Die Apostolische Bibliothek und das Apostolische Archiv
Amedeo Lomonaco und Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Beide Einrichtungen setzen moderne Technologien ein und bewahren zugleich die humanistische Tradition und das historische Erbe der Kirche. Zunächst bildeten Bibliothek und Archiv eine Einheit. Papst Paul V. Borghese entschied zu Beginn des 17. Jahrhunderts, sie zu trennen, und wies beiden ihre jeweiligen Aufgaben zu. Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche ist seit März 2025 auf Ernennung von Papst Franziskus der italienische Erzbischof Giovanni Cesare Pagazzi.
Die Vatikanische Apostolische Bibliothek
Die Bibliothek entstand im Herzen der Renaissance: Papst Nikolaus V. beschloss im 15. Jahrhundert, die lateinischen, griechischen und hebräischen Handschriften der päpstlichen Sammlung Gelehrten zugänglich zu machen. Am 15. Juni 1475 erließ Papst Sixtus IV. die Bulle Ad decorem militantis Ecclesiae, die als Gründungsdokument der Bibliothek gilt.
Von Beginn an war die päpstliche Bücher- und Handschriftensammlung mit einem unschätzbaren Erbe verbunden, das Gelehrten für Einsicht, Studium und Forschung zur Verfügung steht. Papst Paul VI. erinnerte 1975 daran, dass es dabei nicht nur um den Zugang zu Räumen und Texten geht, sondern auch um eine ?kulturelle Offenheit“, die Wissen bewahrt und weitergibt.
Zugang und Profil
Die Bibliothek ist spezialisiert auf philologische und historische Fächer sowie – in historischer Perspektive – auf Theologie, Recht und Naturwissenschaften. Sie ist ein wichtiges Instrument der Kirche zur Förderung von Kultur und unterstützt den Heiligen Stuhl. Ihre Aufgabe ist es, ?ein reiches Erbe an Wissenschaft und Kunst zu sammeln, zu bewahren und es Gelehrten, die nach der Wahrheit suchen, zugänglich zu machen“.
Nach einem päpstlichen Dekret steht die Bibliothek qualifizierten Forschenden offen – unabhängig von Religion, Herkunft oder Kultur. Derzeit nutzen etwa 6.000 Wissenschaftler die Bestände.
Das Vatikanische Apostolische Archiv
Das Archiv bewahrt mehr als 1.000 Jahre Geschichte – auf 85 Regalkilometern. Es gilt als eines der bedeutendsten historischen Forschungszentren weltweit und enthält Millionen von Dokumenten und Pergamenten, die Forschenden aller Nationalitäten zugänglich sind.
Die Institution geht ebenfalls auf Papst Paul V. zurück. Ab dem 17. Jahrhundert setzte sich der Name ?Vatikanisches Geheimarchiv“ durch – in Anlehnung an das lateinische secretum (?abgetrennt, privat“). Dieser Begriff bezeichnete das Archiv als vom Papst besonders verwahrten Bestand und war bis 2019 in Gebrauch. Mit dem Motu proprio L'esperienza storica stellte Papst Franziskus den ursprünglichen Namen ?Vatikanisches Apostolisches Archiv“ wieder her.
Arbeit und Zugang
Das Archiv umfasst Dokumente aus zwölf Jahrhunderten (8.–20. Jahrhundert) und aus vielen Kulturen. Die über 600 Sammlungen lagern überwiegend in einem zweistöckigen, klimatisierten Bunker im Cortile della Pigna in den Vatikanischen Museen. Papst Leo XIII. öffnete das Archiv 1881 für die Gelehrten und begründete damit Roms Ruf als Hauptstadt der geisteswissenschaftlichen Forschung.
Derzeit können Forschende Unterlagen bis zum Ende des Pontifikats von Pius XII. (Oktober 1958) einsehen. Die Arbeit des Archivs konzentriert sich auf den Schutz des Bestandes und seine Aufwertung als Gedächtnis des jahrtausendealten Wirkens der Kirche.
Tradition und Zukunft
Bibliothek und Archiv stehen vor der Herausforderung, ein jahrhundertealtes Erbe zu bewahren und zugleich neue Wege zu gehen. Beide Einrichtungen sind Ausdruck der kulturellen Verantwortung des Heiligen Stuhls. Es geht nicht nur darum, Wissen zu erhalten, sondern es für die Gesellschaft fruchtbar zu machen, es in ein Werkzeug für menschliche Entwicklung und Frieden zu verwandeln und moderne Technologien mit humanistischer Bildung zu verbinden.
(vatican news – gs)
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