Domitillakatakomben – Ein Erlebnispark des Glaubens
Mit ?Er“, meint Wendel natürlich nicht sich selbst, sondern Jesus Christus, den Herrn dieser Christen, die sich hier von ca. 120 n.Chr. bis ins sechste Jahrhundert hinein haben begraben lassen - im Glauben, Ihm bei der Auferstehung der Toten dann von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
Ort der Glaubensverkündigung
Aber auch jetzt schon sei dieser Christus da: ?Wenn wir die Augen für diese Welt schließen, ist Er da – Er ist da!“, betont Wendel. Der studierte Theologe und Historiker versieht bereits seit fast 29 Jahren seinen Dienst in den Katakomben.
Noch unter Johannes Paul II. habe man, im Zuge der Erschließung der Katakomben nicht als bloße Tourismusorte, sondern als solche der Glaubensverkündigung, ihn als Theologen gefragt, ob er sich nicht dieser Aufgabe annehmen möchte. ?Und so landete ich dann hier in der Katakombe, und obwohl ich staatlich betrachtet schon lange in Rente bin, macht es immer noch sehr viel Freude“, erzählt Wendel.
Ort der Christusbegegnung
Der Katakombenführer berichtet von einem interessanten Wandel im Bezug auf die Besucherschaft. Waren es um das Jahr 2000 herum noch überwiegend Pilger, die im Rahmen ihres Romaufenthalts die Katakomben besichtigten, seien es jetzt immer mehr Schulklassen. ?Zum großen Teil stammen sie aus den neuen Bundesländern und werden hier zum ersten Mal mit dem Glauben konfrontiert. Das ist eine sehr spannende Angelegenheit, und ich mache sie sehr gerne.“, erklärt Wendel.
Vor allem, wenn er mit seiner Führung durch diese ?Orte der Glaubensverkündigung der Auferstehung“, wie Papst Paul VI. einst sagte, Einzelnen, die beispielsweise vor kurzem mit einem Sterbefall konfrontiert wurden, Trost und Hoffnung spenden kann, erfülle ihn das sehr.
In der langen Zeit seines Dienstes habe er sogar erlebt, dass drei Personen im Kontext der Katakomben Priester geworden seien; zwei davon waren vorher selbst Katakombenführer. ?Und einer von diesen drei... da sag ich immer: Den hat der liebe Gott am Schlawittchen gepackt in den Katakomben. Und bei dem letzteren war das sogar so, dass er seine Primizmesse in der Katakombe gefeiert hat. Er wollte dort, wo es zwischen ihm und Christus zur Begegnung gekommen war, dort wollte er seine Primizmesse feiern... Und wir haben sie dann auch gefeiert, wir haben sie wunderschön gefeiert!“, erinnert sich Wendel.
Ort der Gemeinschaft der Heiligen
Nach unserem Gespräch geht es dann hinunter in die Katakomben. Auf vier Etagen und einer insgesamten Ganglänge von bis zu 17 Kilometern finden sich über 100.000 Gräber. Während wir durch die engen Gänge laufen, erzählt mir Herr Wendel mehr über die Geschichte, Eigenart und Symbolik der Katakomben.
Ich erfahre, dass das Begräbnis in Katakomben vor allem eine judäo-christliche Praxis gewesen ist, während die römische Bevölkerung zu der Zeit meist die Feuerbestattung praktizierte. Insgesamt gibt es in Rom 63 Katakombenanlagen, darunter sechs jüdische und der Rest mehrheitlich christliche Anlangen. Bei den Christen hatte jeder Getaufte Anrecht auf eine eigene Nische, die dann auch nicht mehr leergeräumt werden durfte.
Häufig versuchte man sich dabei so nah wie möglich um ein Heiligen- bzw. Märtyrergrab platzieren zu lassen. Im Fall der Domitillakatakomben waren dies die Heiligen Nereus und Archilleus, welche unter Kaiser Diokletian Anfang des 4. Jahrhunderts den Tod erlitten.
Ort des Gottesdienstes
Eine Besonderheit der Domitillakatakomben bildet die halb unterirdische Basilika, welche Ende des 4. Jahrhunderts unter dem Pontifikat von Papst Damasius erbaut wurde und die einzige unterirdische Basilika Roms ist. Insgesamt fänden hier circa 400 Personen Platz und könnten noch heute Gottesdienste begehen.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zu den Domitillakatakomben und zu Möglichkeiten für eine Besichtigung finden Sie auf der
(vatican news - rva)
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