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Im Gedenken: Soldaten marschieren an der Gedenkstätte für die Kriegshelden in Colombo Im Gedenken: Soldaten marschieren an der Gedenkstätte für die Kriegshelden in Colombo  (ANSA)

Sri Lanka: Auf dem Weg zur Versöhnung?

16 Jahre sind seit dem Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka vergangen. Tamil können erstmals in Frieden und Sicherheit der Opfer aus ihren Reihen gedenken – weitgehend. Denn noch immer sind die Gräben tief, das Land rückständig und die Wunden nicht verheilt.

Zum ersten Mal seit dem Ende des Bürgerkriegs in Sri Lanka zwischen der Armee und der paramilitärischen Organisation „Liberation Tigers of Tamil Eelam“ (LTTE) haben Bürger friedlich bei einer Kundgebung am vergangenen Sonntag der Vermissten und zivilen Opfer des Konflikts gedacht. Am Montag darauf ehrte die sri-lankische Regierung hingegen die „Kriegshelden“ in der Hauptstadt Colombo. Das berichtet das Nachrichtenportal „Asianews" am Mittwoch. 

Tausende Tamilen, eine Ethnie in Sri Lanka, konnten sich in der Stadt Mullivaikkal versammeln, um den 16. Jahrestag des Kriegsendes zu feiern – ohne dass die Autoritäten eingriffen, wie es in den vergangenen Jahren der Fall gewesen war. Zur gleichen Zeit fanden ähnliche Gedenkveranstaltungen in weiteren Städten Sri Lankas statt.

Acht Familienmitglieder verloren

Chandramadhi Ragunadan aus Wattapola in der Provinz Mulliyawali erzählt von ihrer Trauer: Sie habe in den letzten beiden Tagen des Krieges 2009 acht Familienmitglieder verloren, darunter ihren Vater, ihre Mutter und drei Brüder. „Bis auf drei“, berichtet sie, „haben wir die Leichen der übrigen gefunden“.

Schwester Deepa Fernando von der „Bewegung christlicher Frauen“ (MoCWV) sagt, sie sei tief berührt von der Anwesenheit der Kriegsopfer bei der diesjährigen Gedenkfeier. „Der 18. Mai ist nicht nur ein Datum“, sagt sie, „sondern ein Tag von großer Bedeutung für die tamilische Gemeinschaft“.,

Ordensfrau: Vergessen bringt keine Vergebung

Am meisten beeindruckt hat die Ordensfrau „die unbestreitbare Wahrheit, dass die Zeit die Wunden derjenigen, die den Krieg direkt erlebt haben, nicht geheilt hat. Ihr Schmerz ist nach wie vor groß, weil es keine Gerechtigkeit gab“. Vergebung, so Fernando, könne nicht im Vergessen, sondern in der Anerkennung der Würde von Wahrheit und Gerechtigkeit bestehen.

Tags darauf nahm Präsident Anura Kumara Disanayake an der Gedenkfeier für die „Kriegshelden“ in der Hauptstadt teil – und sprach über Einheit, Frieden und Versöhnung. Der Präsident erklärte, das Gedenken müsse zu einem Versprechen führen, dass es in Sri Lanka keine Konflikte mehr geben werde.

Ethnische Spaltungen überwinden

Die Gedenkstätte Battaramulla, wo die Feier stattfand, sei ein „Symbol der Liebe, der Einheit und der Brüderlichkeit“; seine Pflicht sei es, die gefallenen Soldaten zu ehren und alle Familien zu würdigen – sowohl die singhalesischen als auch die tamilischen. „Ethnische Spaltungen für politische Zwecke“ müssten der Vergangenheit angehören.

Die Organisation „Sri Lanka Campaign for Peace and Justice“ erinnert an die humanitäre Notlage während des Krieges: Anfang 2009 seien über 300.000 tamilische Zivilisten zwischen Truppen der LTTE und der vorrückenden Armee eingekesselt gewesen. Sie seien unter ständigem Beschuss gewesen, hätten Hunger gelitten und seien als menschliche Schutzschilde benutzt worden. Die Armee hätte gezielt Krankenhäuser und humanitäre Einrichtungen beschossen, und nach der Niederlage der LTTE Kombattanten und vermeintliche Kollaborateure gewaltsam hingerichtet.

Eine Expertengruppe des UN-Generalsekretärs hat festgestellt, dass allein in den letzten Monaten des Krieges bis zu 40.000 Menschen getötet wurden. Spätere Untersuchungen und Aussagen von Überlebenden weisen auf deutlich höhere Zahlen hin - bis zu 70.000 Opfern. Die sri-lankische Regierung erkennt den 18. Mai nicht als gesetzlichen Feiertag für das Gedenken an die tamilischen Zivilisten an.

Keine Perspektive für Einheit und Fortschritt

Thamil Elaivan, ein junger Tamil aus der Provinz Mullaithivu, beklagt, dass immer noch viele Menschen aufgrund des Krieges leiden. „Unsere Provinz ist immer noch rückständig“, sagt er, „viele Dinge sind unterentwickelt“. In Colombo sehe man den Unterschied, die vielen Möglichkeiten, sich zu bilden. „Wir befinden uns immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau, 16 Jahre nach dem Krieg“, meint Elaivan, „die Regierung ist immer noch rassistisch“. Er sieht keine guten Perspektiven für Einheit und Fortschritt.

Trotz der relativen Sicherheit war es dennoch zu vereinzelten Spannungen gekommen, etwa am Sonntagmorgen in Wellawatta, einem Stadtteil von Colombo. Dort hatte eine Gruppe von Extremisten eine Zeremonie zum Gedenken an tamilische Zivilisten so lange gestört, bis sie von der Polizei zerstreut wurden.

(asianews – lv)

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22. Mai 2025, 14:47