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Ukraine: Ein von einer Drohne getroffenes Gebäude in Dnipro Ukraine: Ein von einer Drohne getroffenes Gebäude in Dnipro  

Ukrainische Priester in Rom: Zwischen Krieg und göttlicher Barmherzigkeit

Es ist Oleh Barbulyak sehr schwergefallen, die Ukraine zu verlassen, denn die Sorge um die Zurückgebliebenen lastete auf ihm. Doch gemeinsam mit fünf weiteren griechisch-katholischen Priestern hat er sich entschieden, für vier Tage nach Rom zu reisen – zum Jubiläum der Missionare der Barmherzigkeit.

Svitlana Dukhovych und Mario Galgano - Vatikanstadt

„Jeden Tag schlägt irgendwo in der Ukraine eine Rakete oder eine Drohne ein, jeden Tag sterben Menschen – Männer, Frauen, Kinder, für die Bomben gibt es keinen Unterschied“, schildert der griechisch-katholische Priester Oleh die Realität seines Heimatlandes. Trotz dieser grausamen Alltäglichkeit sei es wichtig, in Rom dabei zu sein – nicht nur, um an den Kursen der Missionare der Barmherzigkeit teilzunehmen, sondern auch, um im Petersdom in Rom für die Ukraine zu beten.

Zum Nachhören - die Lage in der Ukraine

Die Missionare der Barmherzigkeit sind von Papst Franziskus mit besonderen Vollmachten ausgestattet worden: Sie dürfen Sünden vergeben, die sonst allein der Apostolischen Pönitentiarie vorbehalten sind. Doch ihre Aufgabe geht über die Beichte hinaus – sie sollen Gottes Barmherzigkeit verkörpern. Aber was bedeutet das in einem Land, das von Krieg gezeichnet ist? „Es ist eine schwierige Frage“, sagt uns Oleh. „Gottes Barmherzigkeit zu verstehen, bedeutet auch zu verstehen, wie sie sich mit dem Bösen verhält. Sie kann niemandem aufgezwungen werden. Wer nicht glaubt, sieht in ihr oft keine Antwort auf das Leid, sondern gibt Gott die Schuld.“

Missionare der Barmherzigkeit aus der Ukraine mit Erzbischof Fisichella
Missionare der Barmherzigkeit aus der Ukraine mit Erzbischof Fisichella

„Oh, dort ist es doch jetzt ruhig“

Der Priester erzählt von einer Begegnung in einem Geschäft in Rom. Als die Verkäuferin erfuhr, dass die Gruppe aus der Ukraine kam, sagte sie: „Oh, dort ist es doch jetzt ruhig.“ Oleh zeigte ihr Bilder der Bombardierungen des vergangenen Abends. „Sie war überrascht und sagte nur: ‚Das kommt bei uns gar nicht mehr in den Nachrichten.‘“

„Krieg ist der Ort, an dem die Liebe zu verschwinden droht.“

Die Kriegsmüdigkeit der Welt bereitet ihm Sorgen. „Krieg ist der Ort, an dem die Liebe zu verschwinden droht“, sagt er. Gerade deshalb sei es so wichtig, die Barmherzigkeit Gottes zu predigen. Die Beichten in der Ukraine hätten sich verändert: Mehr Schmerz, mehr Angst, mehr Verzweiflung – aber auch mehr Fragen. „Wir müssen die Menschen davor bewahren, vom Hass aufgefressen zu werden. Die Versuchung, das Böse mit Bösem zu beantworten, ist groß. Doch wenn wir anfangen zu hassen, werden wir wie die Aggressoren.“

Ein weiteres Bild der Missionare der Barmherzigkeit aus der Ukraine während ihrer Pilgerreise in Rom
Ein weiteres Bild der Missionare der Barmherzigkeit aus der Ukraine während ihrer Pilgerreise in Rom

Die wahre Aufgabe eines Priesters

In den ersten Monaten des Krieges, so erinnert sich Oleh, habe er sich ständig mit Nachrichten über das Kriegsgeschehen beschäftigt. Doch dann habe er erkannt, dass dies nicht seine Aufgabe sei. „Was bringt es mir, mich in Nachrichten zu vergraben? Ich verschwende nur Zeit und Energie. Mein Auftrag ist es, zu dienen, zu beichten, die Liturgie zu feiern, Menschen zum Gebet zu versammeln – ihnen Hoffnung zu geben. Denn nur Gott kann das größte Leid in das größte Gute verwandeln.“

In Rom betet die Gruppe für Frieden – einen gerechten Frieden. „Wir beten darum, dass die Welt die Wahrheit über diesen Krieg erkennt und versteht. Beichte kann das Böse aufhalten, weil sie eine Chance zur Veränderung ist“, erklärt Oleh.

Zurück in die Heimat – trotz Krieg

Nach vier Tagen in Rom kehren die Priester zurück in ihr Heimatland. „Egal, ob die Bomben weiterfallen oder nicht – die Ukraine ist unser Land, unser Volk, unsere Kirche“, sagt Oleh zum Abschied. „Und wir sind berufen, für sie zu leben und zu dienen.“

(vatican news)

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31. März 2025, 10:48