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Jesuit Hans Zollner, Director des IADC Institutes, im Atrium der Gregoriana Jesuit Hans Zollner, Director des IADC Institutes, im Atrium der Gregoriana  

Frauen und Safeguarding: ?Diese Energie tr?gt weiter"

Zur Ermutigung von Solidarit?t und Safeguarding für und von Frauen weltweit wollte eine mehrt?gige Internationale Safeguarding Konferenz (ISC) an der r?mischen Gregoriana-Universit?t beitragen, die an diesem Freitag mit einem Studientag zuendeging. Organisator Pater Hans Zollner spricht im Interview mit Radio Vatikan von gro?em Interesse.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Frauen als Betroffene in verschiedenen Kontexten der Gewalt, Frauen als Pionierinnen der Aufklärung und der Unterstützung für Opfer, Frauen aber auch als Wegbereiter von Missbrauch und als Täterinnen: unter dem Motto ?Women of faith, women of strength“ hat die diesjährige Internationale Safeguarding Konferenz (ISC) verschiedene Facetten des Themas Frauen und Safeguarding in den Blick genommen.

Frauen in Gesellschaft und Kirche sichtbarer

Vom Schutz von Kindern und Erwachsenen habe sich der Fokus in den letzten Jahren auf Safeguarding auch von Erwachsenen erweitert, so der Leiter des IADC-Institutes an der Gregoriana, der das jährliche Forum mit seinem Team ausrichtet. Im letzten Jahr ging es um Menschen mit Behinderung, dieses Jahr um ?Frauen des Glaubens, Frauen der Stärke“. Damit habe das IADC auf eine gesellschaftliche und auch kirchliche Entwicklung reagiert, so Pater Hans Zollner mit Verweis auf die ?Me too“-Bewegung und auch auf Papst Franziskus‘ Aufmerksamkeit für Frauen im Raum der Kirche.

Mit mehr als 260 Teilnehmenden aus 50 Ländern sei das Interesse an der Konferenz in diesem Jahr besonders groß gewesen. Über den Live-Stream der englischen Redebeiträge konnten Interessierte weltweit teilnehmen, was auch rege in Anspruch genommen wurde. ?In Afrika gibt es auch gute Priester“, ließ etwa ein afrikanischer Bischof der Konferenz mit einem Augenzwinkern ausrichten. Am Morgen zuvor hatte es auf der Konferenz zwei Einheiten über den Missbrauch von erwachsenen Frauen im kirchlichen Raum, darunter Ordensfrauen in Afrika, gegeben.

Ein Interview zur Konferenz mit dem Leiter des IADC-Institutes, P. Hans Zollner (A. Preckel,, Vatican News)

Verletzlich, aber...

?Wir haben versucht, die Bandbreite dessen aufzuzeigen, wo Frauen sich einerseits besonders in Situationen der Verwundbarkeit befinden, auf der anderen Seite, wo Frauen beitragen, dass sichere Räume, sichere Beziehungen geschaffen werden“, fasst Zollner das Anliegen der Konferenz zusammen. Dabei spannten die Fachleute, Aktivisten und Ordensleute gemeinsam einen großen Rahmen, in dem Gewaltkontexte wie der Ukraine-Krieg, Menschenhandel in Afrika, Cyber-Kriminalität in Asien ebenso zur Sprache kamen wie geistlicher Missbrauch oder Vergehen von Frauen gegen Schutzbefohlene. ?Es ist klar, dass in zweieinhalb, drei Tagen nur ein kleiner Einblick von dem gegeben werden kann, was eigentlich notwendig wäre“, so Zollner über die viertägige Konferenz, die Dienstag mit einem Grußwort der Präfektin des Ordensdikasteriums, Simona Bramilla, begann. ?Und auch in der Tiefe konnten wir bei weitem nicht alles so beleuchten, wie es eigentlich notwendig wäre.“

Eines habe die internationale und interdisziplinäre Konferenz aber aufgezeigt, so Zollner: ?Frauen sind unverzichtbar und wirklich sehr effektiv in dem, was Safeguarding-Arbeit in der Kirche und in der Gesellschaft angeht. Aber vor allem auch Ordensfrauen tun da einen unglaublichen Job in vielen Ländern dieser Welt, speziell in Gegenden, wo Safeguarding sonst bisher auch in der Gesellschaft kaum eine Rolle spielt, in Afrika, Asien, großen Teilen Lateinamerikas, Ozeanien. Da ist sehr viel Arbeit getan worden über die letzten zehn, 15 Jahre.“ Ordensfrauen setzen sich etwa in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika für den Schutz und die Förderung von Mädchen und Frauen ein. Die Konferenz wollte dazu beitragen, diesen viel zu wenig beachteten Einsatz zu würdigen und bekannter zu machen.

Neues Selbstbewusstsein, neue Netzwerke

Dass Frauen auch Täter sein könnten, werde in Gesellschaft und Kirche noch kaum begriffen, so der ausgebildete Psychologe weiter. ?Das ist für viele kaum vorstellbar, auch weil man Geschlechterbilder vor sich hat, die das gar nicht erlauben, dass man daran denkt, dass auch Mütter oder Schwestern oder Lehrerinnen oder Krankenschwestern übergriffig werden können.“ Das Thema wolle das IADC-Safeguarding Institut weiterverfolgen, kündigte Zollner an, der zugleich anmerkte, dass es dazu noch wenige Untersuchungen gebe. Auch beim Thema des Missbrauchs von erwachsenen Frauen im Raum der Kirche, etwa durch Kleriker oder durch Frauen in weiblichen Kongregationen, gebe es noch viel zu tun. Es brauche den Willen, das Problem anzugehen, so Zollner, der hier auf mehr Verve von offizieller Seite hofft. 

Weltweit machten zugleich immer mehr Ordensfrauen gegen Missbrauch im Raum der Kirche mobil, fährt der IADC-Direktor fort, der regelmäßig in verschiedenen Länder reist. Auch die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen (UISG) nehme sich als Zentrale in Rom heute stärker des Missbrauchs von Ordensfrauen an. In einigen Ländern, wo das Thema lange völlig tabu war, rege sich heute Widerstand, so Zollner mit Verweis etwa auf Indien, wo es ?eine starke Widerstandsbewegung auch von Ordensfrauen“ gebe, ?die sich gegen beispielsweise Übergriffigkeit durch Priester oder Bischöfe auch wehren“.

Ohrenbetäubendes Schweigen

Sichtbar wurde dies bei der Konferenz in der indischen Generaloberin der Schwestern des Apostolischen Karmel, Nirmala Alex Maria Nazareth, die in ihrem Heimatland hunderttausend Ordensfrauen vertritt. Bei Gewalt gegen Frauen sei ein ?ohrenbetäubendes Schweigen“ zu beobachten, sagte sie, auch im Raum der Kirche. Dass Papst Franziskus die Würde und Rolle von Frauen betont habe, auch im Bereich der kirchlichen Personalpolitik, wertete die Generaloberin als positiv - und sie gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es hier weiter vorangehen werde. 

?Es ist klar, dass die Vorstellung, dass erwachsene Frauen nicht missbraucht werden können, weil sie ja eigentlich Nein sagen könnten, immer noch in vielen Gehirnen feststeckt. Das sind Vorurteile, die wir zu überwinden haben", so P. Zollner, der hier zugleich auch Fortschritte sieht. ?Ich merke, dass das mehr und mehr gelingt. Aber da sind auch kulturelle Vorstellungen da, die noch viel Arbeit brauchen werden und auch einige Zeit noch brauchen werden, damit man dazu kommt zu sehen, wie die verschiedenen Machtverhältnisse, die es gibt, auch dazu führen, dass Ordensfrauen sexuell, psychologisch, spirituell und auch finanziell ausgebeutet werden.“ 

Die große Aula war täglich voll
Die große Aula war täglich voll

Zwischen Horror und Hoffnung

Zwischen Horror und Hoffnung bewegten sich die Wortbeiträge an der Gregoriana diese Woche, wie Teilnehmer es auf den Punkt brachten. Sie plädierten für Empowerment statt Ausbeutung, Solidarität statt Schweigen, Mut statt Missbrauch und zeigten sich kämpferisch. Dass sie sich in Rom untereinander austauschen konnten, hat vielen Teilnehmenden Mut gemacht und einmal mehr ein Netzwerk erweitert, das beständig wächst, weltweit.

Pater Zollner, der viele Kontexte des Missbrauchs weltweit kennt, macht dies Hoffnung: ?Wir haben hoch engagierte Menschen, die Menschen finden, die denselben Schwierigkeiten begegnen und die hier merken, dass sie nicht alleine sind, dass sie ein Netzwerk bilden. Und wir hoffen sehr, dass dieses Netzwerk auch nach der Konferenz weitergeht. Und dass diese Hoffnung und diese Energie, die hier zu spüren war, uns auch weiterträgt, in unserer Arbeit, im Gebet, in unserer Sendung.“

(vatican news)

 

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20. Juni 2025, 14:32