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Mauricio Jaramillo Mauricio Jaramillo 

„Die Kirche ist in Kolumbien eine Verbündete des Friedens“

Im Rahmen eines Dialogs zur Rolle der Kirche bei gerechten Übergängen und nachhaltiger Entwicklung anlässlich von 190 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Kolumbien und dem Heiligen Stuhl betonte der kolumbianische Vizeaußenminister Mauricio Jaramillo den Beitrag der Kirche zum sozialen Frieden und zur ökologischen Gerechtigkeit.

Sebastián Sansón Ferrari - Vatikanstadt

Anlässlich des 190-jährigen Jubiläums diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Kolumbien und dem Heiligen Stuhl veranstaltete die kolumbianische Botschaft beim Vatikan ein Fachgespräch über gerechte Übergänge und die Rolle der Kirche beim Aufbau eines sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen lateinamerikanischen Entwicklungsmodells. Radio Vatikan sprach im Rahmen dieser Veranstaltung mit Mauricio Jaramillo, dem stellvertretenden Minister für multilaterale Angelegenheiten im kolumbianischen Außenministerium.

„Die Kirche war stets mehr als ein rein religiöser Akteur in Kolumbien“, sagte Jaramillo. „Sie war und ist eine Verbündete des Friedens – verstanden als ein sozialer Prozess, der der Gesellschaft insgesamt gehört.“ Der Vizeaußenminister unterstrich zudem die Bedeutung der aktuellen Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Insbesondere während des Pontifikats von Papst Franziskus sei die Verbindung von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit betont worden. Das Gespräch sei daher auch eine Erinnerung an die Notwendigkeit eines Entwicklungsmodells, „das die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Chancen künftiger Generationen und der Erde zu gefährden“.

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Kirche als Friedensvermittlerin

Auf die Rolle der Kirche in konkreten Friedensprozessen angesprochen, nannte Jaramillo drei zentrale Beiträge: Erstens habe die Kirche in Momenten der Eskalation des bewaffneten Konflikts stets für Waffenstillstände und die Freilassung von Geiseln gewirkt und dabei auf das humanitäre Völkerrecht verwiesen. Zweitens sei sie als Vermittlerin in Dialogprozessen mit bewaffneten Gruppen präsent gewesen. Drittens fördere sie in der Gesellschaft einen offenen Dialog und sei eine konstante Stimme für friedliche Konfliktlösung in einem von Gewalt geprägten Land.

Mit Blick auf die Umweltenzyklika , die im Mai 2025 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, nannte Jaramillo als größte Herausforderung das Spannungsverhältnis zwischen der sozialen Realität vieler Länder des globalen Südens und ökologischer Nachhaltigkeit. In Regionen mit hoher Armut und starker Einkommens- und Landkonzentration sei es besonders schwer, den Versuchungen des Extraktivismus zu widerstehen – also einer Wirtschaftsweise, die stark auf den Abbau und Export natürlicher Ressourcen setzt. „Das Gleichgewicht zwischen Armutsbekämpfung und Umweltschutz ist nicht einfach zu erreichen“, sagte Jaramillo. Dennoch müsse ein Entwicklungsmodell gefunden werden, das beidem gerecht wird.

Hoffnung auf neue politische und soziale Sensibilität

Hoffnung setzt der stellvertretende Außenminister auf eine neue politische und soziale Sensibilität, die in vielen Ländern des Südens spürbar sei. Diese Reaktion auf ein krisenhaftes Wirtschaftsmodell zeige sich besonders in zivilgesellschaftlichen Initiativen. „Der Wandel muss von unten kommen, von den Menschen selbst“, so Jaramillo. Er warnte vor einer Kultur des Konsums, der Ausgrenzung und der Anhäufung von Reichtum. Gleichzeitig beobachte er eine wachsende spirituelle und kulturelle Gegenbewegung, die das bestehende negative Modell zunehmend infrage stelle.

Zum Abschluss des Gesprächs würdigte Jaramillo das langjährige Engagement des Vatikans: „Die Kirche war stets Verbündete des sozialen Dialogs und der Friedensprozesse – weit darüber hinaus, den Blick in Konflikten auf den Menschen zu lenken. Das ist etwas, das die gesamte kolumbianische Gesellschaft anerkennt.“

(vatican news)

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12. Juni 2025, 10:44