Myanmar: Lage weiterhin dramatisch
Offiziellen Angaben zufolge sind infolge der Katastrophe bisher mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen, rund 3.900 wurden verletzt und mindestens 300 gelten als vermisst. Die Zahlen könnten noch steigen, wie die Caritas am Dienstag mitteilte. „Die Lage ist katastrophal. Es fehlt an allem - Strom, Wasser, Unterkünfte, medizinische Versorgung. Unsere Partner sind seit der ersten Stunde im Einsatz, aber viele Orte sind schwer erreichbar“, so Caritas-Auslandshilfechef Andreas Knapp.
Widrige Bedingungen
Die Rettungskräfte würden unter Hochdruck arbeiten, doch Nachbeben, zerstörte Straßen und fehlende technische Ausrüstung erschwerten die Einsätze. In vielen Regionen gebe es keinen Strom, die Kommunikation funktioniere nicht. In der Stadt Mandalay könne nicht einmal Wasser gepumpt werden. Zudem sei die Sicherheitslage angespannt und die politische Lage instabil. Durch zerstörte sanitäre Anlagen und überfüllte Notunterkünfte steige auch das Risiko des Ausbruchs von Krankheiten wie Dengue-Fieber, Masern oder Infektionen.
Rund 800.000 Menschen könnten obdachlos geworden sein, so Knapp: „Viele schlafen im Freien: auf Fußballplätzen, in Parks oder auf dem Gelände von Kirchen und Klöstern.“ In Mandalay etwa hätten rund 3.000 Menschen in katholischen Einrichtungen Zuflucht gefunden. Dort würden die Menschen mit dem Nötigsten versorgt: Nahrung, sauberes Wasser und Hygieneartikel.
Hilfe durch lokales Partner-Netzwerk
Die Caritas Österreich ist seit dem Zyklon Nargis 2008 in Myanmar aktiv. Durch lokale Partner wie die Caritas Myanmar könne auch in schwer zugänglichen Regionen geholfen werden, etwa in Konfliktgebieten, zu denen internationale Organisationen kaum Zugang haben, hieß es in der Aussendung. „Wir können garantieren, dass die Hilfe ankommt, weil wir mit erfahrenen Partnern zusammenarbeiten, die vor Ort verankert und anerkannt sind. Das ist in einem Land wie Myanmar entscheidend“, betonte Knapp.
Für die humanitären Helfer und Überlebenden stellten Kampfmitteln aus den anhaltenden Konflikten wie Landminen und nicht detonierte Sprengkörper eine tödliche Bedrohung dar, hieß es weiter. Sie seien für all jene gefährlich, die versuchten, Vermisste oder Besitzgegenstände aus den Trümmern zu bergen, sagte Llewelyn Jones, Regionaldirektor der Mines Advisory Group, in einer am Dienstag verbreiteten Pressemitteilung. Die Nichtregierungsorganisation habe daher eine Notfallkampagne in dem südostasiatischen Land gestartet, um die betroffene Bevölkerung und Ersthelfer durch Aufklärung zu schützen, unter anderem über lokale und soziale Medien.
Gefahr durch Landminen
„Die Zeit ist hier nicht auf unserer Seite“, sagte Jones laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA). Der Monsun stehe bevor. Starke Regenfälle, Überschwemmungen und Erdrutsche erhöhten dann zusätzlich das Risiko, auf Landminen und explosive Kampfmittel zu stoßen. Gemeinden und Einsatzkräfte müssten über die aktuelle Situation hinaus auf drohende Gefahren in den kommenden Wochen vorbereitet werden.
Weite Gebiete Myanmars sind laut Mines Advisory Group stark durch Landminen und nicht explodierte Bomben verseucht, vor allem die östlichen und nördlichen Grenzregionen der Staaten Kayah, Kayin, Shan und Kachin sowie die zentrale Region Bago. Dies bringt beispielsweise Bauern in Gefahr, die Felder bestellen oder ihre Erzeugnisse auf den Markt bringen wollen. Die Sprengkörper sind auch Hemmnis für die sichere Rückkehr von Hunderttausenden von Flüchtlingen. Das Land zählt zu den wenigen Staaten weltweit, die das völkerrechtliche Abkommen gegen Minen nicht unterzeichnet haben und die international geächteten Kampfmittel weiter einsetzen.
(kap – pr)
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