arbeiten tragbar und sinnvoll mache.

Wie aber kam eine Frau aus Coesfeld in Westfalen überhaupt nach Schweden in ein Kloster? Der Beginn war unerwartet profan: Fußball. Während der Weltmeisterschaft 1974 fiel ihr der schwedische Nationaltorwart Ronnie Hellström auf. ?Ich habe mich in ihn verliebt“, sagt sie schmunzelnd. Von da an wuchs die Faszination für Schweden. Es folgte ein Geschichtsstudium mit nordischer Ausrichtung, und durch einen Studienfreund der Eltern – den damaligen katholischen Bischof in Schweden – kam sie nach Vadstena, um die Sprache zu lernen. Dort traf sie auf junge Katholiken, die ihr ihren Glauben überzeugend und reflektiert vermittelten. ?Das hat mich beeindruckt und zurück zum Glauben geführt.“

Dass sie schließlich selbst eintrat, war eine innere Entwicklung. Erst durch die Eifersucht auf eine andere Frau, die um Aufnahme ins Kloster gebeten hatte, wurde ihr klar: Ich will das auch. Jahre später, zu ihrem Silberjubiläum, kam es dann zu einer besonderen Überraschung: Ihre Mitschwestern hatten Ronnie Hellström eingeladen – jenen Mann, der sie einst durch seine bloße Anwesenheit im Fernseher auf diesen Weg gebracht hatte. Er kam. Der Priester kündigte ihn im Gottesdienst an: ?Manchmal kommt eine Berufung durch den Strafraum.“ Sie drehte sich um – und lachte. Hellström blieb in Kontakt mit der Gemeinschaft. Als er an Krebs erkrankte, entschied er sich, in Vadstena beerdigt zu werden. Heute liegt seine Urne auf dem Friedhof nahe dem Kloster.

Viele engagierte Katholiken

Die katholische Kirche in Schweden werde heute anders wahrgenommen als früher, stellt Schwester Monika fest. In Kultur und Wissenschaft gebe es viele engagierte Katholiken, die mit ihrer Haltung respektiert werden. Auch im Strafvollzug habe sich katholische Seelsorge als tragfähig erwiesen. Besonders beeindruckt sie ein ehemaliges Projekt: ?Das Kloster im Gefängnis“, eine Form geistlicher Begleitung für Häftlinge auf dem Weg zurück in die Gesellschaft. Die Rückfallquote war niedrig, das Projekt aber wurde trotzdem eingestellt.

Über die vielen Jahre hinweg ist das Leben im Kloster für Schwester Monika zu einem tiefen, alltäglichen Bekenntnis geworden. ?Welche Arbeit auch immer – sie wurde zur Freude“, sagt sie. Es ist eine Haltung, die sich durch ihr ganzes Leben zieht. Zwischen Marmeladengläsern, Gebetszeiten und einem Friedhof mit Fußballfankarten wird spürbar: Die Wege Gottes sind nicht immer gerade – aber manchmal führen sie mitten durch den Strafraum.

(vatican news)

17. Juli 2025