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Priester in Myanmar (Archivbild, 2020) Priester in Myanmar (Archivbild, 2020) 

Myanmar: Details zu Ermordung von Priester - quasi geköpft

Pfarrer Donald Martin Ye Naing Win, ein 44-jähriger Priester der Erzdiözese Mandalay, hatte sich Mitte Februar gewaltfrei zehn Milizionären entgegen gestellt, die ihn und die Gemeinde grundlos bedrohten. Zeugen berichten nun, auf die Aufforderung, vor den Angreifern zu knien, antwortete er, er knie nur vor Gott, ob er helfen könne, man reden könne. Die Antwort war Gewalt: Der Priester wurde vor Mitgliedern der Gemeinde nahezu geköpft. Zeugen erstatteten nun Anzeige und berichteten Details.

Kardinal Charles Maung Bo von Yangon hatte nach der brutalen Tötung am 14. Februar umgehend zu Gebeten für den Priester aus der Erzdiözese Mandalay aufgerufen. Dem vatikanischen Fidesdienst berichteten nun Zeugen, die inzwischen in Sicherheit sind, das Pfarrhaus der Kirche Unserer Lieben Frau von Lourdes im Dorf Kangyi Taw (im Bezirk Shwe Bo in der Region Sagaing) sei abends von zehn Milizionären aufgesucht worden. Diese hätten zunächst zwei Frauen – Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen der Pfarrgemeinde – bedroht und zum Schweigen gebracht. Die beiden Frauen, die sich auf dem Kirchengelände aufhielten, halfen dem Pfarrer bei der Organisation des Unterrichts für die Kinder der etwa 40 katholischen Familien der Gemeinde. Sie sind es auch, die die Ereignisse schilderten und sich nun aus Sicherheitsgründen an einem geschützten Ort befinden. Ihre Zeugenaussage, die Fides vorliegt, hat bereits das Justizministerium der Exilregierung der Nationalen Einheit (NUG) erreicht. Die Volksverteidigungskräfte (People’s Defence Force, PDF), die die Kontrolle über die sogenannten „befreiten Gebiete“ ausüben, stehen unter dem Einfluss dieser Exilregierung.

Täter wohl unter Drogeneinfluss

Die Angreifer, so berichteten die Frauen, befanden sich offensichtlich in einem wahnhaften Zustand, möglicherweise durch Alkohol oder Drogen. Sie kamen aus dem Nachbardorf. Es sei unklar, warum sie den Priester mit solcher Gewalt angriffen. Der Anführer der Gruppe befahl ihm, sich hinzuknien. Doch Pfarrer Donald beobachtete sie ruhig und erwiderte mit Sanftmut: „Ich knie nur vor Gott nieder.“ Dann fuhr er leise fort: „Was kann ich für euch tun? Gibt es eine Angelegenheit, über die wir sprechen können?“

Einer der Männer reagierte darauf mit Schlägen – zunächst mit einem Dolch, der sich noch in der Scheide befand. Dabei traf er jedoch versehentlich auch den Anführer der Gruppe. Dieser, bereits in einem Zustand von Rausch und Wut, zog daraufhin ein Messer und ging wütend auf den Priester los. Er stach ihm mehrfach brutal in den Körper und in den Hals.

Zahlreiche Stiche in den Hals

Laut Zeugenaussagen gab Pfarrer Donald kein Wort von sich, klagte nicht und ertrug die sinnlose Gewalt, ohne sich zu wehren. Die Frauen beschrieben ihn als einen „unschuldigen Mann, wie ein Lamm auf der Schlachtbank“. Die anderen Milizionäre standen dabei und sahen zu, während ihr Anführer die Tat ausführte. Die schweren Stiche in den Hals trennten den Kopf des Priesters fast vom Körper. Nach dem Mord entfernte sich die Gruppe vom Tatort.

Die Frauen schlugen daraufhin Alarm und riefen die Dorfbewohner, die unter Schock und Tränen den leblosen Körper des Priesters bargen. Die Volksverteidigungskräfte (PDF) wurden umgehend alarmiert, fanden die Angreifer und nahmen sie fest. Die Zeugenaussagen der Frauen wurden dokumentiert und der Regierung der Nationalen Einheit übermittelt. Diese erklärte in einem Statement, sie sei „zutiefst betrübt über die Ermordung von Pater Donald Martin aus Mandalay“ und verpflichte sich, „die mutmaßlichen Mörder nach dem Gesetz zu bestrafen“.

Verdächtige festgenommen – Angriff verurteilt

In einer offiziellen Mitteilung hieß es weiter: „Die Volksverteidigungskräfte (PDF) des Distrikts Shwebo nahmen noch am selben Tag zehn Verdächtige fest und leiteten die entsprechenden Ermittlungen ein.“ Die Täter gehörten demnach einer lokalen Miliz an. Da sie zu den Widerstandskräften gehörten, kündigte die Exilregierung rechtliche Schritte an. Es werde das für das Militär geltende Recht angewandt. Die Regierung der Nationalen Einheit verurteilte den Angriff scharf und betonte, dass sie „Gewalt gegen Zivilisten, einschließlich religiöser Führer, durch jegliche Organisation aufs Schärfste“ ablehne.

Hintergrund: Rechtlose Zonen und drohende Todesstrafe

Die Region Sagaing ist besonders stark von den Kämpfen zwischen der burmesischen Armee und den Widerstandskräften betroffen. Das staatliche System ist dort weitgehend zusammengebrochen. Es gibt keine öffentlichen Dienstleistungen, und Bildung wird vor allem durch Initiativen der örtlichen Pfarreien aufrechterhalten.

Laut der Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener (AAPP) existiert in den „befreiten Gebieten“ kein endgültiger Rechtsrahmen für Verwaltung und Gesetzgebung. Einige Regionen haben ein rudimentäres Justizsystem mit Bezirksrichtern, die Verfahren eröffnen und in bestimmten Fällen ihre eigenen rechtlichen Rahmenbedingungen anwenden.

Im aktuellen Kontext sei es schwierig, neue Gesetze zu schaffen. In vielen befreiten Gebieten werden weiterhin nationale Gesetze angewandt, die in der Vergangenheit von der Militärjunta erlassen wurden – darunter auch solche mit unverhältnismäßig hohen Strafen. Während Anstrengungen unternommen werden, um Gesetze durchzusetzen, die mit internationalen Menschenrechtsnormen übereinstimmen, sind willkürliche Verhaftungen und harte Urteile nicht ausgeschlossen.

Besonders besorgniserregend ist, dass Bezirksrichter in den befreiten Gebieten derzeit befugt sind, die Todesstrafe zu verhängen. Verurteilte haben in der Praxis kaum eine Möglichkeit zur Berufung.

(fides - sst)

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20. Februar 2025, 10:09