Parolin: „Die Situation in Gaza ist untragbar – wir warten auf konkrete Schritte“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat im italienischen Fernsehen über das jüngste Telefonat zwischen Papst Leo XIV. und dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu gesprochen. Hintergrund war ein israelischer Militärangriff in Gaza, bei dem die katholische Kirche der Heiligen Familie getroffen wurde. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, mehrere wurden verletzt.
„Ich glaube, das Telefonat war angebracht“, so Parolin in dem Interview mit Tg2 Post vom 18. Juli 2025. „Man konnte dem Papst nicht vorenthalten, was passiert ist, etwas von solcher Schwere.“ Die direkte Kommunikation mit dem Papst bezeichnete der Kardinal als „positiv“.
Drei Erwartungen
Aus dem Gespräch ergeben sich laut Parolin drei Erwartungen: Erstens müssten die Ergebnisse der angekündigten Untersuchung bekannt gemacht werden. „Die erste Erklärung war, dass es sich um einen Fehler handelte“, sagte Parolin. „Aber es wurde eine Untersuchung zugesichert: Diese muss mit aller Ernsthaftigkeit durchgeführt und deren Resultate bekannt gemacht werden.“
Zweitens müsse es über Worte hinaus nun konkrete Taten geben. Parolin äußerte die Hoffnung, „dass das, was der Premierminister gesagt hat, möglichst bald Wirklichkeit wird“, denn die Situation in Gaza sei „wirklich untragbar“.
Viele Grenzen überschritten
Auf die Frage, ob man es mit einem „grenzenlosen Krieg“ zu tun habe, antwortete der Kardinal: „Sicherlich – wenn man sieht, was geschieht. Wie kann man eine Bevölkerung wie die in Gaza zerstören und aushungern?“ Bereits viele Grenzen seien überschritten worden. Der Vatikan habe seit Beginn auf die Notwendigkeit der „Verhältnismäßigkeit“ hingewiesen.
Besonders mit Blick auf den Angriff auf die Kirche betonte Parolin: „Wir müssen Zeit geben, um herauszufinden, was tatsächlich passiert ist: Ob es wirklich ein Fehler war – was man berechtigterweise bezweifeln kann – oder ob es die Absicht gab, gezielt eine christliche Kirche zu treffen.“ Christen seien ein „Element der Mäßigung“ im Nahen Osten sowie im Verhältnis zwischen Palästinensern und Juden. Sollte der Angriff gezielt erfolgt sein, wäre das ein Versuch, einen Faktor zu beseitigen, der zu einer Waffenruhe oder einem Frieden beitragen könnte.
Auf die Frage, welche Rolle die Diplomatie des Heiligen Stuhls in den aktuellen Konflikten spielen könne, antwortete Parolin: „Wir bleiben offen und bieten uns an – das haben wir schon mehrfach getan.“ Eine tatsächliche Vermittlung könne aber nur stattfinden, „wenn beide Seiten diese akzeptieren“. Momentan sei es „technisch sehr schwierig“, da es an der nötigen Bereitschaft fehle. „Wir werden nicht aufhören zu insistieren und die Hoffnung nicht aufgeben“, versicherte er.
Mit Blick auf mögliche Friedenssignale sagte Parolin abschließend: „Sie erwähnten die Worte von Netanjahu, dass ein Waffenstillstand in greifbarer Nähe sei: Ich möchte es glauben.“
(tg2/vatican news)
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