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Bei einer Demo: „Soll ich etwa so zu Schule gehen?“ Bei einer Demo: „Soll ich etwa so zu Schule gehen?“ 

Chile: Kardinal ruft vor Wahl zu Respekt und Ideen auf

Kurz vor Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs in Chile hat der Erzbischof von Santiago, Kardinal Fernando Chomali, zu einem respektvollen Umgang zwischen den politischen Lagern aufgerufen. Die Kandidaten sollten „Ideen und nicht Hass fördern“, erklärte Chomali. Gewählt wird im November.

„Ich fordere die Präsidentschaftskandidaten auf, die Würde ihrer Gegner zu achten, jegliche Form von Gewalt als politisches Mittel zu unterlassen und ein Beispiel für die Jugend zu geben – in staatsbürgerlicher Kultur, Großherzigkeit und gegenseitigem Respekt“, so der Kardinal. Der Appell fällt in eine Phase wachsender Polarisierung in Chile. Diese habe sich nach den jüngsten Vorwahlen der linken Regierungskoalition nochmals verschärft, so SIR.

Dabei setzte sich überraschend deutlich die kommunistische Ex-Arbeitsministerin Jeannette Jara durch, die nun als erste Vertreterin ihrer Partei als Präsidentschaftskandidatin der Linken antritt. Auf der Gegenseite stehen die konservative Ex-Bürgermeisterin Evelyn Matthei, der rechtsnationale José Antonio Kast sowie der rechtspopulistische Johannes Kaiser zur Wahl.

Chilenen enttäuscht über bisherige Regierung

Hintergrund ist eine tiefe politische Krise: Das gesellschaftliche Erneuerungsprojekt des sozialdemokratischen Präsidenten Gabriel Boric gilt nach dem Scheitern seiner Verfassungsreform als tot. Auch Skandale in seiner Regierungspartei Frente Amplio haben das Vertrauen vieler Bürger erschüttert. Die Umfragewerte stagnieren. Der ehemaligen Arbeitsministerin im Kabinett Boric, Jara, werden Chancen eingeräumt, obwohl sich - einer Analyse der Konrad-Adenauer-Stiftung vom Juni 2025 zufolge - viele Chilenen von der moralischen Rhetorik der Regierung abgestoßen fühlen.

Fünf Monate vor den Wahlen liegt die innenpolitische Debatte klar auf der Frage der inneren Sicherheit. Der drastische Anstieg von Verbrechen, Rauschgifthandel und Erpressungen in den vergangenen Jahren geht auf organisierte kriminelle Netzwerke aus Peru, Kolumbien und vor allem Venezuela. Alle Kandidaten fordern eine verschärfte Gangart gegen Kriminalität und illegale Migration. Während Kast und Kaiser den Militäreinsatz im Inland vorschlagen und mit Mauerbau und Massenausweisungen werben, setzt Matthei auf koordinierte staatliche Strategien unter Beachtung völkerrechtlicher Standards.

Die Chancen auf einen knappen Dreikampf zwischen Jara, Matthei und Kast um den Einzug in die Stichwahl Mitte Dezember stehen hoch. Die erste Runde der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen findet am 16. November 2025 statt.

(sir - gs)

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16. Juli 2025, 12:15