Sch?tze der Vatikanischen Bibliothek
So finden wir unter anderem einige Aufschriebe Luthers. Während seine Korrespondenz mit dem Papst im Vatikanischen Archiv und somit einer separaten vatikanischen Institution aufbewahrt wird, sind in der Bibliothek einige Briefe Luthers, welche er zwischen 1516-1532 verfasste und seine Übersetzung von Äsops Fabeln zu begutachten.
Luthers Übersetzung von Äsops Fabeln
Letztere gingen auf einen Sklaven namens Äsop zurück, welcher angeblich zwischen 620 und 564 v. Chr. auf der Insel Samos im antiken Griechenland gelebt haben soll. Dieser sei als Geschichtenerzähler bekannt gewesen und dadurch beim Volk so beliebt geworden, dass dieses seine Freilassung bewirkt habe. Im vierten nachchristlichen Jahrhundert sollen die ihm zugeschriebenen Fabeln dann zum ersten Mal verschriftlicht worden sein.
Martin Luther habe die Fabel vor allem wegen ihres moralischen Charakters und ihrer Ähnlichkeit zu den Gleichnissen Jesu geschätzt und daher auch übersetzen wollen.
Besonderer Schatz: Der Codex Vaticanus
Ein weiterer und in bibelwissenschaftlicher Hinsicht wahrscheinlich der bekannteste Schatz der Vatikanischen Bibliothek ist der sogenannte Codex Vaticanus, auch Codex B genannt. Gemeinsam mit dem Codex Sinaiticus ist er einer der ältesten, fast vollständigen griechischen Bibelausgaben der Antike.
Wahrscheinlich im 4. Jh. n.Chr. verfasst, enthält er alle Bücher des Neuen und Alten Testaments inklusive dem Deuterokanon. Nur die Makkabäerbücher und die Briefe zu Timotheus, Titus und Philemon fehlen. Der Text von Hebräer 9,14 ausgehend und das Buch Offenbarung sind in ihrer ursprünglichen Form verloren gegangen und wurden daher im 15. Jahrhundert durch eine spätere Minuskel-Handschrift ergänzt.
Wie der Codex in die Hände des Papstes kam, sei unbekannt. Möglicherweise hätten ihn orthodoxe Kirchenleute zu dem Konzil von Ferrara-Florenz (1431-1449) gebracht, wo es Hinweise auf seine Anwesenheit gebe. Sicher bezeugt fände man ihn in der Vatikanischen Bibliothek dann 1475 n.Chr, sagt uns der Experte.
Weiterer Schatz: Lorscher Evangeliar
Schließlich wäre da noch das Lorscher Evangeliar. Es ist vor allem aufgrund seiner kunstvollen Gestaltung und Schrift berühmt. Dieses Werk, das die vier Evangelien umfasst, wird zum ersten Mal im Kloster Lorsch erwähnt, wo es 860 n.Chr. in einem Bibliothekskatalog auftaucht. Zuvor sei es vermutlich vom Hofskriptorium Karls des Großen hergestellt worden, das nach dem Tod des Kaisers dem Lorscher Mönch Gerward unterstand, erklärt uns Stephen Metzger von der Manuskriptabteilung.
1479 sei die Handschrift dann in Lorsch neu gebunden worden, wobei sie vermutlich auch in zwei Teilbände getrennt wurde. Durch Kurführst Ottheinrich von der Pfalz sei das Kloster 1556 dann aufgelöst und dessen Bestand seiner eigenen Bibliothek, der Bibliotheca Palatina zugeführt worden. Diese wiederum hätten, während des Dreißigjährigen Krieges, katholischen Truppen beschlagnahmt und dem Papst zugeführt, der sie dann in die Vatikanische Bibliothek integrierte.
Napoleon, Nikolaus und das World Wide Web
Auch abseits der literarischen Werke hat die Vatikanische Bibliothek einiges an Überraschungen zu bieten. So stoßen wir im Salone Sistino auf zwei große Leuchter, die wohl noch von Napoleons Selbstkrönung zum Kaiser im Jahr 1804 stammten.
Nebenan finden wir eine Statue mit etwas übriggebliebenem Malachit, welches im 19.Jahrhundert beim Brand der Kirche St. Paul vor den Mauern von Zar Nikolaus I. zu deren Wiederaufbau gewidmet wurde.
Schließlich erfahren wir im Gespräch mit Stephen Metzger noch, dass die Vatikanische Bibliothek tatsächlich die erste vatikanische Institution gewesen sei, welche Anfang der 1990er einen Zugang zum Internet bekommen habe. Einen ersten Computer habe sie auch schon recht früh gehabt. Die Vatikanische Bibliothek ist somit zwar eine historische Einrichtung - aber immer am Zahn der Zeit.
(vatican news - rva)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.