Frankreich: ?Arche“-Zentrum am Gründungsort schlie?t
Die Geschichte des Zentrums in Trosly-Breuil bei Paris sei zu düster und seine Tätigkeit zu unrentabel, beschloss das Nationalgremium der ?Arche“-Gemeinschaft laut der Zeitung ?La Croix“. Am Samstag habe vor Ort eine Abschlusszeremonie stattgefunden.
Die ?Arche“-Gemeinschaft ermöglicht Menschen mit geistiger Behinderung und ihren Begleitern, Angestellten oder Freiwilligen, mehr als 10.000 Mitgliedern in rund 40 Ländern, ein gemeinsames Leben und Arbeiten. Dem kanadischen Gründer Jean Vanier (1928-2019) werden geistlicher Missbrauch und sexuelle Nötigung von mindestens 25 Frauen ohne Behinderung vorgeworfen. Vanier, der kein Priester war, und sein 1993 gestorbener geistlicher Mentor, der Ordenspriester Thomas Philippe, hatten laut einem Untersuchungsbericht in Trosly eine sektenartige Gruppe gebildet, die einer von Philippe vertretenen erotisch-mystischen Theologie folgte.
Sektenartige Gruppe
Diese Gruppe habe sich 1963 in Trosly zusammengefunden, wo Vanier, damals als Philosophie-Dozent und vormaliger Marineoffizier, 1964 die erste ?Arche“ und 1971 das geistliche Zentrum gründete. Aus dem Kreis um Philippe wurden neben ihm selbst noch zwei weitere Personen identifiziert, denen ebenfalls Missbrauchstaten vorgeworfen werden.
Eine erste interne Untersuchung, die 2020 nach Vaniers Tod veröffentlicht wurde, hatte noch von sechs Fällen gesprochen. Menschen mit geistiger Behinderung waren laut der Prüfung nicht von Missbrauchstaten betroffen. Dem später veröffentlichten zweiten Bericht zufolge stellten sich einige der Frauen als Opfer einer missbräuchlichen Beziehung dar, andere als ?willige Partnerinnen in einer regelwidrigen Beziehung“.
?Arche“-Mitglieder ahnungslos
Die Studie zeigte auch, dass die vielen Personen, die sich nach 1964 der ?Arche“ anschlossen und zu ihrer schnellen weltweiten Verbreitung beitrugen, keine Kenntnis von dem sektenähnlichen Kreis um Philippe und Vanier gehabt hätten.
2015 erhielt der charismatische Katholik Vanier den Templeton-Preis für Verdienste um die Menschlichkeit. Die Auszeichnung gehört mit umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro Preisgeld zu den höchstdotierten im Bereich Religion und Spiritualität. Ende 2016 erhielt Vanier die Auszeichnung der Französischen Ehrenlegion.
(kna – pr)
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