Iran: Teherans Erzbischof warnt vor weiterer Eskalation
Der aus Belgien stammende Oberhirte äußerte sich in einem Kommentar zur derzeitigen Lage, den die vatikanische Nachrichtenagentur Fides am Mittwoch veröffentlichte.
Gefährliche Sackgasse
Mehr als einen Monat nach Inkrafttreten des jüngsten Waffenstillstands zwischen Israel und dem Iran sei ein nachhaltiger Frieden noch immer nicht in Sicht, so der Geistliche aus dem Franziskanerorden. „Alles deutet darauf hin, dass sich die Konfliktparteien nicht auf Verhandlungen zubewegen, sondern bei ihren Waffenlieferanten für die nächste Konfrontation eindecken“, schreibt Mathieu. Die aktuellen Spannungen bezeichnet er als gefährliche Sackgasse, in der gegenseitige Schuldzuweisungen und ideologische Feindbilder eine rationale Lösung verhinderten.
Der Beitrag nimmt auch Bezug auf Papst Leos jüngste Appelle gegen Aufrüstung und Gewalt. „Wir müssen alle ermutigen, die Waffen niederzulegen - und das Geld, das hinter jedem Krieg steht“, zitiert Mathieu den Papst. In der Region herrsche ein Klima, in dem nicht mehr ideologische Überzeugungen, sondern geopolitische Interessen und Machtkalküle im Vordergrund stünden. Das führe dazu, dass Völker gegeneinander aufgehetzt würden und „jeden Tag neue Opfer unter der Zivilbevölkerung als ,Kollateralschäden‘ hingenommen werden“.
Friedliche Koexistenz möglich
Erzbischof Mathieu betont, dass eine „friedliche Koexistenz“ möglich sei - nicht durch Dominanz oder Abschreckung, sondern durch gegenseitige Anerkennung und Diplomatie. „Die Menschen wollen in Frieden leben, aber ihre Führer sind in Feindschaften gefangen, die nur noch die Sprache der Waffen kennen“, warnt er. Modelle wie die präventive Kriegsführung oder die sogenannte atomare Abschreckung seien keine Lösung, sondern verschärften das Risiko weiterer Eskalationen.
Als Alternative verweist Mathieu auf das christliche Friedensverständnis, insbesondere auf das Konzept der „tranquillitas ordinis“ - der „Ruhe der Ordnung“ - des Kirchenvaters Augustinus. Es gehe nicht um die Abwesenheit von Konflikt, sondern um eine gerechte Ordnung, die auf Dialog, Gerechtigkeit und spiritueller Erneuerung beruhe. „Frieden ist ein Geschenk Gottes“, so Mathieu, „aber auch eine Verantwortung, die politische und religiöse Führer aktiv gestalten müssen.“
Kirche an der Seite der Schwächsten
Mit Blick auf die Rolle der Kirche betont der Erzbischof: „Wir stehen an der Seite aller, besonders der Schwächsten - ohne Diskriminierung.“ Die Kirche sei weder für die eine noch für die andere Seite, sondern „für den Frieden - und für die Versöhnung“. Die Diplomatie des Heiligen Stuhls versuche, Räume für faire Verhandlungen zu schaffen und als „Werkzeug der Nächstenliebe“ Hoffnung zu geben.
Gläubige aller Religionen sollten sich als Geschwister begegnen, so der Appell Mathieus: „Warum sollten wir die Einzigartigkeit des Anderen bekämpfen?“ Auch das Gebet sei dabei wichtig: „Für die Opfer zu beten heißt, Gott zu bitten, den Verantwortlichen den Weg des Friedens einzugeben - denn Krieg darf niemals als Lösung gelten.“
(fides/kap – pr)
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