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Paul Gavrilyuk überreicht Papst Leo XIV. am 7. Juni 2025 die Broschüre der Internationalen Orthodoxen Theologischen Vereinigung Paul Gavrilyuk überreicht Papst Leo XIV. am 7. Juni 2025 die Broschüre der Internationalen Orthodoxen Theologischen Vereinigung  (@Vatican Media)

„Einheit durch Teilhabe am Leben Gottes“

Im Rahmen des Heiligen Jahres 2025 hat der orthodoxe Theologe Paul Gavrilyuk an einer Pilgerreise vatikanischer Mitarbeiter teilgenommen. Der Präsident der Internationalen Vereinigung orthodoxer Theologen warb für neue Impulse in der Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. Im Zentrum steht für ihn eine theologische Vision: die Vergöttlichung des Menschen.

Devin Watkins und Mario Galgano - Vatikanstadt

Paul Gavrilyuk, Präsident der International Orthodox Theological Association (IOTA), begleitete die Mitarbeitenden des Vatikans auf einer Pilgerfahrt im Rahmen des Heiligen Jahres 2025. In einem Gespräch mit Vatican News würdigte er die jüngsten Begegnungen zwischen Papst und Patriarch als „äußerst wichtige Schritte zur Einheit der Kirche“, die seine Organisation weiter fördern möchte.

„Ich bin gekommen, um Gott zu danken und den weisen Worten des Papstes über die christliche Einheit und Versöhnung zuzuhören“, sagte Gavrilyuk, der auch den Thomas-von-Aquin-Lehrstuhl für Theologie und Philosophie an der Universität von St. Thomas in Minnesota, USA, innehat.

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Überwindung innerkirchlicher Spaltungen

IOTA organisierte kürzlich eine internationale Konferenz an der Päpstlichen Universität Angelicum in Rom unter dem Titel „Nizäa und die Kirche des dritten Jahrtausends: Auf dem Weg zur katholisch-orthodoxen Einheit“. Anlass war das 1700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa (325), das sich der Überwindung innerkirchlicher Spaltungen widmete. „Damals gelang es, ein gemeinsames Glaubensbekenntnis zu formulieren – das sogenannte nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, das wir heute noch in der Liturgie sprechen“, erklärte Gavrilyuk.

Die Tagung blickte nicht nur zurück, sondern richtete den Fokus auf künftige Möglichkeiten der Einheit. „Wenn wir von der Kirche des dritten Jahrtausends sprechen, dann in der Hoffnung, dass diese Kirche, insbesondere in Bezug auf Katholiken und Orthodoxe, in voller Gemeinschaft leben kann“, so Gavrilyuk. „Das bedeutet konkret, gemeinsam am Tisch des Herrn den Leib und das Blut Christi zu empfangen.“

Theologischen Austausch

IOTA vereint über 1.700 Kirchenführer und Wissenschaftler aus 44 Ländern, um den theologischen Austausch innerhalb der orthodoxen Tradition zu fördern. Die Konferenz vom 4. bis 7. Juni versammelte katholische Theologen beider Riten sowie Vertreter der koptischen, syrischen, armenischen und chalkedonensischen Kirchen. Auch der anglikanische Erzbischof Rowan Williams sowie Kardinal Kurt Koch, Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, nahmen teil.

„In früheren ökumenischen Gesprächen“, sagte Gavrilyuk, „haben wir oft die Bäume unserer Unterschiede gesehen, aber nicht den Wald unseres grundlegenden gemeinsamen Glaubens: Wir glauben an den dreieinen Gott – Vater, Sohn und Heiligen Geist – und daran, dass der Sohn Gottes, wahrer Gott, Mensch wurde für unser Heil.“

Zukünftige Dialoge sollten sich, so Gavrilyuk, auf theologische Themen konzentrieren, die Christen einen. Besonders geeignet sei dabei die Lehre von der Vergöttlichung (Deifikation), also die Teilhabe des Menschen am göttlichen Leben. „Es handelt sich um eine Lehre, in der es kaum Meinungsverschiedenheiten gibt – dass wir durch Gottes Gnade werden, was Gott von Natur aus ist.“

Bei seinem Treffen mit Papst Leo XIV. am Samstag stellte Gavrilyuk die Arbeit von IOTA vor und betonte sein Anliegen, das Thema der Vergöttlichung stärker in den Mittelpunkt des ökumenischen Dialogs zu rücken. „Das Außergewöhnliche an dieser Lehre ist“, sagte er abschließend, „dass sie sowohl im Osten als auch im Westen akzeptiert ist – bislang jedoch nie eine nennenswerte konziliare Anerkennung erfahren hat.“

(vatican news)

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12. Juni 2025, 11:58