Ukraine: Erzbischof Schewtschuk spricht von humanit?rer Krise
Fünf Millionen Ukrainer leiden an Hunger und brauchen Zugang zu Nahrungsmitteln – aber die internationalen Organisationen können nur maximal zwei Millionen Menschen unterstützen. Der Erzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, prangert in einer Videobotschaft zum Abschluss der Bischofssynode der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, die ?besorgniserregende Tendenz zu einer Reduzierung der humanitären Hilfe für die Ukraine“ an.
Die Synode, an der 27 Bischöfe der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche teilnahmen, fand letzte Woche im Heiligtum der Mutter Gottes in Zarvanytsya statt und befasste sich mit dem sozialen Dienst der Kirche in Kriegszeiten. In der Welt höre man nichts ?über die Millionen von Ukrainern, die am Rande des Verhungerns stehen.“ Deshalb, so Schewtschuk, wird unsere Kirche im Namen des gequälten ukrainischen Volkes ihre Stimme bei der internationalen Gemeinschaft erheben.
Bischof dankt katholischen Helfern
?Wir haben absurde Zahlen gehört“, sagt Schewtschuk. Es gebe 4,6 Millionen Binnenvertriebene, sechs Millionen Ukrainer stünden unter Besatzung, über sechs Millionen befänden sich als Zwangsmigranten und Flüchtlinge im Ausland. ?Über 16 Millionen Ukrainer gelten nach UN-Kriterien als chronische Kriegsopfer“, so der Erzbischof. Er appelliert: ?Wir müssen alle unsere Anstrengungen vereinen, damit diese enorme Krise nicht zu einer humanitären Katastrophe wird. Staat und Kirche, zivile und internationale Institutionen müssen zusammenarbeiten, um den Menschen in Not die notwendige Hilfe zukommen zu lassen.“
Schewtschuk dankt den internationalen Organisationen und allen Wohltätern aus katholischen Gemeinschaften und Kirchen in der ganzen Welt für ihre Unterstützung der Ukraine – und beklagt zugleich, leider spreche heute fast niemand mehr über die humanitäre Krise in der Ukraine.
Die Ukrainer leben weiter
Trotz laufender Verhandlungsversuche leidet die Ukraine weiterhin unter russischen Bomben und Angriffen. ?Fast jede Nacht werden unsere friedlichen Städte und Dörfer aus der Luft angegriffen“, berichtet Schewtschuk. Russland habe ?in der Nacht zum 24. Mai einen massiven kombinierten Angriff auf die gesamte Ukraine“ geflogen – mit dem Ziel Kyiv. Viele Gebäude seien zerstört worden, unter der Zivilbevölkerung habe es Verletzte gegeben. Es seien auch andere Städte getroffen worden, auch im Westen der Ukraine.
?Trotz dieser schweren Tage“, so Schewtschuk weiter, ?lebt das ukrainische Volk weiterhin in der Hoffnung auf Frieden, auf einen Frieden, den es unter Einsatz seines Lebens aufgebaut hat, für den es betet und zu den heiligen Stätten der Ukraine pilgert.“ Auch Papst Leo XIV., äußert der Erzbischof, spreche unermüdlich von diesem Frieden.
Widerstand, Kampf und Gebet
Der Papst habe diejenigen in den Vatikan eingeladen, die bereit sind, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. ?Allerdings“, gibt er zu bedenken, ?haben wir von Russland eine abfällige Geste der Verweigerung nicht nur des Dialogs, auch mit dem Heiligen Stuhl, sondern jedes anderen wichtigen Schrittes zur Beendigung des Krieges, selbst für eine kurze Zeit, gehört.“
Trotz dieser vergeblichen Bemühungen lebe man weiter, arbeite, bete und hoffem, berichtet der Erzbischof. ?Deshalb wollen wir, dass die ganze Welt uns noch einmal hört: Die Ukraine leistet Widerstand! Die Ukraine kämpft! Die Ukraine betet!“ Schewtschuk zeigt sich Papst Leo XIV. gegenüber dankbar; der Papst habe ?seit den ersten Tagen seines Pontifikats die Ereignisse in der Ukraine mit großer Aufmerksamkeit und Sensibilität verfolgt und alles in seiner Macht Stehende getan hat, um die mörderische Hand des Aggressors zu stoppen“.
Immer mehr Angriffe
In den letzten Tagen hatten sich die Angriffe auf die Ukraine erneut verstärkt, insbesondere auf Kinder und Zivilisten. Bei tödlichen Anschlägen in der Ukraine in den letzten drei Tagen seien drei Kinder in Zhytomyr getötet und mindestens 13 Kinder in verschiedenen Gebieten verletzt wurden. Das berichtet der Vertreter der UNICEF in der Ukraine, Munir Mammadzade, in einer an diesem Dienstag veröffentlichten Erklärung, aus der die Nachrichtenagentur Agensir zitiert. ?Unser tiefes Beileid gilt ihren Familien und Angehörigen“, so Mammadzade.
UNICEF und kooperierende Organisationen würden weiterhin Nothilfe für die von den Anschlägen betroffenen Gemeinden leisten. Nach Angaben der Organisation wurden von Januar bis April 2025 mehr als 220 Kinder bei Angriffen getötet oder verletzt – etwa 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Bombe über Spielplatz detoniert
Dazu gehört auch der tödlichste Angriff auf Kinder seit der Eskalation des Krieges, als im vergangenen Monat eine Rakete über einem Spielplatz in der Stadt Kryvyi Rih explodiert war. ?Da die Zahl der Opfer unter den Kindern durch die Angriffe weiter zunimmt“, so Mammadzade, ?befürchten wir, dass noch mehr junge Menschen ihr Leben verlieren werden.
?Die jüngste Anschlagsserie hat mehrere Regionen des Landes betroffen, auch solche, die weit von der Frontlinie entfernt sind – eine weitere brutale Erinnerung daran, dass Kinder in der Ukraine nirgendwo sicher sind“, beklagt Mammadzade. Er mahnt, dass die ukrainischen Kinder schon zu lange gelitten haben, und fordert, die ?sinnlose Gewalt und die Angriffe auf junge Menschenleben zu beenden“.
(agensir – lv)
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