UNICEF schlägt Alarm: Gewalt in Haiti lähmt Bildungssystem
Im Jahr 2024 wurden in ganz Haiti 284 Schulen zerstört. Hunderttausende von Kindern haben keinen Platz mehr zum Lernen; fast eine Million weitere riskieren, die Schule abzubrechen. Das geht aus dem jüngsten Bericht der UNICEF-Vertreterin in Haiti hervor, Geetanjali Narayan.
Die Gewalt in Haiti eskaliert immer mehr. Bildung, die letzte Hoffnung für viele haitianische Kinder und oberste Priorität der Eltern, war noch nie so gefährdet wie heute, warnt Narayan.
Ein Kind, das nicht zur Schule geht, ist ein gefährdetes Kind...
„Ein Kind, das nicht zur Schule geht, ist ein gefährdetes Kind. Im vergangenen Jahr ist die Rekrutierung von Kindern für bewaffnete Gruppen um 70 % gestiegen. Derzeit sind bis zur Hälfte der Mitglieder bewaffneter Gruppen Kinder – einige davon sind erst acht Jahre alt sind. Ohne Zugang zu Bildung sind Kinder leichte Opfer für Ausbeutung und Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen. Bildung ist eines der wirksamsten Mittel, die wir haben, um diesen Kreislauf zu durchbrechen,“ stellt die UNICEF-Vertreterin fest.
Für haitianische Familien sei Bildung nach wie vor eine wichtige Lebensgrundlage, heißt es in dem Bericht weiter. Die Familien seien stolz darauf, in die Bildung ihrer Kinder zu investieren und würden nicht selten einen erheblichen Teil ihres Einkommens für die Schulbildung aufwenden.
„UNICEF steht den Familien in Haiti zur Seite und bietet formale und nicht-formale Bildungsmaßnahmen an, um Kindern, die von der Krise betroffen sind, eine qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen,“ wird im UNICEF-Bericht präzisiert. Und das beinhalte die Instandsetzung von Schulen, die während der Angriffe beschädigt wurden, die Einrichtung von provisorischen Lernräumen und die Wiedereingliederung vertriebener Kinder in Schulen. UNICEF und seine Partner führten Nachhilfeunterricht durch, um die durch die Schulschließungen verlorene Zeit zu kompensieren - und man stelle auch Schulpakete und Geldtransfers zur Verfügung, um den Familien zu helfen, ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Als weitere Hilfe setze man auf Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und psychosozialen Unterstützung sowie Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt.
Verglichen mit dem Ausmaß des Bedarfs des Landes sei diese Unterstützung jedoch nur minimal, stellt die UNICEF-Vertreterin für Haiti fest.
„UNICEF bittet um 38 Mio. USD, um sicherzustellen, dass 600 000 Kinder ihre Ausbildung fortsetzen können. Mit diesem Betrag könnte alles finanziert werden, von der Schaffung provisorischer Lernräume in den Vertreibungsgebieten bis hin zu mehr Nachhilfeunterricht sowie formalen und nicht formalen Bildungsinitiativen. UNICEF und seine Partner wollen auch Schulen wieder instandsetzen und die Kinder mit dem notwendigen Schulmaterial versorgen. Diese wichtigen Maßnahmen sind jedoch nur zu 5 % finanziert.“
Frieden und Stabilität seien in Haiti dringend notwendig, aber auch die Finanzierung spiele eine wichtige Rolle. „Gegenwärtig erhalten mehr als eine halbe Million Kinder nicht die schulische Unterstützung, die sie benötigen und die UNICEF und seine Partner bereitstellen können - und zwar nicht wegen der bewaffneten Gruppen, sondern wegen der fehlenden Unterstützung durch die Geber,“ schließt der Bericht.
(vaticannews – skr)
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