Ordensmann Ielpo als neuer Kustos des Heiligen Landes eingeführt
Die Amtsübergabe erfolgte durch seinen Vorgänger Francesco Patton (61), der das Amt seit 2016 innehatte und die Arbeit der ?Custodia Terrae Sanctae“ in herausfordernder Zeit maßgeblich geprägt hatte. Sein Vorvorgänger war seit 2004 Pierbattista Pizzaballa, der inzwischen Kardinal und Lateinischer Patriarch von Jerusalem ist.
In seiner Antrittsrede machte Kustos Ielpo deutlich, dass die Aufgabe der Kustodie weit über die reine Bewahrung historischer Orte hinausgehe. ?Unsere Aufgabe ist nicht nur eine Bewahrung der heiligen Stätten, sondern eine lebendige, pastorale Präsenz an der Seite der Christen in diesem Land", sagte er. Die Gemeinschaft der über 300 Brüder aus mehr als 50 Nationen, die in Israel, Palästina und weiteren Ländern des Nahen Ostens tätig sind, sei ?eine internationale Sinfonie von Talenten und Berufungen“. Dieses Potenzial gelte es im Sinne des Evangeliums zu fördern.
Ielpo übernimmt die Verantwortung in einer angespannten geopolitischen Lage. Er verwies auf die eskalierende Gewalt in der Region, insbesondere im Gazastreifen, wo in den vergangenen 22 Monaten laut seinen Angaben rund 57.000 Todesopfer zu beklagen waren. Auch im Westjordanland nehme die Gewalt durch israelische Siedler zu. Die christliche Minderheit sei ebenfalls betroffen, zuletzt durch Angriffe auf das christliche Dorf Taibeh und der Granatenangriff der katholischen Pfarre in Gaza, bei dem in der Vorwoche drei Menschen getötet wurden.
Friedensarbeit durch Bildung
Trotz der Unsicherheit unterstrich der neue Kustos den fortbestehenden Auftrag der Franziskaner in der Region: neben der Seelsorge in Jerusalem, Bethlehem, Nazareth und Jaffa auch durch den Betrieb von 17 Schulen, die Tausende junger Menschen - Christen wie Muslime - zu Frieden und Zusammenleben erziehen. Er verwies besonders auf die karitative Arbeit für notleidende palästinensische Familien, etwa durch Projekte unter der Leitung von Pater Ibrahim Faltas.
Noch vor seiner offiziellen Amtseinführung, an der auch der Abt der Jerusalemer Dormitio-Abtei Nikodemus Schnabel teilnahm, war der neue Kustos Ielpo in den Libanon und nach Syrien gereist und hatte dort die franziskanischen Gemeinschaften besucht. Besonders bewegend war sein Besuch in der vom Terror getroffenen Gemeinde von Dweila (Damaskus), wo bei einem Anschlag über 30 Christen getötet worden waren. Dort habe er, so Ielpo, eine ?tief verwurzelte christliche Identität" erlebt, die stärker sei als ethnische oder politische Zugehörigkeiten.
An seine Mitbrüder appellierte der neue Kustos, sich an Christus zu orientieren - gerade in Zeiten der Unsicherheit. ?Die Wellen schlagen hoch, wie im Evangelium. Doch wer den Blick auf Jesus richtet, hat keinen Grund zur Angst“, sagte er. Der Dienst der Franziskaner habe über Jahrhunderte Bestand gehabt - ?nicht aus eigener Kraft, sondern durch das Wirken des Heiligen Geistes".
Die feierliche Amtseinführung fand am Jaffa-Tor in Jerusalem mit einer anschließenden Prozession zur Kirche des Heiligen Erlösers statt. Bei der Zeremonie erhielt Ielpo symbolisch die Amtsinsignien, legte den Amtseid ab und nahm das Siegel von seinem Vorgänger Patton entgegen.
Organisator, Fundraiser und Pilgerseelsorger
Francesco Ielpo wurde 1970 in Lauria (Süditalien) geboren und trat 1994 in den Franziskanerorden ein. Nach dem Theologiestudium und der feierlichen Profess 1998 wurde er 2000 zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren war er unter anderem als Religionslehrer, Leiter des Franziskanischen Instituts in Brescia und als Pfarrer in Varese tätig. Ab 2007 übernahm er erste Leitungsaufgaben im Orden in der Franziskanerprovinz Lombardei, zudem war er in der Bildungs- und Gemeindearbeit tätig. 2013 wurde Ielpo zum Kommissar der Kustodie für die Region Lombardei, später für ganz Norditalien, ernannt.
Zuletzt war P. Ielpo Delegat des Kustos für Italien und koordinierte in dieser Funktion u.a. die Beziehungen zu Pilgergruppen, Spendern und franziskanischen Initiativen. Parallel übernahm er Verantwortung für die strukturelle Neuordnung mehrerer Ordensprovinzen in Süditalien. Er ist außerdem Vorsitzender der Stiftung ?Holy Land Foundation“ und Präsident der internationalen Hilfsorganisation ?Pro Terra Sancta“.
Hintergrund
Die Kustodie des Heiligen Landes ist eine seit über 800 Jahren bestehende franziskanische Mission. Sie betreut die wichtigen christlichen Heiligtümer in Israel, Palästina und Umgebung und unterstützt die dortige christliche Bevölkerung seelsorglich und sozial. Die Franziskaner wurden vom Papst mit dieser Aufgabe betraut und sind seither als ?Wächter" für den Erhalt der heiligen Stätten sowie die Präsenz der katholischen Kirche in der Region verantwortlich.
(kap-skr)
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