Philippinen: „Noch viel zu tun“
Es gebe offenbar „noch viel zu tun, um ein authentisches politisches Bewusstsein in der Nation zu schaffen“. Das sagte der Geistliche Esteban Lo aus Manila gegenüber dem vatikanischen Nachrichtendienst fides. Stimmenkauf, Korruption, politische Dynastien und Fraktionszwang beträfen offensichtlich „das gesamte Volk, das natürlich mehrheitlich katholisch ist“. Daraus lasse sich ableiten, „dass in diesen Momenten das vom Glauben erleuchtete katholische Gewissen sich schwer tut, zum Vorschein zu kommen.“
Die Katholiken auf den Philippinen zeigten zwar eine „große Volksfrömmigkeit“, doch ihre Haltung zur Politik wirke „zwiespältig“. „Deshalb müssen wir die Vision der Soziallehre der Kirche vertiefen und uns aneignen; wir müssen den Glauben im politischen Handeln verkörpern.“
Die Marcos und die Dutertes
Bei den Wahlen am 12. Mai mit einer Rekordbeteiligung von fast 69 Millionen Wählern wurden mehr als 18.000 öffentliche Ämter auf allen Regierungsebenen neu besetzt. Insbesondere die zwölf zu vergebenden Sitze im Senat zogen die Aufmerksamkeit von Politik und Medien auf sich. Mindestens fünf Sitze gingen an Kandidaten, die die Familie Duterte unterstützen.
Das politische System der Philippinen wird von zwei Politiker-Dynastien beherrscht, die sich auch bei dieser Wahl gegenüberstanden. Es handelt sich um die Familien von Präsident Ferdinand Marcos Jr. (Sohn des gleichnamigen ehemaligen Diktators) und seiner Vizepräsidentin Sara Duterte (Tochter des ehemaligen Präsidenten Rodrigo Duterte). Die beiden Clans, die im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2022 noch eine Allianz gebildet hatten, befinden sich heute in einem offenen Konflikt.
In diesem Zusammenhang sind die Zwischenwahlen zu einer Art „Referendum“ über die Vorherrschaft der einen oder anderen Seite geworden. Unterdessen wurde Rodrigo Duterte verhaftet und steht vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor Gericht, die während des während seiner Präsidentschaft begonnenen „Krieges gegen Drogen“ begangen wurden.Gegen seine Tochter Sara, die derzeitige Vizepräsidentin, wurde am 7. Februar vom Repräsentantenhaus ein Amtsenthebungsverfahren beantragt, das vom Senat bestätigt oder aufgehoben werden muss.
„Die Szenarien sind offen, und wir werden sehen, wie sich die politische Situation entwickelt“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke gegenüber fides. „Sicherlich befinden wir uns in einer Zeit, in der selbst die katholische Kirche als historische Institution nicht mehr den Einfluss auf das Gewissen der Bürger hat, den sie in der Vergangenheit hatte: man denke an die gewaltlose Revolution von 1986. Der Kontext und die Kultur haben sich rapide verändert“.
(fides - sk)
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