ÐÓMAPµ¼º½

Rheinmetall in Unterlüß produziert Panzer - Agenturfoto vom 12.3.2025 Rheinmetall in Unterlüß produziert Panzer - Agenturfoto vom 12.3.2025 

Kardinal Parolin fordert koordinierte, friedliche Abrüstung

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat Wettrüsten kritisiert und für Abrüstung geworben. „Die übermäßige Anhäufung von Waffen ermöglicht zwar einen oft angestrebten strategischen Vorteil, birgt aber auch die Gefahr, das Wettrüsten weiter anzuheizen, Bedrohung und Angst vor dem anderen zu schüren und zu einer Destabilisierung beizutragen, die zu einer dramatischen Situation für alle führen kann", sagte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La stampa" (Mittwoch).

„Es besteht die dringende Notwendigkeit, ein friedliches Gleichgewicht in den internationalen Beziehungen wiederherzustellen und eine koordinierte Anstrengung für eine friedliche Abrüstung zu unternehmen“, sagte der Vatikan-Diplomat auf die Frage, welche Position der Heilige Stuhl mit Blick auf eine scheinbare Beschleunigung des Wettrüstens in verschiedenen Teilen der Welt – angefangen bei der Europäischen Union – einnehme. Gefragt wurde Parolin auch nach berechtigter Verteidigung. Er antwortete darauf: „Der Anstieg der Militärausgaben in den letzten Jahren, dessen Dynamik sich in letzter Zeit noch verstärkt hat, zeigt, wie stark die Wahrnehmung einer unsicheren und fragmentierten Welt ist. Zwar ist das Engagement eines jeden Landes für die Wahrung von Souveränität und Sicherheit legitim und berechtigt, doch stellt sich immer die Frage, inwieweit die Stärkung der militärischen Macht dazu beitragen kann, das Vertrauen zwischen den Nationen zu stärken und einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Es ist auch wichtig zu betonen, dass das Recht auf Selbstverteidigung nicht absolut ist. Es muss nicht nur mit der Pflicht einhergehen, die Ursachen oder die Bedrohung eines Konflikts zu minimieren und nach Möglichkeit zu beseitigen, sondern auch mit der Pflicht, die militärischen Fähigkeiten auf das für die Sicherheit und die Selbstverteidigung erforderliche Maß zu beschränken.“

„Es stellt sich immer die Frage, inwieweit die Stärkung der militärischen Macht dazu beitragen kann, das Vertrauen zwischen den Nationen zu stärken und einen dauerhaften Frieden zu schaffen“

Gaza und Ukraine: Gewaltfreie Lösungen finden

Konkret angesprochen auf den Gaza-Konflikt, bekräftigte Parolin, ähnlich wie jüngst in einem Interview mit den vatikanischen Medien, die Position des Vatikans: Wie bei anderen Konflikten sehe der Heilige Stuhl Krieg nicht als Mittel zur Lösung von Problemen und fordere, „wie ein Großteil der internationalen Gemeinschaft, die dringende Aufhebung der Blockade der humanitären Hilfe“. Er verwies zudem darauf, dass die beiden bisherigen Waffenstillstände zur Freilassung von mehr als 140 Geiseln führten – „was beweist, dass Verhandlungen, insbesondere in einem so komplexen Kontext, ihre eigene Wirksamkeit haben. Wie von vielen Ländern gewünscht, müssen auch für den Heiligen Stuhl diese Verhandlungen in den Rahmen eines politischen Prozesses eingebettet sein, der auf eine globalere Lösung der israelisch-palästinensischen Frage und eine Stabilisierung des gesamten Nahen Ostens zielt.“ Parolin betonte zudem, Papst Leo XIV. werde „die jüdisch-christlichen Beziehungen weiter ausbauen, die von katholischer Seite nie in Frage gestellt wurden, auch nicht angesichts des beunruhigenden Phänomens der Bespuckung von Christen in Jerusalem durch einige jüdische Personen.“

Zur Ukraine sagte Parolin: Friede sei „gerecht“, wenn er die Würde aller anerkennt und schützt, ohne Demütigung, ohne Bedingungen, die offene Wunden hinterlassen. „Und ein Frieden zwischen Staaten ist nur dann ‚dauerhaft‘, wenn er auf soliden Grundlagen des Völkerrechts, der Achtung des Rechts und der Freiheit beruht und nicht auf unsicheren, durch Waffen garantierten Gleichgewichten.“ Er betonte, die katholische Kirche und der Heilige Stuhl unterstützten weiterhin alle Akteure und forderten alle auf, die Tür zum Dialog nicht zu verschließen.

USA und China

Kardinalstaatssekretär Parolin wurde auch gefragt, wie er eine neue globale Bipolarität sehe, auf die die Vereinigten Staaten und China zuzusteuern scheinen und wie diese geopolitische und wirtschaftliche Dynamik angegangen werden solle.

Er bekräftigte auch hier, auf Dialog zu setzen: „Der Heilige Stuhl ist nach wie vor davon überzeugt, dass der Dialog der einzige Weg ist, um zu verhindern, dass die Differenzen zwischen diesen beiden Ländern und ihren jeweiligen Interessen in einen Konflikt ausarten. In dieser Zeit muss das Risiko vermieden werden, dass der Konflikt zwischen den beiden Supermächten als einzig mögliches Ergebnis angesehen wird. In diesem Sinne ist es von entscheidender Bedeutung, dass Peking und Washington den begonnenen Dialog fortsetzen und versuchen, die derzeitigen Spannungen abzubauen und Berührungspunkte in zentralen Fragen wie Handel und Sicherheit zu finden.“ Ebenso wichtig sei, dass andere Länder und internationale Organisationen bei der Wiederbelebung des Multilateralismus und der Entwicklung einer ausgewogenen Multipolarität zusammenarbeiteten, die globale Stabilität gewährleiste. „Diplomatie, gegenseitiger Respekt, Gerechtigkeit und Transparenz sind unverzichtbare Instrumente, um diese komplexe Situation anzugehen und nach Lösungen zu suchen, die Frieden, Entwicklung und Nachhaltigkeit für alle fördern können.“

„Diplomatie, gegenseitiger Respekt, Gerechtigkeit und Transparenz sind unverzichtbare Instrumente, um diese komplexe Situation anzugehen und nach Lösungen zu suchen, die Frieden, Entwicklung und Nachhaltigkeit für alle fördern können“

Friedens-Engagement des Heiligen Stuhls anerkannt

Die Begegnungen und Gespräche zwischen den Staats- und Regierungschefs bei der Beerdigung von Papst Franziskus und der offiziellen Amtseinführungsmesse von Papst Leo XIV. bezeichnete Kardinal Parolin als „wichtiges Zeichen für die internationale Anerkennung des Engagements des Heiligen Stuhls für den Frieden.“ Der Vatikan-Diplomat erinnerte daran, dass auch die allerersten Worte von Papst Leo XIV. ein aufrichtiger Appell waren, gemeinsam Brücken zu bauen. „Ich habe den Eindruck, dass die internationale Gemeinschaft dies mit Interesse aufgenommen hat, und die Dialoge, die in den darauffolgenden Tagen stattfanden, konzentrierten sich genau auf die Notwendigkeit, die Konflikte zu beenden, wobei der Heilige Stuhl als glaubwürdige Instanz für deren Lösung anerkannt wurde.“

(la stampa - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

04. Juni 2025, 12:21