Bischof von Goma: Dialog einziger Weg zum Frieden
Der bewaffnete Konflikt, der die Regierungstruppen gegen die von Ruanda unterstützten Rebellen der M23 stellt, dauert im Osten der DR Kongo, insbesondere in den Städten Goma und Bukavu, an. Trotz mehrerer gescheiterter Versuche eines Dialogs, um eine friedliche Lösung zwischen den Konfliktparteien zu erreichen, „scheint sich die Situation nicht sonderlich zu ändern“, bedauert der Bischof von Goma. Er lobt jedoch den Mut und die Entschlossenheit der Bevölkerung, die sich der Tragödie stellt, die bereits seit mehr als drei Jahrzehnten andauert und die sich in den letzten Wochen nochmals entschieden verschärft hat.
„Der einzige Unterschied zu vorher ist, dass der Krieg nicht mehr in Goma selbst stattfindet, sondern sich auf andere Gebiete des Bistums verlagert hat. Heute zum Beispiel wurde eine unserer Pfarrgemeinden in Walikale, 250 Kilometer von der Stadt entfernt, durch den Einmarsch der M23/AFC bedroht. Infolgedessen leben die Menschen in zunehmender Angst“, berichtet der Bischof am Dienstag, dem Tag, an dem eigentlich Gespräche zwischen Regierungsvertretern in Kinshasa und den M23 beginnen sollten. Die Bewegung hat 2021 die Waffen wieder aufgenommen und mittlerweile große Gebiete des kongolesischen Territoriums erobert. Doch in letzter Minute hatten die Vertreter der Rebellengruppe die Teilnahme an den aktuellen Gesprächen abgesagt.
Menschen enttäuscht über ausgesetzten Dialog
„Wir glauben immer an die Verheißungen des Herrn und an alles, was uns Hoffnung auf Frieden und Einheit im Land, im Kongo, gibt, da wir derzeit gespalten sind“, kommentiert Bischof Ngumbi. Der Dialog sei einer der „Faktoren der Einheit“, der maßgeblich dazu beitragen könne, diese Probleme zu lösen, gibt er zu bedenken. „Deshalb waren viele Menschen enttäuscht, als sie erfuhren, dass der Dialog von Luanda aufgrund des Rückzugs der M23 nicht stattfinden kann. Aber wir hoffen weiterhin, dass dieser Dialog stattfinden wird, denn wir glauben nicht so sehr an eine militärische Lösung. Wir sehen nicht, wie eine militärische Lösung realisiert werden kann. Wir haben immer Angst. Wenn wir den Krieg erlebt haben, sehen wir alles, was zerstört wurde, all die Toten, die es gegeben hat, und jetzt sehen wir, dass das Leben sehr schwierig wird. Also will wirklich niemand den Krieg und sie wünschen sich eine friedliche Lösung, sie hoffen auf den Dialog, dass Kinshasa und Goma in den Dialog treten, damit wir den Weg zum Frieden und zur Einheit des Landes zurückfinden können.“
Fastenzeit inmitten von Unsicherheit
Die Situation sei ernst, die Menschen könnten derzeit kaum ruhig schlafen, da die großen Sicherheitsprobleme bestehen blieben, mit Entführungen, Morden, und Plünderungen, auch nachts, wenn bewaffnete Banditen in die Häuser eindrängen. Dessen ungeachtet hätten die Gläubigen den Beginn der Fastenzeit intensiv begangen, so der Bischof:
„Am 5. März feierte ich die Aschermittwochsmesse in der Kathedrale und war wirklich angenehm überrascht, dass die Kirche voll war, weil viele Christen gekommen sind, um die Fastenzeit heilig zu beginnen; und in allen Pfarrgemeinden der Stadt war die Stimmung ähnlich, trotz der prekären Sicherheits- und auch wirtschaftlichen Lage. Wie Sie wissen, haben die Banken in Goma seit dem Fall der Stadt Ende Januar geschlossen, und es gibt keine funktionierende Finanzinstitution mehr. Die Bevölkerung, insbesondere die Händler, ist ihrer Lebensgrundlage beraubt“, berichtet er über die Schwierigkeiten des täglichen Überlebens.
Selbst die Staatsangestellten erhielten derzeit keine Bezahlung, während die Eltern damit kämpften, die Schulkosten ihrer Kinder zu tragen. „Die Armut hat sich in der Region erheblich verstärkt. Trotzdem haben die Christen die Fastenzeit gut begonnen, und für uns hat diese liturgische Zeit eine besondere Bedeutung, da sie uns zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft einlädt, eine Zukunft des Friedens“, zeigt sich der Bischof hoffnungsvoll.
Christen sind weiter solidarisch
„Im Allgemeinen leben die Menschen in Angst und Sorge, da die neuen Autoritäten einige sehr drastische Methoden angewendet haben, um die Sicherheit wiederherzustellen. Aber was ich an den Christen schätze, ist, dass sie immer noch solidarisch miteinander sind, besonders mit den Ärmsten, insbesondere den Kriegsvertriebenen – und viele davon sind die Familien von Soldaten.“
Denn viele Männer seien von der durch den ehemaligen Wahlkommissionspräsidenten Corneille Nangaa angeführten Rebellenbewegung, der auch die M23 angehört, gewaltsam eingezogen worden, während ihre Frauen und Kinder ohne Lebensgrundlage in der Stadt geblieben seien und jetzt auf der Straße leben müssten, erinnert der Bischof.
„Viele Familien helfen ihnen, indem sie eine Familie bei sich aufnehmen. Aber diese Praktiken ordnen wir als Teil der Fastenzeit ein, also die Sorge um die Armen, die Solidarität mit den Armen. Und die spirituellen Übungen werden fortgesetzt. Zum Beispiel sind wir in Goma, aber im Inneren des Bistums, in den anderen Pfarrgemeinden, herrscht etwas mehr Ruhe. Die Leute machen weiterhin Pilgerfahrten, aber hier in der Stadt können wir natürlich keine Pilgerfahrten durchführen. Wir versuchen, diese Übungen auf territorialer Pfarr-Ebene zu organisieren, und das bleibt auf der Ebene der Pfarrei. Die Atmosphäre ist von Angst und Sorge geprägt, aber die Christen behalten ihren Glauben und sind weiterhin solidarisch miteinander.“
Wirtschaftliche und humanitäre Krise
Die Bevölkerung von Goma leide derzeit sehr, bekräftigt Bischof Willy abschließend.
„Wir haben schon lange gelitten, aber derzeit leiden wir noch mehr aufgrund der wirtschaftlichen Krise, aber auch der humanitären Krise, da viele Menschen auf der Straße leben, sogar diejenigen, die nach Hause zurückgekehrt sind, sind noch draußen, weil sie ihre Häuser zerstört fanden, manchmal von anderen besetzt. Also leiden wir sehr, aber wir bewahren den Glauben und die Hoffnung. Wir wissen, dass nach der Fastenzeit das Osterfest kommt, und das ist unsere große Hoffnung.“
Er wolle „alle Brüder und Schwestern“ um die Unterstützung durch Gebet und Spenden bitten, so der Bischof am Mikrofon von Radio Vatikan: „Und wir werden alle bitten, die irgendwo politische Macht haben, Einfluss zu nehmen, damit der Dialog zwischen der Regierung von Kinshasa und der M23, AFC, und allen kongolesischen Politikern, die direkt oder indirekt in diesen Kriegszustand verwickelt sind, wirklich beeinflusst wird, damit dieser Dialog stattfinden kann. Wir glauben, dass dies der einzige Weg zu Frieden und Sicherheit in unserer Region und zur Einheit des Kongo ist.“
(vatican news - cs)
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