Rom: Katholisches Jugendtreffen auf dem Petersplatz eröffnet
Silvia Kritzenberger – Vatikanstadt
Mit dem einwöchigen katholischen Jugendtreffen hat am Montag in Rom eine der meisterwarteten Großveranstaltungen des Heiligen Jahrs 2025 begonnen. Offiziell eröffnet wurde das Event mit einer feierlichen Willkommensmesse unter Vorsitz des vatikanischen Cheforganisators des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella.
Am Dienstagmorgen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die Heilige Pforte am Petersdom zu durchschreiten und an der Messe für katholische Influencer im Petersdom teilzunehmen. Am Nachmittag standen ein von der Taizé-Gemeinschaft gestaltetes ökumenisches Treffen mit digitalen Missionaren und ein Gebet in den Vatikanischen Gärten auf dem Programm.
Zu Beginn der Messfeier mit rund 120.000 jungen Menschen erklang auf dem Petersplatz eine von den Psalmen inspirierte Komposition der christlichen Rockband Hillsong United aus Sydney – ein Lobgesang auf die an der Menschheit gewirkten Heilstaten Gottes.
Die Umarmung der Brüderlichkeit
In seinem in mehreren Sprachen verlesenen Grußwort dankte der Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung den jungen Menschen dafür, dass sie „die Einladung des Papstes angenommen haben, an diesem Jubiläum teilzunehmen“, das ihnen und der Hoffnung gewidmet sei, die jeder von ihnen in sich trage. Er erinnerte auch daran, dass viele der jungen Menschen aus Kriegsgebieten nach Rom gekommen seien – von der Ukraine bis nach Palästina. „Möge die Umarmung der Brüderlichkeit, die uns vereint und zu einem Leib macht, euch alle erreichen; lasst ihnen die Zeichen eurer Freundschaft nicht fehlen,“ so Fisichella.
Auch die Fürbitten wurden in verschiedenen Sprachen vorgetragen, Zeichen der Universalität der Kirche. Gebetet wurde unter anderem für „die jungen Menschen, die unter Kriegen, sozialer und wirtschaftlicher Not, Einsamkeit und Sinnleere leiden.“
Der Glaube ist keine Initiative des Menschen, sondern eine Antwort auf das Kommen Christi
Die Predigt zum Tagesevangelium über die Auferweckung des Lazarus hielt der italienische Erzbischof aus dem Stegreif. Am Beispiel des Dialogs Jesu mit den Schwestern Marta und Maria illustrierte er, dass der Glaube keine Initiative des Menschen sei, sondern eine Antwort auf das Kommen Christi. Jesus begegne uns zu seiner Zeit, auf seine Weise – und unsere Aufgabe sei es, bereit zu sein, ihn zu empfangen.
„Der Glaube ist eine Begegnung, aber wer uns zuerst entgegenkommt, ist Jesus. Er kommt uns entgegen, wann er will, wie er will, und zu der von ihm, und nicht von uns bestimmten Zeit. Wir sind nur gerufen, ihm zu antworten,“ so Fisichella.
Jesus dorthin folgen, wo er für uns das wahre Glück bereitet hat
Die Verzögerung Jesu beim Besuch seines kranken Freundes, die merkwürdig erscheinen mag, sei in Wahrheit eine Lektion: Glaube bedeute nämlich, auf den Herrn zu vertrauen, auch wenn er scheinbar zu spät kommt. Und hier sei Marta ein klares Zeichen des Glaubens:
„Ein Zeichen dafür, dass der Herr, wenn er uns begegnen will, in uns wachsame, bereite Menschen vorfinden muss; Menschen, die bereit sind, ohne zu zögern zu ihm zu eilen, denn der Glaube – und das ist ein zweites Merkmal – ist eine Entscheidung der Freiheit, einer Freiheit, mit der wir uns in die Nachfolge des Herrn stellen. Wir folgen ihm dorthin, wohin er uns führen will. Wir folgen ihm dorthin, wo er für jeden von uns das wahre Glück bereitet hat.“
Freiheit ist auch Verzicht
Doch jede Geste der Freiheit bedeute auch einen Verzicht. Wir sind erst in dem Moment wirklich frei, in dem wir auf etwas verzichten, vor allem aber, wenn dieser Verzicht darauf abziele, dem Herrn zu begegnen und ihm zu folgen, so Fisichella weiter: „Wir werden von Gott geliebt. Deshalb werden wir niemals allein sein, wir können niemals verlassen werden, denn Jesus ist unser Wegbegleiter.“
Marta sage uns, dass der Glaube zu Taten werde, zu einem konkreten Zeugnis; einem Leben, das sich nach der Lehre Jesu richtet, nach dem Vermächtnis, das er uns hinterlassen hat. „Wir müssen den Hungrigen zu essen geben, den Durstigen zu trinken; da sein, wenn jemand uns braucht, wenn jemand krank ist, im Gefängnis ... Da sein, um Würde zurückzugeben, wo jemand seiner Würde beraubt ist…. Wir sind gerufen, Mut zu machen, Trost zu spenden und allen, die weinen, ein Lächeln zu schenken. Die Seligpreisungen sind das Zeugnis, das der Herr von uns für die Welt von heute verlangt, denn dies ist die Hoffnung, auf die sie wartet.“
Auf die Herausforderungen unserer Zeit bezogen, stellte der Erzbischof abschließend fest, dass wir „in einer Zeit voller Gewalt leben“ – und das nicht nur in Kriegsgebieten: „Gewalt gibt es auf unseren Straßen, in unseren Städten, sie ist ganz in unserer Nähe, in den Schulen. Wir müssen die Gewissheit der Hoffnung vermitteln, dass die Liebe immer siegt, dass die Güte die Gewalt überwindet, dass wir jeden Tag in der Einfachheit unseres Lebens Friedensstifter sein müssen. Wenn wir um uns herum Frieden schaffen, wird die Welt Frieden haben.“
Der Überraschungsgast am Ende der Messe
Am Ende der feierlichen Messe, die musikalisch auch von den Hymnen vergangener Weltjugendtage begleitet wurde, stand den jungen Menschen noch eine schöne Überraschung bevor: Papst Leo hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich vorbeizuschauen und nach einer ausgedehnten Runde im Papamobil auf dem Petersplatz noch einige persönliche Worte an die Heilig-Jahr-Pilger zu richten, die ihm einen begeisterten Empfang bereiteten.
(vaticannews – skr)
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