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Kardinal Ladislav Német SVD bei Radio Vatikan Kardinal Ladislav Német SVD bei Radio Vatikan 

Kardinal Német: Konklave f?ngt viel früher als in der Sixtina an

133 Kardin?le sind am 7. Mai im Vatikan zusammengetreten, um einen neuen Papst zu w?hlen. Einer von ihnen war Kardinal Ladislav Német, der Erzbischof von Belgrad, den Papst Franziskus in seinem letzten Konsistorium vom 7. Dezember 2024 zum Kardinal gemacht hatte. Wir sprachen mit ihm über das Konklave, den Heiligen Geist und ganz handfeste Kriterien, nach denen die Wahl auf Robert F. Prevost gefallen ist.

Christine Seuss – Vatikanstadt

Radio Vatikan: Sie und ihre Kollegen im Kardinalskollegium haben Robert Prevost aus ihrer Mitte zum neuen Papst erwählt. Wie kamen Sie denn auf diesen Namen? Waren es die Generalkongregationen? War es der Heilige Geist im Konklave, oder so ein bisschen eine Mischung aus beidem?

?Natürlich, wir haben auch den Heiligen Geist unter uns gehabt. Aber ich möchte sagen, die Wahl findet nicht nur im Konklave statt. Die Wahl wird vorbereitet, und diese Vorbereitung beginnt schon viel, viel früher. Als wir gesehen haben - und das ist ganz normal -, wie Franziskus langsam immer schwächer geworden ist, da ist immer wieder der Gedanke aufgetaucht, wer ihm denn folgen wird. Und es war auch normal, dass wir - auch als ich noch nicht Kardinal war, schon als Bischof - darüber gesprochen haben, mit meinen Freunden, aber auch während der Synode, als wir in Rom waren… Also über zwei Jahre, 2023 und 2024, haben wir schon darüber geredet: Wie wäre es nach Franziskus? Was möchten wir nach diesem Papst, der so viel Neues in der Kirche bewegt hat, ein Papst, der wirklich ein prophetisches Profil gehabt hat? Ist es möglich, das weiter zu führen? Brauchen wir jetzt wieder so eine Person oder brauchen wir etwas anderes?

?Das Konklave ist der letzte Punkt eines Prozesses, der viel früher anfängt“

Hier das ganze Interview zum Nachhören

Und deswegen sage ich: Das Konklave ist der letzte Punkt eines Prozesses, der viel früher anfängt. Vor diesem Hintergrund darf ich auch sagen, dass wir in der Synode 2024 schon intensiv darüber geredet haben, besonders nachdem Franziskus so überraschend zwanzig neue Kardinäle kreiert hat, unter denen ja auch ich war. Das war eine Riesenüberraschung für mich und für meine Ortskirche in Belgrad. Ich bin der erste Kardinal aus Serbien und deswegen war die Aufmerksamkeit in den Medien sehr hoch…

Kardinal Nemet, damals noch Erzbischof, bei der Synodenversammlung 2024
Kardinal Nemet, damals noch Erzbischof, bei der Synodenversammlung 2024   (Gudrun Sailer)

Aber auf jeden Fall haben wir gedacht, dass das vielleicht auch die Idee von Franziskus, von unserem Papst, war, uns auf diese Weise für eine Wahl vorzubereiten. Und dann kam ja auch sein plötzlicher Tod… Auch wenn ich sagen muss, es war sozusagen ein wirklich schöner Tod, eine Gnade Gottes. Am Tag vorher, am Ostersonntag, das Volk Gottes zu sehen, und dort, wo er sein Pontifikat begonnen hat, noch einen Segen zu geben, und dann in der Frühe des nächsten Tages zum Vater im Himmel zu gehen, das war wahrscheinlich auch ein kleines Wunder.

Schwur im Konklave
Schwur im Konklave

Und dann wurden wir nach Rom gerufen und haben angefangen mit unseren Kongregationen. Das sind Gespräche, wo wir über die Zukunft der Kirche, und natürlich nicht nur die Zukunft, sondern besonders auch über die jetzige Situation der Kirche reden. Dort hat sich herauskristallisiert, was für eine Person wir brauchen. Aber wenn ich sage ,Person‘, dann denke ich nicht an einen Namen, sondern an das Profil der Person, die wir für die Kirche suchen.

?Das Wichtigste war, dass er ein Mann des Glaubens ist“

Und es war klar, dass wir einen Kardinal finden möchten, der mehrere Sprachen spricht, obwohl das nicht das Wichtigste war. Das Wichtigste war, dass er ein Mann des Glaubens ist. Zweitens, dass er pastorale Erfahrungen mitbringt, dass er in dieser einen katholische Kirche, die weltweit überall existiert, mindestens eine Erfahrung von zwei, besser noch drei Kontinenten gemacht hat. Und auch, dass er irgendwie mit den Menschen verbunden ist, dass er fähig ist, die gute Botschaft in dieser Welt der Kommunikation gut weiterzugeben.“

Viele Kandidaten standen zur Auswahl - nicht zu zählen eventuelle Kandidaten von außen...
Viele Kandidaten standen zur Auswahl - nicht zu zählen eventuelle Kandidaten von außen...   (ANSA)

Hat denn auch der Kurienaspekt eine Rolle gespielt in Ihren Diskussionen? Man könnte es ja jetzt sozusagen prophetisch nennen, dass der aktuelle Papst die Kurie tatsächlich auch kennt...

?Natürlich, natürlich. Die Kurie ist wirklich sehr wichtig. Wir wissen, dass dies das Organ ist, das dem Papst hilft und auch den Lokalkirchen. Wenn die Kurie gut funktioniert, funktioniert die ganze Kirche auf Weltebene gut. Den Lokalkirchen reicht nur ein wenig Hilfe der Kurie, um weiterzumachen. Aber neunzig Prozent der Arbeit wird in unserer Ortskirche ohne Kurie gemacht, weil wir ganz genau wissen, was wir machen möchten. Trotzdem war diese Kurienerfahrung sicherlich auch sehr wichtig, dass wir also einen Mann gefunden haben, der diese Erfahrung schon gemacht hat, aber von der Kurie noch nicht eingenommen ist.“

Sie haben auch von der Erfahrung im Konklave gesprochen. Können Sie, ohne Details zu nennen, vielleicht noch ein bisschen ausführen, wie diese Erfahrung war? Das ist ja schon etwas ganz Besonderes und scheint so ganz aus der Zeit gefallen. Da sperrt man – wie in diesem Fall - 133 Männer ein und dann wird gewählt…

?Ja, das ist eine besondere Erfahrung. Ich sage das auch unter meinen Freunden und mit meiner Familie, als wir darüber geredet haben: Das ist eine einmalige Erfahrung, wie ich sie noch nie gemacht habe - und wahrscheinlich bleibt es bis zum Ende meines Lebens eine einmalige Erfahrung - vom Heiligen Geist und von menschlicher Natur, die zusammenarbeiten.

?Erfahrung vom Heiligen Geist und von menschlicher Natur, die zusammenarbeiten“

Als wir in die Kapelle gegangen sind und die Tür geschlossen worden ist, hat die Welt sozusagen irgendwie aufgehört, sich in unser Leben einzumischen. Ich wusste ganz genau, dass auf dem Petersplatz zehntausende Menschen stehen und auf ein Zeichen warten, was da in der Kapelle passiert! Aber das interessierte mich nicht in diesem Moment. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Mein Kopf ist praktisch leer geworden von allen weltlichen Problemen, denen, die ich in meiner Erzdiözese habe und von den Gedanken dazu, was ich in der Zukunft machen möchte. Es hatte nur eine große Frage Platz: Gott, komm und gib uns deine Weisung, wie wir den richtigen Mann wählen können. Und das war das Einzige, was in meinem Kopf war. Das war unglaublich. Zumindest war das bei mir so, ich weiß nicht, wie die anderen Kardinäle das erlebt haben.

133 Kardinäle nahmen teil
133 Kardinäle nahmen teil   (@Vatican Media)

Für mich war das das Wirken des Heiligen Geistes. Der Geist hat mich irgendwie bereit gemacht, diese Wahl zu treffen. Fast mystisch, wenn auch nicht in dem Sinn, wie wir Mystik verstehen, dass es eine innere Liebesbeziehung zu Gott ist. Hier war für mich nicht so sehr eine emotionale als vielmehr eine rationale Entscheidung zu treffen. Aber wir wissen, Mystik ist auch Rationalität: Das ist ganz einfach. Der Heilige Geist und Gott haben sozusagen alle diese Möglichkeiten, die sie uns schenken und die uns helfen, das Richtige zu finden.“

Sie sind ja doch relativ schnell fertig geworden, nach vier Wahlgängen. Zumindest ist das von außen als sehr schnell wahrgenommen worden, weil viele Beobachter natürlich auch gesagt haben, dass 108 Kardinäle gerade erst von Papst Franziskus ernannt worden sind und sich ja noch gar nicht untereinander kennen, was einer schnellen Einigung entgegenstehen würde…Aber es kam anders. Könnte man also sagen, dass Franziskus in seiner Wahl der neuen Kardinäle, in den Profilen der Männer, die er zu Kardinälen gemacht hat, sehr prophetisch war, dass sie letztlich alle auf einer Wellenlänge waren?

?Ich könnte es so sagen: Alle diese Elemente, die Sie genannt haben, haben sicherlich mitgespielt. Aber es gibt auch eine andere Perspektive. Wir leben in einer Welt der Kommunikation. Das heißt, es ist möglich, die Kardinäle kennenzulernen, ohne sie zu treffen. Und es gibt verschiedene Webseiten, die zum Beispiel Profile erstellt haben, auch über mich, so dass nicht einmal ich selbst mich erkannt hätte, wirklich! Aber man hat verschiedene Profile, man kann schon verschiedene Informationen finden.

Blick ins Konklave
Blick ins Konklave   (@Vatican Media)

Und dann gab es diese drei Wochen zwischen dem Tod von Papst Franziskus und der Wahl von Papst Leo XIV. - das war doch auch eine gemeinsame Zeit, die wir ganz einfach dafür nutzen konnten, uns besser kennenzulernen. Und ich glaube, diese große Zahl der (neuen) Kardinäle hat auch eine positive Rolle gespielt, weil wir besser miteinander reden konnten. Es war also nicht so, dass es eine zentrale Gruppe gab, die aus Italienern besteht, eine zentrale Gruppe aus – sagen wir einmal – Südamerikanern und so weiter. Wir hatten weit verstreute Kardinäle, die alle untereinander gut reden konnten.“

?ich glaube, dass nicht seine Staatsbürgerschaft entscheidend war, sondern seine Persönlichkeit“

Und dann war es soweit, dann haben sie einen US-Amerikaner zum Papst gewählt, was ja auch viele überrascht hat. Und er hat ausgerechnet den Namen Leo XIV. gewählt. Was können Sie uns denn zur Namenswahl sagen? Was hat er selbst Ihnen dazu verraten?

?In Vorgesprächen war es sicherlich ein wichtiges Thema: ,Was wäre, wenn wir einen amerikanischen Kardinal wählen würden?‘ Und es gab Argumente dafür und dagegen. Dafür sprach, dass er als Amerikaner Zugang zu einer breiten Welt hat. Dagegen sprach, dass die Amerikaner in vielen Teilen der Welt kontrovers gesehen werden. Aber ich glaube, dass nicht seine Staatsbürgerschaft entscheidend war, sondern seine Persönlichkeit.

Und dann später, beim ersten Abendessen, als er schon Papst war, dort in Santa Marta, habe ich die Gnade gehabt, mit ihm an einem Tisch zu sitzen. Da haben wir ihn gefragt: Warum haben Sie diesen Namen gewählt? Und er hat uns erzählt, dass das sicherlich für ihn ein Programm für seine Zeit als Papst in Rom ist. Und zweitens, dass eine Beziehung zur Person von Leo XIII. besteht. Als junger Mann hatte der nämlich ziemlich oft eine Pfarrei besucht, die Augustinern anvertraut war, und dort war ein (Augustiner-)Priester, der auch ein sehr guter Freund und ein bisschen Begleiter wurde. Das war der Grund, warum er Leo XIII. als Vorbild gewählt hat, nicht nur den Namen, sondern auch sein Programm, damals, als er das Papsttum neu aufgebaut hat, nachdem der Vatikan den Kirchenstaat an Italien verloren hat.“

Papst Leo XIV. präsentiert sich auf der Mittelloggia des Petersdoms
Papst Leo XIV. präsentiert sich auf der Mittelloggia des Petersdoms   (@Vatican Media)

Was für Wünsche haben Sie denn als Kardinalskollegium an den neuen Papst herangetragen? Was erachten Sie als besonders dringlich?

?Das Wichtigste, was wir ihm gesagt haben - das war am Samstag, als wir uns getroffen haben, wo er uns gleich diese Gelegenheit gegeben hat, zwei Stunden mit ihm zu verbringen und über die Themen zu reden, die wir für wichtig halten - das Wichtigste darunter scheint mir jetzt in diesem Moment der Vorschlag zu sein, den wir gemacht haben, jährlich mindestens einmal als Kardinäle zusammenzukommen. Und nicht nur, dass wir einfach zusammenkommen, sondern dass wir vorher schon bei der Einladung zum Konsistorium ein genaues Programm haben und die Themen überblicken, die wir besprechen werden. Auf diese Weise haben wir Zeit, uns vorzubereiten, und auch die Kurie hat die Möglichkeit, sozusagen die päpstliche Seite vorzubereiten, damit dieses Treffen wirklich fruchtbar sein kann für die ganze Kirche.“

Viele Herausforderungen

Sie haben es ja selbst eben erwähnt, Sie sind auch der erste Kardinal aus Serbien. Das ist vielleicht ein Land, das viele gar nicht sofort auf dem Radar haben. Haben Sie denn mit Papst Leo schon über die Situation in Ihrem Land sprechen können, die ja auch sehr komplex ist? Und haben Sie Verständnis für die Situation gefunden?

?Bei dem Abendessen, das ich schon erwähnt habe, haben wir auch über den Kalender gesprochen, über die Möglichkeit, einmal gemeinsam oder immer gemeinsam Ostern zu feiern. Und dann hat er mich gefragt, wie das aussieht, und ich habe es ihm ein bisschen erläutert.

Aber ich möchte zurückgehen, ein Jahr zurück: Vor einem Jahr war Kardinal Prevost in Belgrad, für zwei Tage, für einen offiziellen Besuch bei der Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen. Das Treffen war in Belgrad und er war verantwortlich für uns als Präfekt. Er war also damals dort zu Gast und hatte sein offizielles Programm während der Vollversammlung. Aber wir haben auch genug Zeit gehabt, ein bisschen herumzugehen, in Belgrad einige Besuche abzustatten, und er konnte die Situation kennenlernen.

Natürlich, die jetzige Situation ist total anders. Wir wissen, dass Serbien sich jetzt wirklich in einer sehr heiklen Phase sich befindet und ich hoffe, dass diese Phase auch friedlich und ohne Gewalt gelöst wird. Für das Wohl der ganzen Bevölkerung, das wäre sehr wichtig. Darüber habe ich mit dem Papst noch nicht geredet. Denn wirklich, es ist unmöglich, alle Sachen sofort auf den Tisch zu bringen. Er ist komplett neu in seinem Dienst, Sie sehen, was für ein Programm er jetzt gerade absolviert. Das ist unglaublich! Ich wünsche ihm gute Gesundheit, und dass er öfters zu seinem persönlichen Coach (der heutige Papst ist ein begeisterter Sportler, Anm.) zurückkehren kann, um sich ein bisschen zu erholen.“

Der neue Papst Leo XIV. feiert am 8. Mai eine Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle
Der neue Papst Leo XIV. feiert am 8. Mai eine Messe mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle   (@VATICAN MEDIA)

Damit haben Sie eigentlich meine nächste Frage schon fast beantwortet, nämlich, was wäre tief empfunden Ihr persönlicher Wunsch für den Papst?

?Ich wünsche ihm die Weisheit des Geistes bei der Wahl seiner Mitarbeiter, also dass er ein sehr gutes Team aufbauen kann, dass dieses Team ihm helfen kann und dass er wirklich voller Vertrauen mit diesem Team gemeinsam etwas für die Kirche tun kann.“

Wäre denn eigentlich auch ein Apostolischer Besuch des Papstes bei Ihnen in Belgrad möglich, angesichts der ökumenischen und politischen Spannungen?

?Ich bin sicher, dass er gern nach Serbien fahren würde. Und es ist interessant, dass auch die serbische Seite sehr interessiert daran ist. Als er gewählt worden und herausgekommen ist, dass er schon vor einem Jahr in Belgrad war, bei uns, haben einige Medien mit dem Titel aufgemacht: ,Der Papst war schon in Serbien, er soll zurückkommen‘. Ich hoffe, dass dieser Wunsch jetzt auch an vielen anderen Ohren ankommen wird und dass wir so wirklich den ersten Besuch eines Papstes in Serbien organisieren können.“

Vielen Dank, Herr Kardinal.

?Danke schön.“

Kardinal Német im Gespräch mit Christine Seuss
Kardinal Német im Gespräch mit Christine Seuss

(vatican news)

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29. Mai 2025, 09:13