Lembo: ?Sprecht über Missbrauch, auch wenn es nicht einfach ist"
Anne Preckel – Vatikanstadt
Lembo hat das Phänomen des Missbrauchs von Ordensfrauen durch Priester in Afrika untersucht und stellt das Thema am Donnerstag im Rahmen der vor. Sie hat eine Doktorarbeit dazu verfasst, in die Zeugnisse von Betroffenen aus fünf afrikanischen Ländern eingeflossen sind. Schwester Lembo kann nicht sagen, wie stark verbreitet das Problem auf dem Kontinent ist, ?weil es keine quantitativen Untersuchungen zu diesem Thema gibt“. Dieser Missbrauch sei aber eine ?Realität“ und müsse angegangen werden, so die Psychologin, die in Rom am IADC-Safeguarding Institut der Gregoriana-Universität lehrt. ?Es ist ein Problem, bei dem man helfen und die Frauen ermutigen muss, sich zu melden und darüber zu sprechen und die Fälle auch anzuzeigen. Auch wenn es nicht einfach ist.“
Ermutigung
Als Lembo 2019 ihre Forschungsarbeit abschließen wollte, war das Thema in Afrika eine verborgene Realität. In diesem Kontext empfand sie es als Erleichterung, dass Papst Franziskus in dieser Zeit erstmals öffentlich darüber sprach. ?Ich war fast am Ende meiner Kräfte, es war nicht einfach. So waren seine Worte eine Ermutigung für mich, weiterzumachen. Diese Missbräuche sind eine Realität, der wir uns in der Kirche stellen müssen, damit die Kirche in der Wahrheit lebt."
Im Jahr 2019 fand im Vatikan der erste internationale Kinderschutz-Gipfel im Vatikan statt. Kurz darauf erließ Papst Franziskus neue Vorschriften zur Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und verletzlichen Personen. In dem Dokument ?“ umfasst der Begriff ?schutzbedürftige Person“ auch Erwachsene, deren Willenskraft oder ?Fähigkeit, der Schädigung Widerstand zu leisten“, eingeschränkt ist.
Eine verborgene Realität
Schwester Lembo hat Jahre gebraucht, um eine ausreichende Zahl von Betroffenen für ihre Forschung zu finden, die bereit waren, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Nicht, weil es keine Betroffenen gegeben hätte. Sondern weil Angst und Scham viele Frauen davon abhalten, sich jemandem anzuvertrauen. In der Kirche und in afrikanischen Gesellschaften werde fast nie über Sexualität gesprochen. Wenn Missbrauch Ordensfrauen betreffe, ?die Gott geweiht sind und als heilig gelten“, sei das ein doppeltes Tabu, sagt die Afrikanerin.
Auf Wunsch der Betroffenen nannte Schwester Lembo weder die Namen noch die Herkunftsländer der missbrauchten Frauen: ?Sie hatten Angst davor, was mit ihnen, ihren Familien und ihren Gemeinschaften geschehen würde. Als sie mit mir sprachen, haben sie alles riskiert, um anderen Frauen zu helfen. Also nenne ich keine Namen, ich muss sie respektieren".
Während der Interviews hörte Lembo von ?verschiedenen Arten des Missbrauchs im Zusammenhang mit geistlicher Begleitung“. Dieser Missbrauch beginne oft mit Machtmissbrauch, ?weil es eine asymmetrische Beziehung zwischen der Person, die Begleitung anbietet, und der Person, die um geistliche Begleitung oder Beichte bittet, gibt“. Einige Priester hätten auch die finanzielle Abhängigkeit der Ordensfrauen ausgenutzt, ?um Druck auszuüben, sexuelle Kontakte herzustellen oder zu erzwingen“. Die Betroffenen erzählten der Psychologin auch von körperlichem und geistlichem Missbrauch.
Den Kontext verstehen
Sr. Lembo betont dann etwas Wichtiges: Keine der betroffenen Schwestern hatte die Absicht, ihre Gelübde zu brechen. Die Täter üben oft psychischen Druck auf ihre Opfer aus, manipulieren oder setzen ihren Willen außer Kraft: Unter solchen Umständen können nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, vor allem in verletzlichen Lebenslagen, zu Opfern werden. Dies wird auch durch die Ausbeutung von Arbeitskraft und Abhängigkeit der Schwestern von Priestern begünstigt.
Maßnahmen ergreifen
Außerdem wurden in diesem Jahr zum ersten Mal Vertreterinnen afrikanischer Frauenorden eingeladen, ihre Interessen direkt bei der Generalversammlung der SECAM (Vereinigung der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar) zu vertreten, was darauf hindeutet, dass afrikanische Bischöfe den Dialog mit Ordensfrauen suchen. In den letzten Jahren haben viele afrikanische Bischofskonferenzen zudem Richtlinien für den Schutz von Minderjährigen erlassen oder verschärft und sensibilisieren Priester und pastorale Mitarbeiter für das Thema Missbrauch. Das ist eine Grundlage, um auch gegen den Missbrauch von Ordensfrauen vorzugehen.
Mit ihrer Aufklärungsarbeit will Sr. Lembo dazu beitragen, die Ausbildung von Seminaristen und Ordensfrauen zu verbessern. Denn wenn man die Umstände des Missbrauchs kennt, kann man diese ändern. ?Wir müssen vorangehen und alle Maßnahmen der Kirche im Safeguarding-Bereich unterstützen“, sagt Lembo, ?es ist ein Prozess.“
Ein unumkehrbarer Prozess
Im Vatikan wurde das Thema auf der Synode zur Synodalität im vergangenen Oktober behandelt. Die Synode forderte einen besseren Schutz für Ordensfrauen vor Missbrauch. Was den geistlichen Missbrauch betrifft, so hat das Dikasterium für die Glaubenslehre eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die diesen als kirchliches Verbrechen untersuchen soll. Es ist ein unumkehrbarer Weg, ?damit die Kirche in der Wahrheit lebt“.
Präfektin überbrachte Grußwort
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