Indische Christen fordern Eingreifen der Politik gegen Hindu-Gewalt
Christen verschiedener Konfessionen, vereint unter dem Banner der nationalen Front Rashtriya Christian Morcha, übergaben am 9. Juni dem Bezirksvorsteher von Jabalpur im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh ein an Murmu gerichtetes Memorandum. Atul Joseph, der die 50-köpfige Delegation anführte, sagte einem Bericht der Agentur UCA News zufolge, dass der ranghöchste Beamte des Bezirks zugesichert habe, die Petition an die Präsidentin weiterzuleiten.
„Wir sahen uns gezwungen, der ehrenwerten Präsidentin zu schreiben, da Christen weiterhin täglich gewaltsamen Angriffen und falschen Anschuldigungen wegen Konversion in verschiedenen Teilen des Landes ausgesetzt sind“, sagte Joseph am 10. Juni gegenüber UCA News.
In dem vierseitigen Memorandum erklären die Verfasser, dass Christen, die 2,3 Prozent der 1,4 Milliarden Einwohner Indiens ausmachen, „stets die verfassungsmäßigen Werte“ und „säkularen und demokratischen Prinzipien“ des Landes hochgehalten hätten.
Gezielte Gewalt
„Trotzdem… werden wir von rechtsgerichteten Hindu-Gruppen ständig ins Visier genommen, sodass es in vielen Bundesstaaten schon problematisch geworden ist, ein routinemäßiges Gebetstreffen abzuhalten“, heißt es darin weiter.
Thematisiert wird auch das Leid von Christen dalitischer (ehemals „unberührbarer“) und indigener Herkunft. Diese würden „diskriminiert“ und müssten „zunehmende Feindseligkeit und Gewalt ertragen“.
Die Christen forderten außerdem das Eingreifen Murmus, um den groben Missbrauch der Anti-Konversionsgesetze in vielen Bundesstaaten, darunter Uttar Pradesh im Norden Indiens sowie in zentralindischen Bundesstaaten wie Chhattisgarh und Madhya Pradesh, zu stoppen.
Vergeblicher Einsatz
Bereits im vergangenen Juli hatten christliche Interessensvertreter dem für Minderheiten zuständigen Minister Kiren Rijiju ein detailliertes Memorandum zur Gewalt gegen Christen übergeben. Unter anderem werden christliche Kirchen und Gebetstreffen gezielt von radikalen Hindu-Mobs unter dem Vorwand angegriffen, dass dort Konversionsaktivitäten stattfinden würden.
Strenge Anti-Konversionsgesetze, die religiöse Konversion durch Verlockung, Zwang, Nötigung und andere betrügerische Mittel unter Strafe stellen, werden in elf Bundesstaaten durchgesetzt. Die pro-hinduistische Bharatiya Janata Party (BJP), angeführt von Premierminister Narendra Modi, ist die regierende Partei in den meisten dieser Bundesstaaten. Aber die Gesetze werden laut Menschenrechtsaktivisten oft ausgenutzt, um religiöse Minderheiten – meist Christen und Muslime – ins Visier zu nehmen.
In Chhattisgarh, so hieß es, „werden Christen gezwungen, ihre Dörfer zu verlassen, nachdem sie boykottiert wurden und ihnen sogar ein Ort zur Beerdigung ihrer Toten verweigert wurde“, neben anderen Formen von Gewalt und Diskriminierung.
Gewaltvorfälle steigen an
Christen in Indien berichten von zwei Gewaltvorfällen pro Tag, wie aus einem Bericht des United Christian Forum (UCF), einer ökumenischen Gruppe, die Gewalt gegen die Gemeinschaft dokumentiert, hervorgeht. „Seit 2014 hat es einen starken Anstieg gegeben“, hieß es darin. Während 2014 127 Vorfälle gemeldet wurden, waren es 2015 142, 2016 226, 2017 248, 2018 292, 2019 328, 2020 279, 2021 505, 2022 601, 2023 734 und 2024 834.
„Im Jahr 2025 wurden von Januar bis April 245 Gewaltvorfälle gegen Christen aus 19 Bundesstaaten Indiens gemeldet“, so das UCF. Die Daten umfassen körperliche Gewalt, Mord, sexuelle Gewalt, Einschüchterung und Drohungen, sozialen Boykott, Beschädigung religiöser Einrichtungen, Schändung religiöser Symbole und Störungen von Gebetsdiensten.
Die Christen haben die Präsidentin gebeten, ihr „verfassungsmäßiges Recht“ zu schützen, ihren Glauben frei zu bekennen, auszuüben und zu verbreiten. Sie forderten Murmu auch auf, „eine freie und faire Untersuchung aller Angriffe auf Christen anzuordnen und die Schuldigen zu bestrafen“ sowie die „Anti-Konversionsgesetze zu überprüfen“.
John David, einer der Unterzeichner des Memorandums, sagte: „Wir hoffen, dass die Präsidentin uns hilft und die verfassungsmäßigen Schutzmaßnahmen für Minderheiten gewährleistet.“
(ucanews - cs)
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