Israel: Christliche Uni-Rektorin sieht in Bildung Chance auf Frieden
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die arabisch-israelische Neurobiologin Mouna Maroun hat sich in Rom für mehr Verständigung zwischen Juden und Arabern ausgesprochen. Sie sehe darin eine zentrale Aufgabe ihrer Arbeit als Universitätsrektorin in Haifa. „Ich glaube, dass wir den Auftrag haben, den Dialog zu fördern, Brücken zu bauen und Mauern einzureißen, die zwischen Juden und Arabern so leicht entstehen“, so die Rektorin.
Maroun forscht zur Frage, wie das Gehirn Emotionen verarbeitet und reguliert. Die Universität Haifa, die sie seit einem Jahr leitet, beschreibt sie als Ort gelebter Vielfalt. 45 Prozent der Studierenden seien arabisch, 55 Prozent jüdisch. „Ich sehe meine Aufgabe nicht nur darin, akademische Exzellenz zu fördern, sondern auch Vernunft in die Gesellschaft zu bringen. Ich will helfen, eine neue israelische Gesellschaft zu schaffen, in der Hoffnung wächst und das Zusammenleben gelingt. Wir glaube, dass wir zusammen leben, zusammen studieren und zusammen stärker werden können.“
Als Christin habe sie eine besondere Rolle in der israelischen Gesellschaft. Mouna Maroun sieht Christinnen und Christen als Vermittler, gerade weil sie weder dem jüdischen noch dem muslimischen Hauptkonflikt angehören. „Wir können Versöhnung zwischen Juden und Muslimen ermöglichen. Unsere Kirchen in Jerusalem stehen da – wir leben unseren Glauben, aber wir sind nicht Teil des Konflikts.“
Die Lage der Christen im Nahen Osten sei zunehmend prekär, sagte Maroun. „Und doch glaube ich, dass wir mit der Unterstützung der christlichen Welt, insbesondere der katholischen Kirche und des Heiligen Stuhls, einen Wandel herbeiführen und als Vermittler zwischen Juden und Islam auftreten können.“
Kritisch äußerte Maroun über die oft einseitige Sichtweise auf Israel, besonders an europäischen und amerikanischen Universitäten. „In Israel arbeiten die Universitäten intensiv daran, den Dialog zu fördern, die arabische Minderheit zu stärken und sie in die Gesellschaft zu integrieren.“ Solche Initiativen trügen zur sozialen Mobilität bei, was wiederum die ganze Gemeinschaft in Israel stärken könne. Sie selbst sei die erste Akademikerin in ihrer Familie, ihre Eltern hätten keine Schule besucht, weil es in ihrem Dorf damals keine gab, erklärte die 53 Jahre alte Universitätsrektorin.
Nur Zweistaatenlösung kann Frieden bringen
Für Maroun steht außer Frage, dass nur eine nachhaltige Friedenslösung, namentlich die Zweistaatenlösung, ihr Heimatland aus dem blutigen Konflikt erlösen kann. „Ich hoffe, dass Israelis und Palästinenser eines Tages in zwei Staaten Seite an Seite leben. Und dass unsere Universitäten dann Studierendenaustausch mit Palästina, dem Libanon und Syrien betreiben können.“ Friedensabkommen mit entfernten Nachbarn seien wichtig, sagte Maroun, „aber mit den nahen Nachbarn sind sie entscheidend. Und ich denke, sobald wir eine Lösung für den palästinensisch-israelischen Konflikt gefunden haben, wird sich die Hoffnung in unserer Region durchsetzen.“
Maroun ist die erste Frau an der Spitze ihrer Universität. Erstaunt habe sie eine Erfahrung aus ihrem eigenen Auswahlverfahren. Sogar Frauen hätten sie gefragt, ob eine Frau diesen Job überhaupt machen können, schilderte sie am Mittwoch vor Gästen der israelischen Botschaft, darunter Medienschaffenden. Sie sei dann jedoch auch von Personen ins Amt gewählt worden, die an der Eignung von Frauen für ein Universitätsrektorat zweifelten.
Christen machen nur etwa sieben Prozent der gesamten arabischen Bevölkerung Israels aus, und wiederum nur etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung Israels sind Araber.
(vatican news – gs)
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