Sonder-Serie: Carlo Acutis – Ein Heiliger unserer Zeit (3)
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Eigentlich hätte Papst Franziskus Carlo Acutis Ende April heilig sprechen sollen, doch das katholische Kirchenoberhaupt starb am Ostermontag. So wurde die Heiligsprechung von seinem Nachfolger, Papst Leo XIV., auf den 7. September verschoben. Auch unsere Radioakademie, die eigentlich im April laufen sollte, wurde deswegen unterbrochen und die letzten beiden Teile werden nun im September, kurz vor der anstehenden Heiligsprechung, gesendet.
Papst Franziskus hat die Seligsprechung von Carlo Acutis in Assisi am 10. Oktober 2020 ermöglicht – es war eines der schnellsten Seligsprechungsverfahren in der bisherigen Geschichte der Kirche. Außerdem erwähnte das katholische Kirchenoberhaupt den jungen Italiener bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder.
Radio-Akademie nachhören
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Franziskus, Carlo und Assisi
Beim :
?Gestern wurde in Assisi Carlo Acutis seliggesprochen, ein fünfzehnjähriger Junge, der in die Eucharistie verliebt war. Er hat sich nicht in einer bequemen Unbeweglichkeit ausgeruht, sondern er hat die Bedürfnisse seiner Zeit erkannt, weil er in den Schwächsten das Antlitz Christi sah. Sein Zeugnis zeigt den jungen Menschen von heute, dass man das wahre Glück dann findet, wenn man Gott an die erste Stelle setzt und ihm in unseren Brüdern und Schwestern dient, besonders in den Geringsten. Einen Applaus für den neuen jungen Seligen aus der Generation Y!"
Der Papst betonte hier zwei Dinge: Wie Carlo es tat, gelte es, Gott an die erste Stelle zu setzen und ihm ?in unseren Brüdern und Schwestern“ zu dienen, ?besonders in den Geringsten“ – wie es bekanntlich auch Franz von Assisi getan hat. Der Heilige war nicht nur für Carlo Acutis wichtig, der oft in Assisi war und dort auch beerdigt werden wollte, sondern auch für den Papst aus Argentinien. Jorge Mario Bergoglio hatte seinen Namen als Papst - ?Franziskus“ – laut eigener Aussage bewusst in Beziehung zu Franz von Assisi gewählt, als Zeichen, dass er die Armen nicht vergessen wolle.
Das umbrische Assisi war auch der einzige Ort, den Papst Franziskus 2020 trotz der Corona Virus Pandemie besuchte - allerdings nicht für die Seligsprechung von Carlo Acutis, die Kardinal Agostino Vallini als Papstgesandter übernommen hatte. zu unterzeichnen – die übrigens auch eine Anspielung auf den heiligen Franziskus ist, das Schreiben ist nämlich benannt nach einem Zitat des Franz von Assisi. Für Papst Franziskus und Carlo Acutis waren also sowohl Assisi als auch der heilige Franz wichtig.
Original statt Fotokopie
Es gehe darum, authentisch zu sein im Leben, hatte Carlo immer gesagt, man müsse ein ?Original" sein, keine Fotokopie. Papst Franziskus zitierte diese Aussage öfter: ?Gott will keine Fotokopien, sondern nur Originale. Wisst ihr, wer das zu sagen pflegte? Ein junger Mann, der selige Carlo Acutis. Ein italienischer Junge, geboren in England und aufgewachsen in Mailand, einer wie ihr, ein Kind dieser Zeit, ein Computergenie, vor allem aber verliebt in Jesus, verliebt in die Eucharistie, die er ,die Straße zum Himmel` nannte. Das irdische Leben von Carlo war kurz, sehr kurz, aber es war erfüllt. Es war wie ein Wettlauf, ein Vorlauf zum Himmel. Er nahm den Anlauf am Tag seiner Erstkommunion, als er Jesus in seinem Leib und Blut begegnete. Ja, denn Jesus ist nicht eine Idee oder eine moralische Regel, nein, Jesus ist eine Person, ein Freund, ein Weggefährte“, sagte .
Der Vergleich von Original und Fotokopie ist eine Aussage von Carlo Acutis, die Papst Franziskus häufig aufgriff; hier noch ein weiteres Beispiel:
?Das bedeutet ein Heiliger oder eine Heilige zu sein: ein leuchtender Abglanz des Herrn in der Geschichte zu sein. Versuchen es auch wir: Der Weg zur Heiligkeit ist nicht abgeschlossen, er ist allgemein gültig, er ist ein Ruf an uns alle, er beginnt mit der Taufe, er ist nicht abgeschlossen. Versuchen es auch wir, denn jeder von uns ist zur Heiligkeit berufen, zu einer einzigartigen und unwiederholbaren Heiligkeit. Die Heiligkeit ist immer original, wie der selige Carlo Acutis sagte: Es gibt keine Fotokopie der Heiligkeit, die Heiligkeit ist original, sie ist meine, deine, die eines jeden von uns. Sie ist einzigartig und unwiederholbar. Ja, der Herr hat einen Plan der Liebe für jeden einzelnen, er hegt einen Traum für dein Leben, für mein Leben, für einen jeden von uns. Was soll ich euch sagen? Verwirklicht diesen Traum weiter mit Freude“, betonte .
Schnell auch Weg zu Heiligsprechung frei
Papst Franziskus nahm Carlo Acutis auch gerne als Beispiel dafür, dass alle Menschen zur Heiligkeit berufen sind. Das hatte Franziskus übrigens in seinem Schreiben “ aus dem Jahr 2018 genauer ausgeführt. Carlo Acutis ist ein gutes Beispiel für einen ?jungen Alltagsheiligen“ könnte man sagen – zumal er ja aus unserer Zeit stammt, in unserer Zeit gelebt hat und mit Turnschuhen und Sportjacke – wie eben ein ganz normaler Jugendlicher – auch aufgebahrt an seiner Grabstätte in Santa Maria Maggiore in Assisi zu sehen ist.
2022 war Carlo Acutis noch ein Seliger, aber Franziskus erwähnte ihn öfter auch im Zusammenhang mit Heiligkeit und Heiligen. Da verwundert es nicht wirklich, dass Papst Franziskus im Jahr 2024 die Heiligsprechung von Carlo Acutis bekannt gab - auch wenn es, wie schon bei der Seligsprechung für Carlo, mit Blick auf die Geschichte der katholischen Kirche sehr schnell ging mit beiden Verfahren. Nicht nur die Seligsprechung, auch die Heiligsprechung von Carlo Acutis wurde durch das Pontifikat von Franziskus ermöglicht, der von März 2013 bis April 2025 Papst war.
Es gibt auch Kritik
Dass es so schnell ging bei Carlo, daran gibt es auch Kritik. Manche Beobachter haben den Eindruck, es liege auch daran, dass Carlos Familie sehr reich sei und sich sehr eingesetzt habe - sonst wäre es vielleicht weniger schnell gegangen. , sind manche auch kritisch zu sehen: Konkret geht es um sogenannte ?Bluthostien"– konsekrierte Hostien, die nach Diebstahl oder Schändung der Überlieferung nach bluteten. Solche Taten wurden oft Jüdinnen und Juden angelastet, die dann teils auch Opfer von Gewalt wurden.
Zu den Kritikern der Heiligsprechung gehört auch der Antisemitismus-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein. Antijüdische Aspekte im Kontext eucharistischer Wunder seien bei der Entscheidung der Kirche nicht bedacht worden, meinte er und forderte die Kirche auf, diesen Aspekt aufzuarbeiten. . . Es geht hier also um eine Aufarbeitung der Kirche bezüglich Antisemitismus im Zusammenhang mit Bluthostien, nicht um die Heiligsprechung von Carlo Acutis.
(vatican news - sst)
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